China

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Arbeitszeitregime 996

996 – so nennt sich ein weit verbreitetes „Arbeitszeitmodell“ in China. Die Arbeitszeit geht von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr abends und das an sechs Tagen in der Woche! Damit kommt man auf 72 Wochenarbeitsstunden, was in China kein Einzelfall ist. Das ist eine Arbeitszeit, die die Menschen bis an die Grenzen des Ertragbaren ausbeutet.

Korrespondenz

Nicht wenige Berichte gibt es über plötzliche Todesfälle in Zusammenhang mit der Überarbeitung in Chinas „Aufstiegsbranchen“ – insbesondere IT, KI und Elektromobilität, aber auch in der Textilbranche. So findet man sehr schnell zahlreiche Berichte über Arbeiter, wie dem Arbeiter Wang Yongjun, der bei Luona Fashion - einem Lieferanten für H&M und L Brands - in 996 arbeitete und nach einer anstrengenden Schicht im Schlafsaal der Fabrik plötzlich verstarb. Oder die Geschichte eines erst 23-jährigen Arbeiters guter Gesundheit, Xu Xiao, der im Schlafsaal einer Elektronikfabrik nach dreizehn aufeinanderfolgenden Nachtschichten mit jeweils über zwölf Stunden Arbeit plötzlich verstarb.¹

 

Aktuell ist das Arbeitszeitmodell 996 im Zusammenhang mit dem Aufstieg von DeepSeek von einem KI-Start-up an die Spitze der weltweit führenden Unternehmen in Künstlicher Intelligenz wieder in die internationalen Medien gelangt.² Es ist ein Faktor, wie chinesische Konzerne sich eine führende Rolle im internationalen Konkurrenzkampf aufbauen konnten und diese weiter ausbauen.

Wird das nun ein Exportschlager?

Aus zuverlässigen Quellen* hat die Redaktion der Roten Fahne erfahren, dass es durchaus international führende chinesische Übermonopole gibt, die dieses Arbeitszeitmodell auch in Deutschland einführen. So z.B. der Weltmarktführer im Bau von Batterien für Elektroautos CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited), der inzwischen in Deutschland produziert. Dort arbeiten chinesische Arbeiter ebenfalls an sechs Tagen in der Woche mindestens zwölf Stunden täglich. Widerstand regt sich – sowohl unter den chinesischen Arbeitern als auch unter der Stammbelegschaft. Doch dann wird von der Unternehmensführung angeführt, dass die chinesischen Arbeiter mit chinesischen Verträgen in Deutschland arbeiten würden und das deshalb nicht angreifbar sei. Doch weit gefehlt!

 

So gilt für das Arbeiten in Deutschland natürlich das deutsche Arbeitsrecht. Aber auch in China sieht das Arbeitszeitgesetz einen üblichen Arbeitstag von acht Stunden an fünf Tagen und somit eine 40-Stunden-Woche vor. Möglich sind Überstunden von täglich maximal drei Stunden und maximal 36 Überstunden im Monat.³ Eine 72-Stunden-Woche, wie mit dem 996-Prinzip, ist also auch in China illegal und wird in keinem einzigen chinesischen Arbeitsvertrag so stehen.


Schon Karl Marx sagte über den Arbeitstag im Kapitalismus: „An sich hat der Arbeitstag keine konstanten Grenzen. Die Tendenz des Kapitals geht ständig dahin, ihn bis auf die äußerste physische mögliche Länge auszudehnen, weil in gleichem Maße die Mehrarbeit und folglich der daraus resultierende Profit vermehrt wird.“¹²

 

Wer einmal mit den Arbeiterinnen und Arbeitern, die im 996-Prinzip gearbeitet und dann meist nur fünf bis zehn Tage Urlaub im Jahr haben, gesprochen hat, der kann das abgehobene Gesäusel mancher DKP-Führer von der „antiimperialistischen Kraft [Chinas] auf dem Weg zum Sozialismus“ nicht mehr hören. Solche Arbeitszeiten sind ein klarer Beweis für den neuimperialistischen Charakter des heutigen China.

 

Eine Jugendarbeitslosigkeit von offiziell über 18 Prozent in China macht deutlich, dass die Arbeit auf mehr Schultern verlagert werden kann und muss. Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich! Für die 30-Stunde-Woche bei vollem Lohnausgleich auf Kosten der Monopolprofite! Dazu organisiert euch in der IG Metall und / oder der revolutionären Partei in Deutschland – der MLPD.