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Erfolgreiche Arbeiterdemonstration

Die IG-Metall-Vertrauenskörperleitung (VKL) am Standort Dortmund von ThyssenKrupp Stahl (TKSE) hatte gestern zu einer Arbeiterkundgebung und -demonstration in die Dortmunder Innenstadt eingeladen.

Von gp
Erfolgreiche Arbeiterdemonstration
Ein Signal und ein Anfang: Mutige Arbeiterdemonstration gestern in Dortmund (rf-foto)

Es war eine bewusste Entscheidung, einen Tag vor den Bundestagswahlen auf die Straße zu gehen. Sie wollten damit ein Zeichen setzen für den Kampf gegen die drohende Arbeits- und Ausbildungsplatzvernichtung, gegen Standortschließungen, Out-Sourcing und Lohnsenkung. Ein besonderes Anliegen der VKL war, sich damit auch gegen Rechtsentwicklung und Faschismus zu stellen.

 

Auf Einladung waren Arbeiterdelegationen aus den Stahlstandorten TKSE und HKM Duisburg, Bochum und Hoesch Hohenlimburg gekommen. Weitere Delegationen kamen von Opel Bochum, Ford Köln, ZF Witten. Schaeffler Dortmund und TKES aus Gelsenkirchen. Das spiegelt den Wunsch vieler Kolleginnen und Kollegen wider, gemeinsam zu kämpfen. Denn alle sind ebenfalls von massiven Angriffen auf ihre Arbeits- und Ausbildungsplätze - bis zur drohenden Schließung - und Lohnsenkungen betroffen.  Auch Familien, Jugendliche und Kinder waren gekommen. Eine ganze Reihe von Organisationen überbrachte Solidarität: Kumpel für AUF, Dortmunder Friedensforum, VVN, Ver.di-Senioren, Solikreis Stahl Duisburg, Dortmunder Montagsdemo, SDAJ, AfA SPD, Bir-kar, MLPD.

 

Ein Vertrauensmann von HKM sprach den Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzen: „Sollen wir abwarten und still und leise uns ‚sozialverträglich abwickeln‘ lassen? Nein! Wir sind Stahlarbeiter! Wir laufen nicht weg, wenn es brennt. Wir laufen nicht auseinander, wenn Schwierigkeiten auf uns zukommen. Wir stehen zusammen und kämpfen! Ob das den Konzernspitzen oder sonst wem nicht passt, ist dabei völlig egal.“

 

Einig waren sich alle Delegationen, dass Verzicht keinen Arbeitsplatz sichert, sondern ein harter und konsequenter Kampf notwendig ist. Daran zeigt sich auch die spalterische und zersetzende Rolle der AfD mit ihrer Hetze gegen die Migranten.

 

Das wurde an dem bewegenden Bericht eines aktiven Gewerkschafters deutlich. „Wie kann es sein, dass mir jetzt Kollegen, mit denen ich jahrzehntelang Seite an Seite gearbeitet, das Essen mit ihnen geteilt habe, rechte Posts schicken – ich sage bewusst nicht von welcher Partei? Wie kann es sein, dass meine Frau und meine Tochter wegen ihres Kopftuches und ihrer türkischen Wurzeln auf der Straße angepöbelt werden?“

 

Anschließend wurde eine Schweigeminute für alle Opfer des faschistischen Terrors wie zuletzt in München abgehalten.

 

Im zweiten Block hatten die örtlichen Politiker aller Parteien mit Ausnahme der AfD die Gelegenheit, sich zu den Forderungen des Aufrufs der VKL zu äußern. Gekommen waren Vertreter der SPD, GRÜNE, Linke, MLPD und für die DKP die SDAJ. Die CDU hat sich entschuldigt, ihr war ein Wahlkampfstand in 100 Meter Entfernung wichtiger! Ausdrücklich für ein Verbot der AfD sprachen sich Sarah Rissmann von der MLPD und Jens Peick von der SPD aus.

 

Alle Parteienvertreter drückten ihre Solidarität mit den Stahlarbeitern aus. Was man gegen die Kahlschlagpläne von ThyssenKrupp Vorstand tun kann, darin unterschieden sie sich allerdings. So legte Jens Peick den Schwerpunkt vor allem auf die Senkung des Industriestrompreises und forderte den Einstieg des Staates. Sonja Lemke von den Linken forderte den Ausbau der Mitbestimmung, „damit die Arbeiter bei einem Haustarifvertrag mitentscheiden können.“ Ein Einstieg des Staates ändert aber nichts an den kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten. Und die Mitbestimmung in dieser Form ist in der kapitalistischen Gesellschaft eine Illusion. "Mitbestimmung" der Arbeiter kann es hier nur auf Basis des Kampfes geben.

 

Sarah Rissman betonte, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter nur mit einem selbständigen konzernweiten Streik ihre Forderungen durchsetzen können. Sie lenkte als einzige den Blick über den Kapitalismus hinaus: „Im Kapitalismus wird nicht nach den Bedürfnissen der Gesellschaft produziert, sondern nur was Maximalprofit bringt. Erst im Sozialismus wird nach den Bedürfnissen der Menschen  planmäßig und umweltschonend produziert.“

 

Im Block mit Beiträgen verschiedener Organisationen überbrachten der Jugendverband REBELL und die Rotfüchse ein selbstgemaltes Plakat der Rotfüchse. Danach zog ein kämpferischer Demozug mit Parolen und Liedern durch die belebte Dortmunder Innenstadt. Er stieß auf viel Zustimmung.

 

Zurück am Kundgebungsplatz wurde als Höhepunkt und Konsequenz aus der  Veranstaltung von den gut hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Erklärung für den gemeinsamen Kampf  der Stahlarbeiter einstimmig verabschiedet. Dafür sollen ab sofort Unterschriften gesammelt werden.

 

Auf Nachfrage zeigten sich die Mitglieder der VKL zufrieden und stolz auf ihre Aktion. „Auch wenn noch nicht viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Betrieb gekommen sind, war es wichtig, dass wir damit ein Zeichen gesetzt und einen Anfang gemacht haben. Toll war vor allem  die Beteiligung der Delegationen aus anderen Betrieben.“

 

Die ganze Veranstaltung wurde würdig mit dem Lied vom selbständigen Streik der Rheinhauser Stahlarbeiter 1988 beendet.