Kampf um jeden Arbeitsplatz
Brose will Würzburger Werk schließen - Belegschaft kampfbereit
Bereits im Dezember letzten Jahres kündigte Michael Stoschek, Vorsitzender des Verwaltungsrates bei Brose, sowohl Investitionen als auch Personalkosten um jeweils 20 Prozent herunterzufahren. Bis 2025 sollten im gesamten Konzern 2200 Arbeitsplätze vernichtet werden.
Jetzt hat Stoschek noch eins draufgelegt. Der Standort Würzburg mit 1400 Arbeitsplätzen soll komplett dicht gemacht werden und das trotz eines Tarifvertrages, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2026 ausschließt. Jetzt wird deutlich, warum Stoschek Elon Musk auf der Betriebsversammlung in Bamberg als sein „Vorbild“ bezeichnete.
Manche Kolleginnen und Kollegen machen sich hier noch Illusionen. Diese Drohung mit der Standortschließung ist keine bloße Drohkulisse, um die Tarifbindung oder ähnlich erkämpfte betriebliche Rechte vom Tisch zu bekommen. Sie ist bitterer Ernst. Die Automobilzulieferer stehen unter Druck auf Grund der Weltwirtschaftskrise und der verschiedenen Strukturkrisen in der kapitalistischen Weltwirtschaft. Der Kampf um die Absatzmärkte hat sich verschärft und manche haben sich auch verzockt. So auch Brose, der groß in Bamberg und Coburg erweitern wollte und jetzt massiv die Investitionen stoppt. Brose liegt laut Handelsblatt 2024 auf Platz 7 der Automobil-Zulieferer in Deutschland, allerdings familiengeführt. Das kann so angesichts des verschärften internationalen Konkurrenzkampfes nicht weiter aufrecht erhalten werden. Brose sucht Partner, dafür muss die Braut aufgehübscht werden auf unsere Kosten.
Doch Stoschek weiß nicht, mit wem er sich hier anlegt. An der Betriebsversammlung in Würzburg nahmen 1000 Kolleginnen und Kollegen teil. Sie sprachen sich für offensive Kampfmaßnahmen aus, um den Standort zu erhalten. Am Samstag, dem 15. Februar, demonstrierten 2500 Menschen in der Würzburger Innenstadt gegen die geplante Schließung des Werkes, mit vielen selbst gemachten Schildern. Familienmitglieder, Vertreter der Handwerkskammer sowie Delegationen aus anderen Betrieben der Region waren dabei. Darunter auch wir von der MLPD. Die Kolleginnen und Kollegen waren sehr erfreut, wenn wir gesagt haben, dass wir aus Coburg kommen und die Kolleginnen und Kollegen bei Brose dort unterstützen. Der Kampf kann nicht alleine geführt werden. Dafür waren das Faltblatt zur 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sowie die Streikrechtsbroschüre wichtig. Auch die Wahlzeitung der Internationalistischen Liste/MLPD setzten wir ein.
Kollegen trugen auch Schilder „Wir kämpfen für jeden Arbeitsplatz!“ Denn die Forderung Erhalt des Standortes greift zu kurz. Der kann ja noch bestehen, wenn eine kleine Vertriebsabteilung vor Ort ist. So haben wir es in Nürnberg bei Adtranz erlebt, wo die Fertigung weg war und die Entwicklung noch zwei Jahre blieb, um dann ohne Verbindung zur Produktion auch zu verschwinden.
Daneben ein Plakat „Brose! Wie vor 20 Jahren! Man schließt Würzburg nicht!“ Genau vor 20 Jahren ist die Übernahme des Werkes von VDO-Siemens zu Brose fast am massiven Widerstand der Belegschaft gescheitert. Die Belegschaft wollte damals die Übernahme des IG-Metall-Tarifvertrages durch Brose. Brose ist ja 2006 aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten. Mit dem Ergebnis, dass die Kolleginnen und Kollegen in Coburg 10 Prozent weniger haben. Brose konnte das Werk nur übernehmen, indem es den Tarifvertrag in Würzburg anerkannte. Ein Kampferfolg. Geplant war zudem damals, mit Hilfe von Subventionen der EU in Höhe von 30 Prozent der Investitionskosten das Werk nach Ostrava/Tschechien zu verlagern. Auch das ist am Widerstand der Belegschaft gescheitert. Daran erinnert diese Plakat. Und das ist genau richtig. Daran muss angeknüpft werden.
Dieser Kampfbereitschaft muss die örtliche IG-Metall-Führung Rechnung tragen. Sie orientiert allerdings auf Verhandlungen für einen Sozialtarifvertrag. Mit dieser Krücke versucht die IG-Metall Führung, dem fehlenden Streikrecht auszuweichen. Denn in der Bundesrepublik gibt es zwar die unternehmerische Freiheit, Werke stillzulegen oder zu verlagern, aber nicht das Recht dagegen zu streiken.
Mit einem Sozialtarifvertrag soll die Schließung des Werkes so teuer wie möglich gemacht werden durch hohe Abfindungssummen und Transfergesellschaften. Diese Taktik ist bei AEG in Nürnberg gescheitert - und nicht nur dort! Wenn man sich auf Verhandlungen zu seinem Sozialtarifvertrag einlässt, hat man die Vernichtung der Arbeitsplätze schon akzeptiert. Wir müssen uns das Recht auf Streik nehmen und dies selbständig organisieren.
Die MLPD ist hier die einzige Partei, die in einem solchen Kampf an der Seite der Kolleginnen und Kollegen steht. Das hat sie in vielen Kämpfen u.a. beim Opelstreik bewiesen. Sie hat auch das Know How dafür. Eine Stimme für die MLPD am 23. Februar ist keine verlorenen Stimme, sondern auch eine Stimme für die Arbeiteroffensive. Eine Stimme dafür, dass wir nicht bereit sind, unsere Arbeits- und Ausbildungsplätze auf dem Altar der kapitalistischen Profitwirtschaft zu opfern. Es ist eine Stimme dafür, dass wir uns eine Gesellschaftsordnung vorstellen können, wo nicht der Profit, sondern die Menschen und die Natur im Mittelpunkt stehen.