VW Zwickau
Betriebsratswahl in polarisierten Zeiten
Ende Januar fand im VW-Werk in Zwickau eine Betriebsratswahl außer der Reihe statt. Das Gremium war Ende 2024 geschlossen zurückgetreten, nachdem die Liste „Bündnis Freie Betriebsräte“ die Wahl von 2022 angefochten hatte. Die Listenführer Lars Bochmann und Jörg Reichenbach der sogenannten „Freien“ sind Funktionäre der AfD, aufs Engste mit dem faschistischen Verein ZENTRUM verbunden.
Also alles andere als „ideologiefrei und unabhängig“, wie sie im Werbeflyer behaupten. In zwei Gerichtsverfahren hatten Richter keine Wahlmanipulation festgestellt. Allerdings beanstandeten sie zwei formale Fehler aus der langen Sammlung zusammengeklaubter Anwürfe und es stand eine mögliche Ungültigkeit der Betriebsratswahl von 2022 im Raum.
Die Methode der Anfechtung – mit Dreck werfen, es wird schon was hängen bleiben - liegt voll auf der Linie faschistischer „Betriebsratsarbeit“ (wenn man davon überhaupt sprechen mag) und passt zu den Auftritten von AfD-Abgeordneten am Werkstor: Ihr Hauptziel ist, die gewerkschaftliche Organisiertheit zu schwächen und die IG Metall zu attackieren! Und das in einer Zeit, in der die Belegschaft gegen die Kahlschlagspolitik des VW-Konzerns ankämpft! AfD - Arbeiterfeinde für Deutschland kann man da nur sagen.
Peinlich, dass die örtliche Geschäftsleitung auf der letzten Betriebsversammlung aufdeckte, dass sich die sog. „Freien“ seit der letzten Betriebsratswahl mit keinem einzigen Antrag (!) oder Anliegen im Sinne der Belegschaft zu Wort gemeldet hätten. Dafür: sattes Klimaleugnertum, immer neue Klageverfahren gegen IG-Metall-Betriebsräte, Attacke auf die E-Mobilität, Standortchauvinismus, antikommunistische Hetze gegen vermeintlich „linke Eliten“ und so weiter. Und nicht zu vergessen, so berichten Kollegen aus dem direkten Umfeld der AfD'ler, sind sie immer auf ihren persönlichen Vorteil bedacht.
Zurück zur Betriebsratswahl im Januar 2025: Die Wahlbeteiligung lag mit rd. 70 Prozent leicht über der letzten Wahl. Die Liste der IG Metall erhielt rund 88 Prozent und 33 Sitze (35 im Jahr 2022), die faschistische Liste rund 12 Prozent und vier Sitze (zwei Sitze im Jahr 2022).
Auch wenn die Gewerkschafts- und Arbeiterfeinde zwei Sitze zugewinnen konnten, werten IG-Metaller im Betrieb das Gesamtergebnis vor allem als Erfolg in dieser polarisierten Zeit. „Dafür, dass die AfD rund um Zwickau bei Wahlen bis zu 30 Prozent bekommt, haben sie im Werk schlechter abgeschnitten. Außerdem muss man in Rechnung stellen, dass kurz vor der Wahl fast Tausend Befristete erfahren, dass sie nicht übernommen werden sollen und voll wütend sind. Das Wahlergebnis zeigt, dass die Mannschaft mehrheitlich kapiert hat: Wir brauchen unsere Gewerkschaft“, so ein IG-Metall-Vertrauensmann. Seine Kollegin ergänzt: „Mit den Streiks und Aktionen Ende letzten Jahres hat sich das gewerkschaftliche Bewusstsein gefestigt. Wenn wir kämpfen, spüren wir, was Gewerkschaft bedeutet. Wir müssen als Belegschaft wieder die Zügel in die Hand nehmen. Denn es gibt viel Kritik und Zweifel an dem Tarifabschluss. Ich sage immer, wir müssen da weitermachen, wo wir im Dezember zu früh aufgehört haben. Und was Wahlen angeht, ob im Werk oder draußen: 'Alle gemeinsam gegen den Faschismus!“