Internationalistische Liste / MLPD
Ungewohnter Wahlkampf-Auftritt in Aschaffenburg
Trübe Wolken hängen über Aschaffenburg. Die Frühschicht ist zu Ende. Durch das alte Metall-Drehtor am Haupteingang zum Werk der Firma Linde, in der die berühmten roten Gabelstapler gebaut werden, schieben sich jetzt langsam immer mehr Kollegen, teilweise mit recht müden Gesichtern heraus.
Doch die Müdigkeit weicht schnell, als sie kurz nach dem Drehtor in die entschlossenen Gesichter hellwacher Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer blicken, die ihnen das neue Wahlprogramm der MLPD unter die Nase halten. Das hatten sie noch nicht erlebt.
„Kannst du dir vorstellen, uns zu wählen?“ „Wir sind die einzige Arbeiterpartei auf dem Wahlzettel!“ „Make socialism great again! Wir brauchen eine andere Gesellschaft! Wählt die MLPD!“ Einzelne lehnen harsch ab, manche ignorieren und manche nicken zustimmend. Es entstehen schnell Dutzende kurze und längere Gespräche. Einladungsflyer zur Gesprächsrunde und Wahl-Programme wechseln in doppelter Menge wie sonst den Besitzer.
Viele Kollegen kennen die MLPD. Jahrzehntelange Kleinarbeit vor und im Betrieb zahlt sich aus. Ein Kollege grüßt mit Handschlag und spendet prompt 20€. Die Pförtner sind uns freundlich gesonnen und respektvoll und lassen den ungewöhnlichen Trupp gewähren. Sie staunen nicht schlecht, als der dann auch noch eine Lautsprecher-Anlage auf einem Bollerwagen direkt vor dem Drehtor platziert.
„Ich wähl die Linke. Die kommt eher wie ihr ins Parlament!“ rufen manche Kollegen. „Zu spät! Ich hab schon gewählt!“ Verschiedene Wahlkämpfer halten kurze Reden am Mikrofon und gehen direkt auf solche Argumente ein. Sie berichten von ihren eigenen Erfahrungen aus dem Betrieb und erinnern die Kollegen daran, dass das Stellvertreterdenken, der kleinbürgerliche Parlamentarismus, auf den „Die Linke“ hauptsächlich setzt, dabei stehen bleibt, sich mit kleineren Übeln zufrieden zu geben. Aber den Kapitalismus stellt sie nicht gundsätzlich in Frage!
Die MLPD ist eine revolutionäre Kampfpartei! Bei uns kann und soll man vor allem als Arbeiter mitmachen und selber aktiv werden! Wir brauchen einen konsequenten Kampf um höhere Löhne und um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Für konzernweite Streikaktionen und internationale Arbeitereinheit. Wir dürfen uns nicht von faschistischen Parteien spalten lassen! Und die Arbeiterklasse muss sich auch in alle politischen Fragen einmischen – ob es um soziale und demokratische Rechte oder gegen die wachsende Kriegsgefahr geht. Dafür brauchen wir die MLPD! Sie muss gestärkt werden.
Nach einer Suppenpause begann schon wenig später unsere Kundgebung in der Innenstadt von Aschaffenburg. Wir bauten einen ansprechenden und auffälligen Stand mit Kaffee-Insel in der Fußgängerzone auf und schon bald blieben Passanten aller Altersklassen neugierig stehen. Nur wenige Hundert Meter von unserem Kungebungsplatz entfernt ereignete sich drei Wochen zuvor das schlimme Messer-Attentat. Trotz einer wieder erstarkten und wachsenden antifaschistischen Gegenbewegung hing die Polarisierung mit ultrarechter und faschistische Hetze in den letzten Wochen wie ein Schatten über der Stadt und hat die Bevölkerung tief verunsichert.
Abwechselnd mit jeweils passenden Liedern sprachen verschiedene bayerische Kandidaten der Landesliste und auch der Aschaffenburger Kandidat. In seinen Redebeiträgen sprach er sich gegen die Anfeindungen und für menschenwürdige Rechte und Freiheiten der LTBGQ-Bewegung aus. Er griff die AfD an, die es neben queeren Menschen und Migranten auch besonders auf die Bürgergeld-Empfänger abgesehen hat und spannte auch unmittelbar den Bogen, wie sich die frauenfeindliche Agenda der faschistischen AfD auf die Situation alleinerziehender Frauen auswirkt. Wir einige Spenden, einige Leute wollen mit uns in Kontakt bleiben. Wir ließen den ereignisreichen Tag mit neu gewonnenen Erfahrungen und Eindrücken in einer Kneipe gemütlich ausklingen! Herzlichen Dank nochmal an alle tatkräftigen Unterstützerinnen und Unterstützer!