Länger wollte der Vorstand nicht mehr warten
Mercedes: Knallhartes „Sparprogramm“ der Belegschaft vorgestellt
Nach zweieinhalb Monaten stellte die Personalvorständin Sabine Kohleisen zusammen mit dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Ergun Lümali der Belegschaft vor, was der Konzern den Kolleginnen und Kollegen mit seinem 5-Milliarden-Sparprogramm konkret abverlangt. Wer erwartet hatte, dass dies auf einer Betriebsversammlung mit der Möglichkeit zur Aussprache erfolgt, sah sich getäuscht. Die Kolleginnen und Kollegen an den Bändern wurden dazu in einem 20-minütigen Video informiert, die anderen sollten sich das an ihren Monitoren am Arbeitsplatz anschauen.
Hier spricht die Angst des Vorstandes, dass der weitgehende Angriff auf Löhne, erkämpfte Rechte und vor allem Arbeitsplätze von den Beschäftigten nicht kampflos hingenommen wird - Vorbild: VW-Kolleginnen und Kollegen. So sollen die Ergebnisbeteiligung, Jubiläumszuwendungen und sogar die Tariferhöhung gekürzt, ein Urlaubstag an Weihnachten und Silvester nicht bezahlt werden. Die Wahlmöglichkeit beim tariflichen Zusatzgeld soll wegfallen. Außerdem soll es noch mehr Flexibilität beim Personalkarussell geben.
Bei der für die Beschäftigten wichtigsten Frage der Arbeitsplatzvernichtung, bei der bürgerliche Medien mit bis zu 20.000 zu vernichtenden Arbeitsplätzen rechnen, wollte Frau Kohleisen jedoch nicht konkret werden. Zur Beruhigung betonte sie, dass die „Beschäftigungssicherung“ bis 2029 bestehen bleibe, während Lümali diese Beruhigungspille verlängert haben will. Er wolle auch Eingriffe in tarifliche Regelungen nicht hinnehmen und notfalls dafür streiken. Dennoch sagte er „konstruktive Gespräche zu“.¹
Nach ersten Informationen müssen die Arbeiter und Angestellten diesen abgedämpft daherkommenden Großangriff erstmals verarbeiten. Spontan gibt es natürlich Unmut über den verlangten Reallohnabbau. Die meisten akzeptieren nicht, dass ein Konzern, der von 2021 bis 2023 sage und schreibe 52,8 Milliarden an Rekordprofiten ausgewiesen hat und auch heute noch satte Gewinne macht, jetzt die Lasten der kapitalistischen Krisen auf die Belegschaft abwälzen will.
Aber dass die „Beschäftigungssicherung“ die längst erfolgte Arbeitsplatzvernichtung nicht verhindert hat und diese auf Kosten der Zukunft unserer Jugend in neuer Dimension vorangetrieben werden soll – das muss erstmals erkannt werden. Die Betriebsgruppen der MLPD haben sich zur Aufgabe gemacht, diese Diskussion mit dem Ziel eines konzernweiten gewerkschaftlichen und selbständig organisierten Kampfes zu führen. Dazu soll auch der Wahlkampf der Internationalistischen Liste / MLPD beitragen. Jede Stimme dafür ist eine bewusste Entscheidung für den Weg der Arbeiteroffensive!