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Kleines Mädchen und ihre Mutter sind gestorben - Große Trauer und Anteilnahme - Protest gegen reaktionäre Vereinnahmung

Gestern Nachmittag sind die 37-jährige ver.di-Gewerkschafterin Amel und ihre kleine Tochter Hafsa, die durch den faschistischen Anschlag am Donnerstag schwerst verletzt worden waren, gestorben. Die Familie möchte, dass die Vornamen der beiden veröffentlicht werden.

Von gis
Kleines Mädchen und ihre Mutter sind gestorben - Große Trauer und Anteilnahme - Protest gegen reaktionäre Vereinnahmung
Trauer- und Solidaritätskundgebung im München (rf-foto)
Entsetzen, Trauer und eine überwältigende Anteilnahme am Leid der Familie prägen die Stimmung in der Stadt. Nachdem die Nachricht bekannt geworden war, brach der Strom der Menschen, die am Königsplatz Blumen niederlegten, den ganzen Abend nicht mehr ab. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Oberbürgermeister Dieter Reiter drückten mit einem Blumengruß ihre Anteilnahme aus.
 
Es ist das erste Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dass eine Gewerkschafterin und ihr Kind durch einen faschistischen Anschlag auf eine gewerkschaftliche Demonstration ermordet wurden. Über 30 wurden verletzt. Und wenn sich die modernen Faschisten tausendmal als Freunde der Arbeiter tarnen: In dieser Tat kommt ihre wahre Gesinnung zum Ausdruck, mit blutigem Terror würden sie gegen Arbeiterkämpfe und Gewerkschaften vorgehen, wenn sie an die Macht kämen. Wehret den Anfängen! Alle zusammen gegen den Faschismus! Dazu mahnt der Anschlag von München jeden Demokraten, jeden Antifaschisten, jede Arbeiterin und jeden Arbeiter und die gesamte Gewerkschaftsbewegung.
 
Die MLPD trauert mit der Familie und mit den Kolleginnen und Kollegen der getöteten Gewerkschafterin um sie und ihr Kind. Sie verpflichtet sich, alles in ihren Kräften stehende zu tun, damit eine breite antifaschistische Bewegung es verhindert, dass in Deutschland wieder eine faschistische Diktatur errichtet wird. Sie wird ganz besonders den weltanschaulichen Kampf gegen den modernen Faschismus in den Mittelpunkt rücken und sich in ihrer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit dafür stark machen.
 
Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke findet die richtigen Worte in einem Brief, den alle ver.di-Mitglieder bekommen haben: "Wir sind zutiefst erschüttert und fassungslos angesichts des Todes einer Mutter, unserer Kollegin, und ihres zweijährigen Kindes, die am Donnerstag an einem ver.di-Demonstrationszug teilgenommen haben, der Ziel eines Anschlags geworden ist. Die Trauer über das Leid der Opfer des Anschlags von München wird so schier unermesslich. Wir trauern mit den Angehörigen und der gesamten Familie, sind in Gedanken bei ihnen und wünschen ihnen so viel Kraft, wie sie nun dringend brauchen. Wir als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter stehen in dieser schweren Stunde solidarisch zusammen. Zusammenhalt und gemeinsame Stärke werden gerade jetzt so sehr gebraucht.“
 
Bereits am Freitagabend versammelten sich auf dem Münchner Odeonsplatz mehrere tausend Menschen zu einer Solidaritätskundgebung Ein breites Bündnis hatte dazu aufgerufen. Solidarität und Anteilnahme waren untrennbar damit verbunden, gegen die faschistoide Hetze gegen Flüchtlinge und Migranten zu protestieren, die unmittelbar nach dem Anschlag einsetzten. Befeuert wird sie hauptsächlich von der AfD. Wenn sie nach einer Koalition zwischen ihr und der CDU schreit, spricht sie nicht mehr von einer Brandmauer, sondern von einer "Blutmauer". Was aber taten denn die Hitlerfaschisten, nachdem sie an die Macht kamen? Mit aller Brutalität zerschlugen sie die Gewerkschaften und sperrten als erste Kommunisten, Gewerkschafter und Arbeiter in die Konzentrationslager. 
 
Nicht nur die AfD missbraucht den tödlichen Anschlag für reaktionäre Hetze. Söder und Faeser schreien nach Abschiebeflügen nach Afghanistan. Auch Sahra Wagenknecht reiht sich ein: "Unser Land wünscht sich weniger Migration". Faschistische Anschläge wie in Hanau, München, Mannheim, Aschaffenburg richten sich in jedem Fall gegen die Massen, ob sie nun von einem religiösen Fanatiker aus Afghanistan oder wie erst vor einer Woche von einem weißen schwedischen Faschisten begangen werden. Dieser hatte in Örebro in einem Zentrum für Erwachsenenbildung elf Menschen ermordet - alle waren Migranten, machten dort eine Ausbildung, um in Schweden zu arbeiten. Menschen aus Syrien, Afghanistan, Bosnien und Eritrea. Der Sohn des ermordeten Syrers ist überzeugt davon, dass die „Jahre mit einwanderungsfeindlicher Rhetorik“ zu der Tat beigetragen haben. Nicht nur menschenverachtend, auch völlig unlogisch, durch Grenzschließungen und Abschiebungen seien solche Taten zu verhindern.
 
Wir brauchen eine fortschrittliche Willkommenskultur, eine fortschrittliche Flüchtlingspolitik und müssen zusammenstehen bei der Verteidigung des Asylrechts und des Rechts auf Flucht auf einer klaren antifaschistischen Grundlage! AfD und alle faschistischen Organisationen und ihre Propaganda gehören verboten. So kann man faschistische Anschläge verhindern oder wenigstens eindämmen. Übrigens tagte in München nur wenige hundert Meter vom Ort des Anschlags entfernt das imperialistische Kriegstreibertreffen, bei dem der amerikanische Vize dem Faschismus und der AfD einen Freifahrschein ausstellte.
 
Der Mann der ermordeten Gewerkschafterin und Vater des zweijährigen Mädchens, das sein Leben verlor, hat zusammen mit weiteren Familienangehörigen und Freunden gegenüber der Süddeutschen Zeitung ein beeindruckendes Statement abgegeben. Es zeugt von einer würdevollen Haltung und möge allen Hetzern die Schamesröte ins Gesicht treiben. Die 37-jährige Amel wurde in Algerien geboren und kam mit vier Jahren nach Deutschland. Sie studierte Umweltschutz und war seit 2017 bei der Stadt München als Ingenieurin beschäftigt. Sie arbeitete zuletzt als Sachgebietsleiterin bei der Münchner Stadtentwässerung. Der Familie ist es wichtig, dass der Tod von Mutter und Tochter nicht genutzt werde, „um Hass zu schüren“, er dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden. Im Statement heißt es: „Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Ihr war es sehr wichtig, ihrer Tochter diese Werte mitzugeben.“