Mercedes Stuttgart-Untertürkheim

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Wie die Werksleitung die Kollegen vor dem MLPD-Wahlkampf „schützt“

Kaum hatten wir unsere Plakate, Tische und die Lautsprecheranlage aufgebaut, kamen Werkschützer auf uns zu und forderten auf: "Bitte verlassen sie das Betriebsgelände, ansonsten müssen wir die Polizei (zurück)holen", von denen wir uns aber gerade erst freundlich verabschiedet hatten.

Korrespondenz

Dass sie damit Wahlbehinderung betreiben und in verschiedenen Gerichtsprozessen bereits geklärt wurde, dass öffentlich zugängliches Betriebsgelände für das Verteilen von Flugblättern und Ansprache der Kolleginnen und Kollegen legal ist, interessierte diese Sheriffs nicht. Kurz danach traf nicht nur die Polizei wieder ein, sondern hatte der Werkschutz einen direkten Zugang vom Parkhaus (das Mercedes nicht gehört) ins Werk geschaffen, über den die rein- und rausgehenden Kolleginnen und Kollegen ohne Torkontrolle an uns vorbei geleitet wurden.


„Ein einmaliger Vorgang“, so später eine Kollegin am offenen Mikrofon. „Das habe ich in meiner Zeit beim Daimler noch nie erlebt. An einem Tor, wo seit Jahrzehnten von der IG Metall, aber auch anderen politischen Kräften Flugblätter verteilt und Aktionen stattfinden, traut die Geschäftsleitung den Kollegen nicht zu, sich selbst ein Bild vom Wahlkampf der MLPD zu machen.“

 

Was treibt Mercedes zu dieser Bevormundung „seiner lieben Mitarbeiter“ und zu diesem höchst undemokratischen Akt? Hat die Werksleitung das von Elon Musk abgeschaut, der in seinem Tesla-Werk auch rigoros gegen kämpferische Gewerkschafter vorgeht? Jedenfalls sollte jetzt wohl das Verbot des Auftretens der MLPD durchgesetzt werden, was der Werksleitung noch bei der Europawahl nicht gelang.

 

Die Nervosität hängt sicherlich auch mit dem 5-Milliarden-"Spar"-Programm zusammen, dessen Umsetzung nächste Woche in Form von Video-Botschaften in den Abteilungen verbreitet werden soll. Die Auseinandersetzung auf einer Betriebsversammlung ist dem Vorstand wohl zu heiß. In verschiedenen Medien wird mit der Vernichtung von 20.000 Arbeitsplätzen sowie Einschnitten bei Sonderzahlungen gerechnet.

 

„Dass der Vorstand sich damit seit November Zeit gelassen hat, zeigt die Angst vor euren Kampfaktionen“, hieß es in einer der Kurzansprachen über Lautsprecher. Diesen folgten Lieder des Arbeiter- und Volkswiderstandes mit Begleitung an der Gitarre und rhythmischer Begleitung am Cajon.


Mit der Ansprache „davor sollt ihr beschützt werden“ haben wir dennoch einen Teil der Wahlprogramme an die Frau oder Mann gebracht. Manche winkten uns zu oder tänzelten zur Musik und der ein oder andere sagte, dass er die MLPD wählen würde. Dennoch wirkte das Vorgehen des Werkschutzes auf einen Teil der Kollegen einschüchternd.


Interessant war, dass die Polizisten mit den Mercedes-Verantwortlichen verhandelten, die Aktion zu dulden. Sie hatten zumindest Verständnis, dass wir beim Wahlkampf im Gegensatz zu den bürgerlichen Parteien den Kontakt zu den Arbeitern suchen, weshalb der von ihnen zugewiesene Versammlungsort, weit weg vom Tor, das nicht ermöglicht hätte. Wir werden um unsere demokratischen Rechte kämpfen!