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Weidel bei Caren Miosga, von Storch bei "Hart aber fair" - Fernsehauftritte machen AfD salonfähig

Während die antifaschistische Bewegung sich bereits der Millionenbeteiligung nähert, setzt das öffentlich-rechtliche Fernsehen dem Dammbruch noch die Krone auf.

Von gis

Am Sonntag Abend zur besten Sendezeit nach dem Tatort: Caren Miosga plaudert mit der Faschistin Alice Weidel, als ob das das Normalste von der Welt wäre. Angeblich sollte dieser Auftritt und sollten die Fragen der Journalistin Miosga der "Entzauberung" der AfD-Co-Vorsitzenden dienen. Aber solche Fernsehauftritte dienen von vornherein der Verharmlosung der AfD, wenn ihre Vertreterinnen und Vertreter behandelt werden wie ganz normale bürgerliche Politiker. Seit der Springer-Konzern provokativ einen "Beitrag" von Elon Musk in der Zeitung "Die Welt" durchpeitschte, steigert sich die Verharmlosung von Faschisten und der faschistischen Gefahr in den Medien und hat eine neue Qualität angenommen.

 

Als weitere Talk-Gäste waren der „Welt“-Journalist Robin Alexander und Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie eingeladen. Ihnen biederte Weidel sich an: "Wir sind eine konservativ-liberale Partei.“

 

Das war ihre durchgehend zur Schau getragene Methode. „Meine persönliche Lehre aus Auschwitz ist, dass so etwas natürlich nicht nochmal passieren darf und das wird es ja auch nicht", sagte sie zur Frage, wie sie denn über den Holocaust denke. Und dann: "Ich finde es verstörend, wenn der Holocaust für politische Instrumentalisierung genutzt wird. Die Tagespolitik missbraucht den Holocaust-Gedenktag.“

 

Wenn der Holocaust-Gedenktag mahnt und vor der heute akuten faschistischen Gefahr warnt, ist das für die AfD "verstörend" - sie selbst verkörpert die faschistische Gefahr. Darauf, dass sie das Holocaust-Gedenken als "Schuldkult" bezeichnet hat, geht sie nicht ein. Ebensowenig auf die "Windmühlen der Schande", womit geplante Windräder in einem hessischen Wald gemeint sind, die Weidel „niederreißen“ möchte. Bevor sie das gar zu dünne Eis betritt, dass angeblich Atomenergie billiger sei als Energie aus Erneuerbaren, wechselt sie zum Ukrainekrieg und zur Aufrüstung der Bundeswehr. „Wir lassen uns vor das Kanonenrohr der USA spannen. Der Einsatz von Taurus-Raketen würde uns zur direkten Kriegspartei machen.“ Damit biedert sie sich an den Friedenswillen der Massen an, um sich im gleichen Atemzug für die Erhöhung der Rüstungsausgaben auf 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts stark zu machen.

 

Bei "Hart aber Fair" war Beatrix von Storch von der AfD eingeladen. Bekanntlich will sie auf Flüchtlinge schießen lassen, wenn in ihren Augen zu viele nach Deutschland wollen. Wie Friedrich Merz in seinem Entwurf für das unsägliche "Zustrombegrenzungsgesetz" spricht sie von einem angeblich hohen Anteil von Ausländern an den "täglichen Gruppenvergewaltigungen". Mit Gruppenvergewaltigungen sind in der polizeilichen Kriminalstatistik Vergewaltigungen mit mehr als einem Tatverdächtigen gemeint. 761 Fälle wurden 2023 erfasst. Viele begangen von "Zuwanderern", wie von Storch sagte. Tatsächlich gibt es Zahlen zur Herkunft dieser Tatverdächtigen - entgegen der Aussage des Moderators Klamroth. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Sommer 2024 hat die Polizei nämlich durchaus die Staatsangehörigkeit der Tatverdächtigen erfasst. Bei den 761 Fällen hatten 2023 demnach 520 einen deutschen Pass. 71 waren Syrer, 49 Afghanen, 43 Iraker und 33 Türken.