Missbrauchsskandal im deutschen Turnen
Imperialistische Sportkultur auf die Anklagebank!
Ausgehend von den mutigen Turnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm haben kurz vor Weihnachten etliche deutsche Turnerinnen öffentlich schwere Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben. Kritisiert wurde unter anderem „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“¹.
Seitdem zieht dieser Missbrauchsskandal immer größere Kreise. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat Ermittlungen gegen einen früheren Trainer des Stuttgarter Kunstturnforums aufgenommen. Kürzlich kritisierte die ehemalige Spitzenturnerin Kim Bui, dass sich trotz zahlreicher Hinweise über Jahre hinweg im deutschen Turnen „nichts verändert“¹ habe. Dies zeigt, dass es ein System der Vertuschung gibt.
Im Buch „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften der Religion und der Kultur“ von Stefan Engel und Monika Gärtner-Engel heißt es zu den Hintergründen: „Die Idealisierung von Spitzensportlern ist unter anderem wegen des gewaltigen Erwartungsdrucks und Zwangs zu Höchstleistungen unmenschlich, bezogen auf die Jugend fragwürdig und wirkt nicht zuletzt destruktiv auf die Sportlerinnen und Sportler selbst …. Erst in den 2020er-Jahren entwickelte sich eine breite öffentliche Kritik gegen das Mobbing von homosexuellen Sportlern. Mutig brachen Spitzensportler ihr jahrzehntelanges Schweigen und setzten eine Lawine in Gang, die die verbreitete sexuelle Gewalt im Sport anprangerte".²
Diese Lawine ist angesichts des gewachsenen Frauenbewusstseins kaum mehr aufzuhalten. Turnerinnen waren und sind besonders betroffen, weil neben sexistischen Übergriffen der Druck zur Gewichtsreduzierung hoch ist und nicht selten zu schweren Erkrankungen bis zur Bulimie führte.
Volle Solidarität mit den betroffenen Turnerinnen! Lückenlose Aufklärung aller Übergriffe und strenge Bestrafung der Täter!
Alle betroffenen Turnerinnen betonten gleichzeitig ihre Freude am Sport. Ohne diese und das disziplinierte Training sind deren begeisternde Leistungen nicht denkbar. Die Vorgänge im Stuttgarter Bundesstützpunkt werfen ein Schlaglicht auf die Krise der bürgerlichen Sportkultur und das Bedürfnis nach proletarischer Sportkultur.
Dazu o.g. Buch: „'Freundschaft im Wettkampf' ist eine wegweisende proletarische Losung und Pionierarbeit für eine dialektische Einheit von Leistungs- und Breitensport, die bis heute die sozialistische Jugendbewegung und ihre Sportereignisse inspiriert und anfeuert“.² Auch darum: „Make Socialism great again!“.
Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur
202 Seiten
19 €