Monika Gärtner-Engel an Markus Lanz
"Chrupalla wurde mit sanfter Stimme in Watte gepackt"
Timo Chrupalla (AfD) war am Dienstag in der Talkshow von Markus Lanz und konnte sich unsäglich aufführen. Monika Gärtner-Engel von der MLPD hat die Sendung angeschaut und Markus Lanz geschrieben. Rote Fahne News dokumentiert.
Guten Morgen Herr Lanz!
Relativ häufig und meistens gerne sehe ich ihre abendliche Sendung. Aber vorgestern war ich hell entsetzt, welches Podium und welchen Stil Sie Timo Chrupalla zugestanden haben. Er konnte sich aufführen wie ein Berserker - und das völlig ungebremst. Sie haben ständig zugelassen, dass er jedem ins Wort fällt, schreit, lügt, dass sich die Balken biegen, andere Diskutanten beleidigt usw. Kaum einer der anderen Ihrer Gäste konnte auch nur einen Gedanken/ Redebeitrag in Ruhe ausführen.
Insbesondere Gregor Gysi (der sonst auch nicht unbedingt mein Held ist) hatte ja wirklich eine breite, fundierte Argumentationspalette auf Lager, wurde aber nur beschimpft und – so durchsetzungsfähig er sonst ist – bis auf glaube ich einen längeren Beitrag ständig gestört. Er war – solange ich zugeschaut habe – sogar derjenige, der von Ihnen mal einigermaßen harsch angegangen wurde. Chrupalla dagegen wurde mit sanfter Stimme in Watte gepackt.
Ihre Kollegin Caren Miosga hatte ja am Sonntagabend Alice Weidel bei sich und stets die Diskussion im Griff, wodurch Position und Stil von Frau Weidel aus meiner Sicht gut widerlegt und ihr wahres Gesicht deutlich wurde.
Ihr häufiger Satz dagegen war "ich möchte verstehen ...". Warum sagen sie das? Sie haben doch längst verstanden! Vielleicht wollten sie ihm taktisch eine Brücke zu einer sachlichen Darlegung bauen? Aber das ist voll, sorry, in die Hose gegangen! Er hat das nur als Ermutigung für seinen aggressiven und unverschämten Stil genutzt. Man sollte auch nicht denken, dass es eine Art Selbstentlarvung solcher Politiker gibt. Deren ultra-reaktionäre bis faschistische Anhänger finden das toll und die Duldung dieses Stils macht ihn zur Normalität.
Unangemessen fand ich auch, ihm so deutlich die Brücke zu bauen, dass er sich ja niemals so äußern würde wie Björn Höcke. Allgemein wird es doch so gesehen, dass dies taktische Unterschiede sind und spätestens seit dem Parteitag in Riesa die Partei im Wesentlichen auf die Höcke-Linie vereinheitlicht ist. Auf diesem Hintergrund sind die eingebrachten Differenzierungsangebote eher ein Beitrag dazu, die AfD mit einem angeblich gemäßigten Flügel salonfähig zu machen.
Also, diese ganze Sendung war aus meiner Sicht wirklich weit unter ihrem sonstigen Niveau und muss sich den verbreiteten Vorwurf gefallen lassen, dass Medien der AfD ein völlig unangemessenes Podium verschaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Gärtner-Engel