Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung
Weniger Konsum – aber für wen?
In der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 24. Januar 25 war ein fast ganzseitiges Interview mit Bernd Tönjes, dem Chef der laut WAZ 17,5 Milliarden schweren RAG Stiftung mit Sitz in Essen. Steinkohlebergleuten aus dem Ruhrgebiet ist Bernd Tönjes seit langen Jahren bekannt.
Tönjes war lange Zeit Vorstandsvorsitzender der Ruhrkohle AG (RAG). Jahrelang wurde die RAG in der Öffentlichkeit als das Musterbeispiel der Montanmitbestimmung dargestellt, wo angeblich alles ganz „sozialverträglich“ demokratisch entschieden wurde.
Die Beschäftigten erlebten die Sache etwas anders: Auf nahezu jeder Betriebsversammlung der Hauptverwaltung der RAG erklärte Bernd Tönjes ihnen, wie schlecht es der RAG geht und dass sie deshalb verzichten müssten: Auf einen Teil des Weihnachtsgeldes, auf Lohn und dafür Freischichten nehmen, etc. etc. Die Bergwerksdirektoren übernahmen das dann auf den Bergwerken.
Nach all den Jahren voller schwerer Verluste entstand aus der angeblich notleidenden RAG wie durch ein Wunder die milliardenschwere RAG Stiftung, die sich das Image einer mildtätigen Wohlfahrtseinrichtung gibt. In Wirklichkeit ist sie ein weltweit spekulierender Großkonzern.
Jetzt fordert Bernd Tönjes in der WAZ einen grundlegenden Kurswechsel nach der Bundestagswahl: „Ein weiter so darf es nicht geben“. Das heiße „weniger Konsum, mehr Investitionen.“
In seinem Interview sagt nicht, wer denn weniger konsumieren soll. Wir vermuten, dass er die Bergleuten, Rentner und insbesondere die Jugend meint. Eher unwahrscheinlich ist, daß er selbst oder seine Managerkollegen sich beim Konsum zurückhalten werden.
Bisher haben Leute wie Bernd Tönjes ihre kapitalistischen Methoden hinter der Fassade der „Sozialpartnerschaft“ versteckt. Jetzt jubelt er in seinem Interview über „die Erwartung, dass die Trumpsche Politik die Wirtschaft in den USA noch weiter beflügelt“. Damit gibt er für die neue Bundesregierung die Richtung vor: Bei allem, was Rente, Soziales, Gesundheit, Umweltschutz, Breitensport, Erziehung und Kultur angeht kürzen, was das Zeug hält.
An der Gewerkschaftsbasis sollten wir schon jetzt zeigen, dass wir in harten gewerkschaftlichen und selbstständigen Kämpfen unsere Rechte gegen Regierung und Konzerne verteidigen – egal wer drankommt!