Braunschweig
Hochinteressante Veranstaltung „Kampf der VW-Arbeiter – eine Zwischenbilanz“
Die MLPD-Diskussionsveranstaltung am 18. Januar 2025 mit Peter Weispfenning vom ZK der MLPD stieß auf großes Interesse. Der Raum war brechend voll, wir mussten noch Stühle nachholen. Unter den schätzungsweise 45 Besuchern und Besucherinnen waren viele VW Kollegen aus verschiedenen Betrieben der Region.
Das Eingangsreferat war sehr lebendig und angriffslustig. Es ordnete den Kampf der VW-Arbeiter in die politische Gesamtsituation ein, wertete wichtige Merkmale aus, bewertete den Abschluss differenziert und lieferte viel Stoff für die anschließend lebhafte Diskussion.
Die Diskussionsbeiträge bestätigten, dass in der Belegschaft eine intensive Diskussion über die Bewertung des bisherigen Kampfs und des Tarifabschlusses läuft. Viele der Aktiven sind stolz auf die Aktionen im Dezember. Manche sagen aber auch, „es hat alles nichts gebracht“. Es ist wichtig zu klären, dass VW sich zwar im Volumen durchgesetzt hat, dass sie sich aber angesichts des bei VW auf breiter Front erwachten Klassenbewusstseins nicht getraut haben, den Frontalangriff durchzuziehen. Das war eigentlich der Plan und sollte eine Vorreiterrolle für andere Betriebe und einen neuen Regierungsstil des rigorosen „Durchregierens“ prägen – das ist an der großen Kampfbereitschaft gescheitert!
Einhellig wurde aus allen Werken berichtet, dass der Abschluss von der großen Mehrheit der Kollegen abgelehnt wird. Berichtet wurde über kritische Diskussionen auf Vertrauensleutesitzungen. Einzelne Teams haben Protestbriefe an die IG-Metall-Führung geschrieben. Viele sagen: "Wir hätten im Januar streiken sollen, da hätten alle mitgemacht, die Streikbereitschaft war so groß wie nie".
Ausgewertet wurden auch die Warnstreiks und gewerkschaftlichen Proteste. Besonderes Augenmerk galt den vielfältigen selbständigen Initiativen, Protesten und kleineren Streiks. Es waren Tage der Schule der Dialektik von gewerkschaftlichen und selbständigen Streiks!
Dabei sind viele Details noch gar nicht bekannt oder kommen erst so langsam ans Licht. Große Kritik gibt es daran, dass die Kolleginnen und Kollegen nicht gefragt wurden, das berührt die Frage der Demokratie in der Gewerkschaft. Manche haben Austrittsgedanken,. Es gab diverse Überlegungen zur Streikführung. So hätte viel mehr die Einheit mit der Wohnbevölkerung hergestellt werden müssen, zum Beispiel mit einer Demo in der Stadt Wolfsburg, statt Versammlungen nur auf dem VW-Werksgelände oder hinter dem Stadion.
Eine wichtige Erfahrung war, dass in der Streiksituation im Dezember der Einfluß der AfD auf die VW-Arbeiter zurückging. Der Gedanke der Arbeitereinheit - egal welche Nationalität oder Herkunft - war bestimmend. Dass die AfD auf der Seite der Konzerne steht, ist vielen Kollegen aber noch nicht bewusst.
Das Resumee der Diskussion war: „Die Lage ist weiter heiß.“ Die Kollegen müssen das jetzt verarbeiten und Schlussfolgerungen ziehen, sich ihrer Stärke bewusst werden. Besonderes Augenmerk muss jetzt auf die Vorbereitung und Organisierung selbständiger Streiks gelegt werden. Wir werden den Wahlkampf nutzen, diese Fragen zu vertiefen und insbesondere auch die Frage der gesellschaftlichen Alternative zum arbeiterfeindlichen Kapitalismus diskutieren.
Am Ende sangen alle zusammen mit dem Liedermacher Nümmes das Lied „Voran im Vorwärtsgang“, das er in den Streiktagen geschrieben hat. Das sehr gute Ergebnis der Spendensammlung mit knapp 200 Euro brachte die Wertschätzung für die Arbeit der MLPD zum Ausdruck. Ein Kollege, der zum ersten Mal dabei war, sagte: "Jetzt habe ich ein ganz anderes Bild von euch“ und kaufte den Revolutionären Weg 36 „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus.“