Leserbrief zum Massenmord in Südafrika
„Es gibt keine illegalen Arbeiter“
Der folgende Leserbrief von Klaus-Jürgen Hampejs aus Gärtringen ist in der Zeitung „Gäubote“ vom 16. Januar erschienen. Er bezieht sich auf einen Artikel mit dem Titel "Massensterben unter Tage", der in der gleichen Zeitung erschienen ist und der sich mit dem Massenmord der südafrikanischen Regierung an den Bergleuten von Stilfontein beschäftigt:
Nach Wochen, kommt der erste Bericht über das Massensterben von Bergleuten in Südafrika. Vor Weihnachten 2024 ereignete sich dieses Grubenunglück. Seither haben die Eingeschlossenen keine Nahrung und Wasser mehr erhalten. Jede Kommunikation mit ihnen ist abgebrochen. Ein Bulldozer der Polizei hatte – trotz Bitten und Warnungen der Helfer – die Betonblöcke zerstört, an denen die Seilkonstruktion befestigt war. Jetzt lässt die Polizei niemanden mehr in die Nähe des Schachts.
MACUA (Mining affected Communitys in Action) hatte sich an das Verfassungsgericht gewandt, mit dem Antrag, dass binnen zwei Stunden, alle nötigen Rettungsmaßnahmen in die Wege geleitet werden. Ihr Antrag enthält Zeugenaussagen von Geretteten über die verzweifelte Situation unter Tage, wie sie Zahnpasta mit Toilettenpapier, Kakerlaken und Leichenteile aßen, Grubenwasser tranken, wie sie ihre Kollegen verhungern sahen. Der Anwalt der Regierung sagt dazu, dass MACUA mit emotional aufgeladener Rhetorik Mitgefühl für die unglücklichen Umstände erheischen will, die die illegalen Bergleute sich selbst geschaffen haben.
Wie lange muss das Sterben noch anhalten? Es gibt keine illegalen Arbeiter, nirgendwo in der Welt! Was ist heute Bergbau? Ein Drittel der 50 Millionen Bergleute sind Frauen, meist im wachsenden informellen Bergbau, der auch vor der Ausbeutung von Kindern nicht Halt macht. Die lukrativen Minen sind im Besitz von Weltkonzernen, die weniger lukrativen Minen werden von armen Menschen ausgebeutet. Die Menschen machen das aus Armut. Ich war mit Mercedes-Kollegen im September 2023 auf der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz. Mein Fazit: Kein Arbeiter ist illegal, wie es im Artikel des „Gäubote“ vom 16. Januar stand. Denn kein Mensch ist illegal. Die Weltkonzerne plündern den Planeten aus, weitestgehend ohne ordentlichen Arbeitsschutz. Mein Mitgefühl gehört diesen Bergleuten, ohne deren lebensgefährliche Arbeit gibt es schlicht gar nichts. Kein Handy, kein PC, kein Auto, gar nichts.