Polemische Umkehr

Polemische Umkehr

Briefwechsel zur Losung "Make Socialism great again"

Das Zentralkomitee der MLPD antwortet auf einen Leserbrief aus der MLPD Stuttgart-Sindelfingen. Rote Fahne News dokumentiert den Briefwechsel.

Briefwechsel

Brief zur Wahlkampflosung „Make Sozialism great again“

Ich denke, dass für alle fortschrittlichen Menschen auf der Welt die Person Donald Trump und sein Wahlspruch „Make America great again“ mit negativen Gefühlen verbunden ist. Vertreten werden mit ihm die Weltherrschaftspläne des US-Kapitals. Auch wenn man das entscheidende Wort verändert, kann man meiner Meinung nach diese reaktionäre und chauvinistische Parole nicht ummünzen, in etwas, was mit positiven Gefühlen verbunden wird. Deshalb bin ich der Ansicht, dass die Losung „Make Sozialism great again“ ungeeignet ist.

 

Uns geht es darum, dem echten Sozialismus neues Ansehen zu verschaffen. Dafür werden wir den Wahlkampf nutzen. Es ist sicher nicht einfach, dafür eine griffige Parole für ein Wahlplakat zu entwickeln. Ich finde, dass wir bei der letzten Bundestagswahl dazu gute Plakate hatten: „1000 Krisen - eine Ursache: Kapitalismus“ und „1000 Krisen – eine Lösung: Sozialismus“. Herzliche Grüße

Antwort des Zentralkomitees der MLPD

Lieber Genosse, Du sprichst eine wichtige Frage an. Tatsächlich steht die Losung von Donald Trump „Make America great again!“ exemplarisch für den Faschismus, Nationalismus, Reaktion, Kriegsvorbereitung und Umweltzerstörung. Es gibt derzeit wohl keinen kurzen Satz in der politischen Debatte, der die ganze reaktionäre Wende hin zum Faschismus so prägnant auf den Punkt bringt.

 

Und gerade deshalb haben wir uns für unsere Hauptlosung entschieden. Ich würde es nicht „ummünzen“ nennen, sondern eine polemische Umkehr. Durchaus löst der Begriff Sozialismus ebenso wie der Aufruf, auch wieder positive Gefühle aus. Es geht uns aber nicht nur darum. Es geht uns bei der Losung auch darum, den ganzen Ernst der Lage deutlich zu machen, die eine Entscheidung an einem Scheideweg herausfordert. Welchen Weg geht die Menschheit? Will sie untergehen in imperialistischer und faschistischer Barbarei und das jeweilige imperialistische Land auf Kosten anderer unterdrücken? Oder will sie eine Lösung im Sinne der Unterdrückten dieser Welt auf globaler Ebene mit einem neuen Anlauf im Kampf um den echten Sozialismus.

 

Insofern macht die Losung direkt deutlich, dass der Sozialismus erkämpft werden muss – im Wissen, dass die Faschisten, Imperialisten und das allein herrschende internationale Finanzkapital dafür bekämpft und besiegt werden müssen.

 

Eine Sprachwissenschaftlerin erklärte mir das so, dass man es als paradoxen Parallelismus bezeichnen kann. Eine bisher bekannte Sprachwendung wird aufgegriffen und in ihr Gegenteil verkehrt. Daraus entsteht auch ein Wortwitz, die Leute denken darüber nach, diskutieren kontrovers und unsere Losung sticht zwischen dem harmlosen Einheitsbrei bürgerlicher Wahlkampfagenturen der bürgerlichen Parteien heraus. Die Losungen der letzten Bundestagswahl waren in jedem Fall auch gut geeignet, aber es fehlte ihnen doch teils etwas die Prägnanz oder der Witz.

 

Es geht aber nicht darum, dass wir die Parole von Donald Trump „ummünzen“, in etwas was irgendwie mit positiven Gefühlen verbunden ist. Das ist kleinbürgerlich-idealistisch beeinflusst. Wir können die Gedanken nicht einfach „ummünzen“, wir führen einen Kampf um die Denkweise. Da ist es doch super, wenn wir mit unserem Wahlkampfslogan in direkte Auseinandersetzung gehen mit Donald Trump. Wir erleben ja auch in Deutschland eine verschärfte Rechtswende und in dieser Situation sollen die beiden gesellschaftlichen Pole sichtbar sein, dass die Leute sich positionieren können.

 

Was denkst du?

 

Herzliche Grüße
Lisa Gärtner