VW/Audi-Werk Brüssel
Der Kampf ist noch nicht vorbei!
Das Audi-Werk in Brüssel mit 3000 Arbeitsplätzen und einem vielfachen an Arbeitsplätzen in der Zulieferindustrie soll als eines der ersten im VW-Konzern knallhart geschlossen werden. Mit einer kleinen Delegation von Audi-Kollegen und MLPD besuchten wir am 23. Dezember die Kolleginnen und Kollegen in Brüssel, auf ihre Einladung hin.
Während die bürgerlichen Zeitungen einen einzigen Abgesang auf das Werk verbreiten, trafen wir dort Kolleginnen und Kollegen, die immer noch jeden Tag im Streikzelt sind, Protestaktionen organisieren, diskutieren und nicht aufgeben. Am selben Morgen hatten sie mit 200-500 Kollegen und Unterstützern eine Protest-Demo für die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Audi und der Gewerkschaft organisiert.
Die Produktion im Werk steht still, seit der Streik bei Imperial Logistics, einem wichtigen Zulieferer, die Produktion lahmgelegt hat. Dieser Streik richtet sich letztendlich auch gegen Audi, denn die Arbeiter bei den Zulieferern werden genauso ihre Jobs verlieren, aber ohne Abfindungen. Die Kollegen aus der Zulieferindustrie sind besonders kämpferisch. Einer sagt: „Ich bin zwar bei Rhenus, aber für mich ist das alles Audi.“ Viele von ihnen sind Migranten, noch jung, mehrere Frauen.
Im September, nachdem Audi die Schließung angekündigt hatte, waren die Arbeiterinnen und Arbeiter direkt in den Streik getreten. Auf die Frage, warum sie diesen Streik beendet hatten, erzählen sie: „Wir arbeiten nur Früh- und Spätschicht. Nach der Spätschicht sind alle nach Hause und am nächsten Tag kamen wir nicht mehr ins Werk!“ Sie wurden ausgesperrt.
Audi versucht, den Kampfwillen mit Abfindungen zu brechen. Dabei verbreiten die Medien, die Arbeiter würden an die 140.000 Euro bekommen. Ein Kollege zeigt uns die Liste: Nur Arbeiter, die mindestens 37 Jahre dabei waren, einen Bruttolohn von 8.000 Euro monatlich bekamen und Familie haben, bekommen eine solche Abfindung. Er sagt: „Sieben Jahre habe ich hier gearbeitet, nach Abzug der Steuern würde ich 19.000 Euro Abfindung bekommen. Was soll ich damit? Davon könnte ich nicht mal einen Transporter kaufen, um mich selbstständig zu machen. Sie behandeln uns, als wären wir nichts wert.“ Den Aktivisten ist bewusst, dass sie die Arbeitsplätze brauchen, für die Zukunft und für die Jugend, und nicht ein wenig Geld, das schnell verbraucht sein wird. Doch die Mehrheit der Kollegen ist seit zwei Monaten zu Hause, viele haben resigniert und warten nur noch auf die Abfindung. Die Diskussion mit ihnen, dass es nicht zu spät ist, muss neu entfacht werden.
Denn es ist noch nicht zu spät: Audi plant nächste Woche, die Produktion wieder aufzunehmen, um die letzten Autos fertig zu bauen. Ein Opel-Buch und zwei Broschüren zum Kampf bei Borbet wechseln die Besitzer. Wir berichten von dem Generalangriff auf die deutschen Industriearbeiter und dem sich entwickelnden Kampf dagegen. Es wird deutlich, das ist kein belgisches oder deutsches Problem – international stehen die Arbeiter vor ganz ähnlichen Herausforderungen. Wir versprechen, ihren Kampf in Deutschland bekannt zu machen. Émile sagt: „Ich verstehe, ihr unterstützt uns, wir unterstützen euch.“
Solidaritätsadressen an die Audi-Arbeiterinnen und Audi-Arbeiter in Brüssel können über die Internationale Automobilarbeiterkoordinierung icog@iawc.info weitergeleitet werden.