USA
Zwei Anschläge erschüttern das Land zu Neujahr
In der Silvesternacht rast um 3:15 Uhr Ortszeit ein weißer Pickup in die feiernden Massen in der Bourbon Street New Orleans. Nur sieben Stunden später explodiert um 8:39 Uhr Ortszeit in Las Vegas ein Tesla Cybertruck vor dem Trump Tower am Las Vegas Boulevard. Trotz einiger Überschneidungen scheint es sich nach jetziger Erkenntnislage um zwei verschiedene Anschläge zu handeln.
Während bei dem Bombenanschlag vor dem Trump-Tower in Las Vegas nur der mutmaßliche Täter selbst den Tod fand, hat der Attentäter von New Orleans mindestens 15 weitere Menschen umgebracht.
Trump instrumentalisiert die Anschläge für ausländerfeindliche Hetze
Trump ignorierte völlig alle bislang bekannten Tatsachen, so auch dass beide Täter US-Bürger und langjährige Berufssoldaten waren, und behauptet stattdessen, „Bidens Offene Grenzen“ („Bidens Open Borders“) seien schuld an den Anschlägen. In faschistischem Sprachgebrauch erklärt er, die "schwachen" Anführer des Landes hätten dabei versagt, die Amerikaner vor "gewalttätigem Abschaum" zu schützen. So will er nun weitere Angriffe auf Flüchtlinge und Migranten (was auch immer das in den USA als ehemaliger Siedlungskolonie eigentlich heißen soll) rechtfertigen und kündigt harte Maßnahmen an Tag 1 seiner Präsidentschaft an.
Nachdem er in den US-Medien für seine offensichtlichen Lügen allgemein kritisiert wurde, schrieb auf seinem eigenen Sozialen Netzwerk "Truth Social" über sich selbst: "TRUMP HATTE MIT ALLEM RECHT!" ("TRUMP WAS RIGHT ABOUT EVERYTHING!", Schreibweise nach Originalzitat) Dass, ganz im Gegenteil zu seinen Behauptungen und seiner demagogischen Hetze, einer der Täter erwiesenermaßen Trump-Anhänger war, erwähnt er genauso wenig, wie Weidel nach dem faschistischen Anschlag in Magdeburg darauf einging, dass der Attentäter AfD-Anhänger war.
Gemeinsamkeiten scheinen zufällig
Beide Täter sind gebürtige US-Amerikaner und langjährige Veteranen der US Army. Sie haben zwar beide im ehemaligen Fort Bragg (heute Fort Liberty), North Carolina, gedient, aber nicht in der gleichen Einheit oder zur gleichen Zeit. Fort Liberty ist der weltweit größte US-Stützpunkt. Beide Täter waren 2009 in Afghanistan stationiert, aber wiederum nicht gemeinsam. Beide Täter haben die Taten mit elektrischen Mietwagen begangen, die sie beide über den „Turo Car rental & car sharing marketplace“ der Firma Turo Inc. gemietet hatten. Turo ist mit circa 360.000 Fahrzeugen allerdings auch kein kleiner Anbieter. Es gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Täter einander kannten. Diese Überschneidungen sind also wahrscheinlich wirkliche Zufälle.
New Orleans: ISIS-Täter wollte erst Familie und Freunde töten
Bei dem Täter handelt es sich um Shamsud-Din Jabbar, einen 42-jährigen Texaner, der zehn Jahre bei der US Army gedient hatte. Anfangs hatte das FBI in dem Fall in New Orleans noch angenommen, dass es weitere Unterstützer des Anschlags geben müsste – davon sind die Ermittler allerdings mittlerweile abgekommen und gehen von einem Einzeltäter aus. Bei der Fahrt nach New Orleans hatte Jabbar zwei Videos auf sozialen Netzwerken geteilt, in denen er seine Motive darlegte. Er habe sich vor dem Sommer letzten Jahres zum IS bekannt; ursprünglich hätte er seine Familie und Freunde umbringen wollen, sich aber dann entschieden, dass der „Krieg zwischen Gläubigen und Ungläubigen“ („War between believers and non-believers“) dann nicht Thema der Schlagzeilen sein würde.
Seine Tat war auf maximalen Schaden ausgelegt, inklusive "Pre Attack Survailance": Eine Stunde vor der Tat hat er Sicherheitslücken ausgespäht und zumindest eine selbstgebaute Bombe in einer blauen Kühlbox platziert. Im Fahrzeug und an der Strecke fanden sich später weitere Sprengsätze. Die entsprechenden Zünder waren im Fahrzeug. Bei der Ausführung der Tat war Jabber mit dem gemieteten Ford F-150 Lightning in eine Hebeplattform gekracht und konnte die Amokfahrt nicht fortsetzen. Daraufhin lieferte er sich eine Schießerei mit der Polizei, die ihn vor Ort erschoss. Es war eindeutig eine islamistisch-faschistische Tat.
Las Vegas: Täter war Trump-Unterstützer
Der mutmaßliche Täter von Las Vegas war Matthew Alan Livelsberger, 37, aus Colorado Springs, Colorado. Er war seit 2006 aktiver Soldat. Er war in Afghanistan, der Ukraine, der Republik des Kongo, Tadschikistan und Georgien im Einsatz. Zuletzt bei der Spezialeinheit „Green Barets“. Fünf Mal soll ihm der „Bronze Star“ (eine Auszeichnung der US-Streitkräfte für herausragende Leistungen im Kampfeinsatz oder besonders verdiente Pflichterfüllung) verliehen worden sein. Sein letzter Einsatzort war Deutschland; er war auf Urlaub in den Staaten, als er die Tat beging. Das Fahrzeug hatte er bereits am 28. Dezember gemietet – und bis zur Tat machte er sich nicht verdächtig.
Bis jetzt sind keine Hinweise auf das konkrete Motiv bekanntgeworden. Beide Täter waren Anhänger einer faschistischen Ideologie: Die Befragungen der Bekannten und der Familie von Livelsberger ergaben übereinstimmend, dass er ein begeisterter Trump-Anhänger gewesen sei, und zwar in einem derartigen Maß, dass seine Ehe 2018 daran gescheitert war. Vor dem Hintergrund war es wohl kein Zufall, dass er sich in einem von der Firma des Trump-Unterstützers Musk vor einem Trump-Hotel erschossen hat. Was der Täter erreichen wollte bleibt allerdings noch unklar.
Am Morgen des 1. Januar fuhr er mit dem Tesla Cybertruck längere Zeit vor dem Trump Tower hin und her, bis er schließlich auf die Auffahrt fuhr und dort vor dem Eingang parkte. Das Fahrzeug war zu diesem Zeitpunkt mit einer großen Zahl legal erworbener Feuerwerkskörper und Brandbeschleuniger beladen. Kurz vor der Explosion schoss sich Livelsberger mit einer der beiden später im Fahrzeug gefundenen – ebenfalls legal erworbenen – Waffen in den Kopf. Dafür gibt es zwar keine Zeugen, aber Überwachungskameras zeigen, dass niemand das Fahrzeug betreten oder verlassen hat. Erst danach explodierte das Fahrzeug, wobei bis jetzt nicht geklärt werden konnte, wodurch die Explosion eigentlich ausgelöst wurde. Sieben Personen wurden leicht verletzt.