Fast 18 Millionen Menschen von Armut bedroht
Tafeln in Not – Mangel an Essensspenden und Helfern!
Die Weihnachtszeit rückte die Lage von armen Menschen wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Die Tatsache, dass heute rund 1,5 Millionen Menschen von Tafeln leben müssen und 17,7 Millionen Menschen von Armut bedroht sind, widerlegt die Phrasen bürgerlicher Parteien, dass Deutschland angeblich ein Wohlstandsland sei und sie es als ihre Aufgabe ansehen, den Wohlstand zu bewahren. Die derzeit 970 Tafeln in Deutschland sind für 1,5 Millionen Menschen in Deutschland ein wesentlicher Bestandteil ihrer Ernährung. Das ist ein Armutszeugnis für eines der reichsten Länder der Welt.
Tafeln für Bedürftige wurden erstmals in Deutschland in den 1990er Jahren eingeführt und inzwischen von vielen Staaten auf der Welt übernommen. Ihr Zuwachs entwickelte sich sprunghaft mit dem Abbau sozialer Rechte und Leistungen. Gab es 2001 290 Tafeln, stieg die Zahl nach Einführung der Hartz-Armuts-Gesetze 2005 auf 480 und hat sich seitdem bis 2024 verdoppelt. Inzwischen ist das Tafelwesen gesetzlich bürokratisch geregelt und weitgehend kommerzialisiert. Da darf nicht jeder etwas geben, muss Haltbarkeits-, Hygiene- und Allergenbestimmungen einhalten, Nutznießer ist der Lebensmittelhandel, der einen Teil von unverkauften Produkten auf mehr oder weniger profitable Weise entsorgt und mit seiner Großzügigkeit auch noch Werbung macht.
Das Schicksal der Betroffenen, die sich teils sozial ausgegliedert fühlen, spielt da kaum eine Rolle. Sie müssen oft verächtliche Blicke aushalten und werden vor allem von Ultrarechten und faschistisch gesinnten Menschen als angeblich arbeitsfauler Abschaum der Gesellschaft diffamiert. Welchen Kampf die meisten von ihnen täglich austragen, um sich über Wasser zu halten, davon nimmt die mediale Glitzerwelt kaum Notiz.
Da geht es vielen wie dem Obdachlosen aus Duisburg-Walsum, der berichtet, wie er gegen den drohenden kulturellen Verfall kämpft: „Kein Alkohol“, regelmäßig aufstehen und schlafen gehen, nicht aufgeben, sonst bist du verloren.“ Zugleich lobt er aber auch viele Passanten, die ihn grüßen und Worte mit ihm wechseln und etwas Geld, Essen, wärmende Kleidung zustecken. Andererseits hat er aber auch schon brutale Schläge bekommen. „Ich erlebe am eigenen Leib, wie die Gesellschaft auseinanderdriftet - sage noch einer, es gebe nicht mehr links und rechts!“ Und dann kommt noch der blanke Zynismus von den bürgerlichen Wirtschaftsexperten, die die Einrichtung von Tafeln kritisieren, weil sie die Bedürftigen in eine "wohlfahrtsstaatliche Atmosphäre" lullen und ihnen den Druck nehmen, sich eine Arbeit zu suchen.
Die über 170 Tafeln in NRW suchen händeringend ehrenamtliche Helfer zu den bisher 12.000, die 500 Ausgabestellen versorgen. 50 % der Tafeln müssen inzwischen die Lebensmittelportionen rationieren. Auch weil die Künstliche Intelligenz den Lebensmitteldiscountern ermöglicht, gezielter nach Einkaufsverhalten zu disponieren oder sie machen stattdessen Rabatte von 30 % für in Kürze ablaufende Lebensmittel. Die tiefe Krise des imperialistischen Weltsystems schafft immer mehr Not, beraubt Menschen ihrer Lebens- und Einkommensgrundlagen und untergräbt in ihrer Profitgier und ihrem Konkurrenzkampf die bisherigen Dämpfungsmaßnahmen.
Als ein Tafelbetreiber in Essen auf den Fakt aufmerksam machte, dass inzwischen ein Großteil „Ausländer“ sei, nutzte die AfD es zynisch für ihre völkische Hetze. „Die Rentner und Frauen hätten Angst wegen der vielen Ausländer bei der Tafel“, verbreiteten sie über soziale Medien. Die AfD nutzt gerade dieses Thema, um an die niedrigsten Instinkte zu appellieren und spalterische Stimmung zu machen. Gegen diese Menschenverachtung richtet sich in der Praxis die Wachsamkeit und Solidarität vieler Menschen. 2017 spendete die AfD in Sonneberg der Tafel 100 Euro, was diese empört zurückwies.
Das große Engagement von 60 000 größtenteils ehrenamtlich Tätigen zeigt einerseits das tiefe Bedürfnis nach Zusammenhalt, Hilfe und Solidarität und wird andererseits von den Herrschenden als Trostpflaster der Linderung missbraucht, um die Rechtfertigung für das kapitalistische System weiter aufrechtzuerhalten. Gerade die rasend wachsende Bedürftigkeit und die Ausweitung der Schere zwischen Arm und Reich im Kapitalismus, dass Millionen Tonnen Lebensmittel in der Müll geworfen werden und die Produktion, Verarbeitung und der Transport nicht verzehrter Lebensmittel acht bis zehn Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verursachen, schreien nach einer menschlichen sozialistischen Gesellschaft. Sie kann auf Basis der modernen Landwirtschaft und Technik die Versorgung und gerechte Verteilung einer hochwertige Ernährung aller Menschen sichern. Mit Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann die Planmäßigkeit durch den Einsatz modernster Technik so gestaltet werden, dass ausreichend Lebensmittel an dem Ort zur Verfügung stehen, an denen sie gebraucht werden. Zudem kann eine ressourcensparende gesunde Gemeinschaftsverpflegung organisiert werden. Diese schließt eine kostenlose Versorgung für alle Menschen ein, die nicht arbeiten können, also in Kindergärten, Schul- und Universitätskantinen, Krankenhäusern, Altersheimen usw.
Kommt zu den Montagsdemos – den fortschrittlichen gegen Hartz IV. Viele beginnen im neuen Jahr am Montag 6. Januar 2025 mit kulturvollen und engagierten Beiträgen, Offenem Mikrophon und viel Optimismus.