Kunst und Kultur
Rückblick auf die großen Kunstschauen zu Caspar David Friedrich 2024
Immer, wenn aufgerüstet wird, wird Caspar David Friedrich groß ausgestellt. Wie seine Eichen hat er seine Menschen skizziert und im Atelier ins Bild eingesetzt. So haben sie oft die falsche Kleidung an oder zu feine Schuhe bei der Gipfelbesteigung. (Oder auch die junge Dame mit ihrem weißen Biedermeier-Gewand kurz davor.)
Das muss die Leute damals schon gewundert haben. Friedrich gehörte zu seiner Zeit nicht zu den allerbesten Landschaftsmalern, wie er heute gerne dargestellt wird. Und so wurde er nach seinem Tod auch schnell wieder vergessen.
Aus der Versenkung geholt wurde er erst wieder vor dem imperialistischen Ersten Weltkrieg, wo der Kaiser deutsche Patrioten suchte und Friedrich, der längst tot war, missbrauchte. Da er auch von den Nazis benutzt wurde ("die deutsche Innerlichkeit zeige sich besonders bei Friedrich"), verschwand er nach 1945 in den Depots, bis er jetzt wieder gefeiert wird.
Doch warum kann man Friedrich missbrauchen? Der Kaiser fand seine patriotischen Klänge (deutsche Eichen, deutsche Heldengräber) und die Nazis dazu noch die deutsche Innerlichkeit, eine Sehnsucht nach was Größerem, was nur den Ariern innewohne.
Dass Caspar David Friedrich im NS-Staat zum "Überkünstler" stilisiert werden konnte, lag durchaus an den Motiven seiner Bilder. Sie haben die nationale Identität im nationalsozialistischen Sinne stärken können. So gab die Oberste Heeresleitung ihren Frontsoldaten ein Büchlein mit Bildern von C.D. Friedrich mit in den Tornister, damit sie fern der Heimat Heimatluft schnuppern könnten.
C.D. Friedrich hat sich 1813 kurz für die Befreiungskriege, gegen Feudalismus und französische Besatzung engagiert und malte dafür patriotische Bilder, zog sich anschließend jedoch resigniert zurück.
Noch wird C.D. Friedrich heute als relativ unpolitisch dargestellt, als ein Maler des Himmels oder des Ewigen. Er malt Individuen, die hinaus in die Weite der Berge oder des Meeres schauen und dabei etwas deplatziert aussehen. Hans-Joachim Müller schrieb dazu in der Kunstzeitung Nr. 306 vom 5. Juli 2023: Das Motiv dieser Bilder sei „... überlegene Vernunft, die die Dinge sein lässt, wie sie sind, den Sonnenuntergang und den Sonnenaufgang, das Werden und Vergehen, diese geheimnisvolle Balance.“
Oder sollen sie wieder das nationale Denken anregen und stärken, die deutsche Landschaft, die deutschen Hünengräber, die deutsche Innerlichkeit?