VW-Autozulieferer Brose

VW-Autozulieferer Brose

Gereizte Stimmung bei der Betriebsversammlung

Gereizte Stimmung bei der Betriebsversammlung der Coburger Betriebe heute vor einer Woche. Michael Stoschek, Vorsitzender des Verwaltungsrates bei Brose, machte wieder mal seinem Spitznamen „Berlusconi von Coburg“ alle Ehre.

Von hr/Coburg
Gereizte Stimmung bei der Betriebsversammlung
Sindelfinger Brose-Kolleginnen und -Kollegen (Bild: IG Metall)

Seinem Geschäftsführer im Bereich Sitze fiel er auf dieser Versammlung dauernd ins Wort. Er kündigte alleine für die fränkischen Standorte 700 Entlassungen an, strich das Home-Office und erklärte, Elon Musk sei sein Vorbild. Fehlt nur noch der argentinische Faschist Milei mit der Kettensäge.

 

Brose will sowohl Investitionen als auch Löhne und Gehälter um jeweils 20 Prozent herunterfahren. Bis 2025 sollen im gesamten Konzern 2200 Arbeitsplätze abgebaut werden. Am Standort Coburg hat er bereits einen Baustopp für Erweiterungsbauten verfügt und damit 24 Millionen Euro auf Eis gelegt.


Brose will vor allem bei den „Hochlohnstandorten“ und in der Administration kürzen. Deshalb werden zwar die Erweiterungsbauten in Bamberg fertiggestellt. Sie bleiben aber menschenleer. Hier wurden alleine 60 Millionen Euro buchstäblich in den Sand gesteckt. Wenn Brose über Verluste von 53 Millionen Euro in diesem Jahr spricht: Hier stecken sie drin! Natürlich gibt es auch einen Umsatzrückgang um 3 Prozent zum Vorjahr als Auswirkung des Absatzrückgangs in der Autoindustrie. Allerdings spielt die Umstellung auf Elektromobilität bei Brose nicht die Rolle wie in der Fertigung. Denn Sitze oder andere Komponenten werden auch in Elektroautos gebraucht. Trotzdem setzte sich Brose beim Spitzengespräch mit Bundeskanzler Scholz dafür ein, das „Aus für Verbrennermotoren“ bis 2035 vom Tisch zu bekommen. In einem Leserbrief an das Coburger Tagblatt behauptete Stoscheck gar „Verbrenner würden die Luft von CO2 befreien“. So sichert man ganz sicher keine zukunftsfähigen Arbeitsplätze!

 

Zukunftsfähig ist es auch nicht, wenn heute Entwicklungskapazitäten abgebaut werden, weil sie „zu teuer“ sind. Dazu passt auch, dass Stoschek den „Grad der Automatisierung als zu hoch“ bewertet. Hier sieht man, wie Marx mit seinem „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ recht hatte. Teure hochautomatisierte Maschinen und Produktionslinien werden stillgelegt, weil lebendige Arbeitskraft, die alleine den Mehrwert schafft, verdrängt wird. Damit verschlechtert sich das Verhältnis zwischen variablem (lebendige Arbeitskraft) und konstantem Kapital (Maschinen). Das führt zum tendenziellen Fall der Profitrate. Die Kapitalisten reagieren darauf mit der Ausweitung der Produktion, um die Profitmasse zu steigern. Im Moment, wo Autos auf Halde stehen, funktioniert das nicht. Statt die Arbeitszeit zu verkürzen und uns das Leben zu erleichtern, werden solche hochmodernen Anlagen stillgelegt. Welch ein Widersinn!


Bei Brose führt das auch zu einer Verlagerung von „Hochlohnstandorten“ zu Standorten nach Osteuropa. Immer wieder hat Brose die Beschäftigten mit der Verlagerung der Fertigung nach Osteuropa gedroht und aus der Belegschaft mit dem Argument der „Standortsicherung“ Millionen herausgepresst durch Lohnverzicht und Erhöhung der Arbeitszeit. Bis 2024 gab es dafür die Zusicherung: „keine betriebsbedingten Kündigungen“. Genauso lange, bis die neuen Standorte in Osteuropa anlaufen. Die Ausrichtung auf den Erhalt des Standortes und dafür zu verzichten, führt in die Sackgasse! Wir von der MLPD Coburg vertreten statt Standortkonkurrenz den Zusammenschluss der Arbeiter über Ländergrenzen hinweg. Dazu haben wir Spenden gesammelt für die Internationale Automobilarbeiterkonferenz. Deshalb haben wir die Brose-Kollegen auch eingeladen zur Internationalen Bergarbeiterkonferenz letztes Jahr nur 20 Autominuten von Coburg entfernt in Thüringen.


Der Vorstand von Brose hat sich immer wieder gerühmt, dass er solche „Vereinbarungen“ auch ohne „Einfluss von außen“ - sprich ohne Gewerkschaften - der Belegschaft aufs Auge gedrückt hat. Die Belegschaft muss sich vor allem in Coburg ihre gewerkschaftlichen Rechte wieder erkämpfen und die betriebliche gewerkschaftliche Organisation ausbauen.

 

Aber dabei nicht stehenbleiben. Die Sitzfertigung wird ja als Joint Venture mit VW-Sitech betrieben. Beim Zusammenschluss dieses Bereiches von Brose mit Sitech rühmte damals die jetzige Konzernbetriebsratsvorsitzende von VW, Daniela Cavallo, die gewohnt "starke Mitbestimmung" und die Standortgarantie bis 2029 (!) für die Beschäftigten der deutschen SITECH-Standorte. Was solche Zusagen wert sind, zeigt sich heute bei VW. Mitbestimmung gibt es nur auf der Grundlage des Kampfes.

 

Dafür steht die MLPD mit ihren Betriebsgruppen. Und eine Zukunft kann uns dieses System niemals bieten! Auch das zeigt die Entwicklung bei Brose. Die MLPD ist deshalb bei der Wahl am 23. Februar die einzige Partei, die für eine gesellschaftliche Alternative eintritt: „Make Socialism great again!“

 

Sie zu stärken, ist eine Investition in die Zukunft!