Sportwashing
Fußball-WM 2034 in Saudi-Arabien
Vor etwas mehr als einer Woche hat der Weltfußballverband FIFA die Männer-Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien vergeben. Dessen faschistischer Herrscher will Saudi-Arabien damit als modernes, sportliebendes und weltoffenes Land verkaufen. „Wenn Sportwashing hilft, unser Bruttosozialprodukt zu steigern, dann machen wir weiter mit Sportwashing“, gab Kronprinz Mohammed bin Salman unumwunden zu.
Dem Mann ist alles recht, um die Profite saudi-arabischer Monopole zu steigern und deren Position im imperialistischen Konkurrenzkampf auszubauen. Dafür lässt er auch Kritiker foltern und umbringen. Kein Grund für die nach rechts gerückten imperialistischen Regierungen, schmutzige Geschäfte mit solchen Leuten auszuschließen. Das internationale Finanzkapital sorgt dafür, dass „Weltklimakonferenzen“, Luxusurlaube oder internationale Spitzensportevents immer häufiger in solchen Ländern stattfinden.
Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur
202 Seiten
19 €
Fußball als neues Geschäftsfeld
Für den Aufstieg Saudi-Arabiens als neuimperialistische Macht werden gigantische Summen in Investitionsprojekte, in die Aufrüstung der Armee und in Prestigeobjekte gesteckt. Die Staatsverschuldung stieg 2023 auf 270 Milliarden Euro. Saudi-Arabien ist der zweitgrößste Ölproduzent nach den USA. Der Anteil der Öleinnahmen an den gesamten Staatseinnahmen liegt bei 62 Prozent bzw. 194 Milliarden Euro. Durch Schwankungen im Ölpreis rechnet der Internationale Währungsfond (IWF) mit einer Staatsverschuldung bis 2029 von 35 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). Mit der Diversifizierung der Wirtschaft will die Regierung die Abhängigkeit von Öl reduzieren.
Missbrauch des Sports als sprudelnde Profitquelle
Dazu heißt es im Buch „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur“: „Internationale Monopole beteiligen sich maßgeblich an der Ausrichtung globaler Sportereignisse. Sie nutzen ihre Beherrschung weltweit bekannter Clubs, um im zwischenimperialistischen Konkurrenzkampf ihr Image zu pflegen und Extraprofite einzufahren. … Unter dem Einfluss der monopolistischen Sportindustrie hat sich eine wachsende Kultur des Profisports in mindestens 50 Sportarten entwickelt.“ [1] Seit 2021 hat das Königreich sechs Milliarden Dollar investiert, dass Sportevents wie Boxkämpfe, Springreiten, Formel-1, Tennis und die Asien-Winterspiele im Wüstenstaat stattfinden. Fußballvereine wie der englische Club Newcastle United gehören dem saudischen Staat. 155 Länder zeigen die Saudi Pro League mit Weltstars wie Neymar und Cristiano Ronaldo. Die Kosten für die WM in der Wüste werden auf 5 Milliarden Euro geschätzt.
Hauptsponsor Umweltverbrecher Aramco
Der staatseigene Konzern Aramco ist der größte Öl- und Gaskonzern der Welt und ein riesiger Emittent von klimaschädlichen Treibhausgasen. Sein Börsenwert betrug 2024 1,9 Billionen Euro und liegt im Ranking mit großem Abstand auf Platz eins vor Exxon Mobil (USA), Chevron (USA) und Shell (GB). 2022 lag der Rekordgewinn bei 155 Milliarden Euro. Im Interesse seiner Öl- und Gaskonzerne blockierte Saudi-Arabien jegliches Zugeständnis bei der Weltklima- oder der UN-Plastikkonferenz. Gegen das Sponsoring der Frauen-WM 2027 gab es einen Aufschrei. Die Spielerinnen wollen sich nicht von einem Land sponsern lassen, das Frauenrechte mit Füßen tritt. Wie in Katar 2022 werden für den Bau der WM-Stätten und von 200 000 Hotelzimmern zehntausende völlig rechtlose Arbeitsmigranten ausgebeutet. Viele werden ihr Leben auf den Baustellen lassen. Kritiker des Regimes verschwinden im Gefängnis, werden gefoltert oder es wird willkürlich die Todesstrafe verhängt
Die FIFA als Dienstleister der internationalen Monopole
Allein durch den Ticketverkauf will die FIFA 250 Millionen Euro generieren, 32 Prozent mehr als bei der WM 2022 in Katar. Mit Tricksereien hat der kriminelle FIFA-Präsident Gianni Infantino die WM-Vergabe abnicken lassen. Durch die Änderung des Statuts konnte nur durch Blockwahl über die Vergabe der WM 2030 und 2034 abgestimmt werden. Ohne Gegenkandidaten, ohne Diskussion und ohne Transparenz wurde die Entscheidung getroffen. Die Forderung mehrerer Menschenrechtsorganisationen nach Stopp der Vergabe wurde ignoriert. Als juristisches Feigenblatt durfte eine Anwaltskanzelei in Riad einen Prüfbericht zu den Menschenrechten machen: fehlerhaft und unzureichend. Die Vergabe war eh schon längst eingefädelt.
Greenwashing für die herrschende Diktatur
Der mit faschistischen Methoden regierende Kronprinz Mohammed bin Salman gibt sich modern und als Klimaretter. Saudi-Arabien will aber weiter Öl- und Gasgeschäfte ausbauen, aber auch größter Hersteller von grünem Wasserstoff werden. Um sich daran zu beteiligen, buhlen internationale Monopole und imperialistische Regierungen um die Gunst des Autokraten.
Im Mittelpunkt der Pläne steht das Megacity-Projekt „Neom“. Zwei schnurgerade Mauern aus Hochhäusern auf einer Gesamtlänge von 170 Kilometern sollen neu Millionen Menschen beherbergen, die komplett mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Für das weltgrößte Projekt für grünen Wasserstoff liefert Nucera, eine Tochter von ThyssenKrupp, die Wasser-Elektrolyse-Anlage. Die Bundesregierung sicherte das Geschäft mit Hermes-Bürgschaften ab. Der mit der Betonherstellung verbundene CO2-Auststoß und die gigantische Energie- und Rohstoffvergeudung für solch ein unsinniges Prestigeobjekt in der Wüste sind eine ökologische Katastrophe. Für die Windparks am Golf von Akaba vertreibt die Regierung 28 000 Menschen aus ihrer angestammten Heimat. Wer sich weigert, erhält langjährige Haftstrafen oder wird ermordet.
Außenministerin Annalena Baerbock heuchelt „Sorge“, aber wenn es ums Geschäft geht, wird die „werteorientierte Außenpolitik“ schnell ad Acta gelegt. Die Debatte über Boykott der WM 2034 wird an Fahrt aufnehmen, je näher sie rückt.