VW-Tarifrunde
„Besser keinen Abschluss vor Weihnachten als halbe Sachen!“
Bis in die Nacht sollen die Verhandlungen zwischen VW-Vorstand und IG Metall und Gesamtbetriebsrat in Hannover dauern. Die kämpferischen Warnstreiks, die wachsende Zustimmung zur Forderung nach Urabstimmung und Vollstreik, und besonders besonders die vielen kleineren selbständigen Streik- und Protestaktionen haben den Vorstand in die Defensive gebracht. Deshalb hat der Vorstand ein großes Interesse daran, schnell ein Verhandlungsergebnis zu erzielen. „Wir dürfen keine Zeit mehr verstreichen lassen“, sagte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel.
Gleichzeitig will der VW-Vorstand aber auch seinen Generalangriff auf Arbeiterrechte durchdrücken.
Vor dem Verhandlungsbeginn am 16.12. hatten hundert Kolleginnen und Kollegen für ihre Forderungen demonstriert. Sat1 berichtet heute um 17.30 Uhr mit Stimmen der Kolleginnen und Kollegen. Die IG Metall-Führung hat drei „rote Linien“ aufgestellt: keine Werksschließungen, keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Entgelteinbussen. Das ist aber was anderes als die Forderung nach dem Erhalt jedes Arbeits- und Ausbildungsplatzes. „Verzicht auf betriebsbedingte Kündigung“ bedeutet nichts anderes als die Zustimmung zur Vernichtung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, vergiftet durch einen Sozialplan. Und Gesamtbetriebsratschefin Cavallo hat mit ihrem Angebot an den Vorstand, dem Vorstand 1,5 Mrd. Euro durch Lohnverzicht zuzugestehen, gezeigt, wie sie bereit ist, ohne Mandat der Belegschaften weitreichende Zugeständnisse an den VW-Konzernvorstand.
Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Hannover, Sascha Dutzik stellte auf der Vertrauensleute-Versammlung in Hannover die Frage, er kenne den Unterschied zwischen faulen Kompromissen und Kompromissen nicht. Darauf antwortete eine Kollegin: „Die Frage ob, ein Kompromiss faul ist oder nicht entscheidet sich danach, ob die volle Kampfkraft der Kolleginnen und Kollegen ausgeschöpft worden ist. Die Frage ist doch, warum wird auf einen schnellen Abschluss gedrängt und unsere Kampfbereitschaft nicht in die Schale geworfen? Deshalb bin ich dafür, besser keinen Abschluss vor Weihnachten als halbe Sachen und einen faulen Kompromiss! Im Januar sollten wir dann richtig streiken und uns mit den anderen Betrieben verbinden.“
Denn nur mit harten gewerkschaftlichen und selbständigen Streiks kann man die Vorstandspläne vom Tisch bekommen.
In den Diskussionen unter den Kolleginnen und Kollegen über einen selbständigen Streik wird auch über die Erfahrungen der Opel-Belegschaft 2004 in Bochum diskutiert. Das nahm der Betriebsrats-Vorsitzende zum Anlass, gegen den Opel-Streik zu hetzen. Mit der Aussage, dass es das Werk schließlich nicht mehr gebe, erweckte er den Eindruck, dass der Streik nichts gebracht habe. Genau das Gegenteil ist der Fall. Durch den Streik konnte eine Werksschließung verhindert werden und die Belegschaft hat zehn Jahre gewonnen.