Ein Schlag ins Gesicht der VW-Belegschaften
Aber: VW-Vorstand gegenüber Maximalzielen in die Defensive geraten
Nach rund 70 Stunden haben sich der VW-Vorstand und die IG Metall- und Gesamtbetriebsratsführung auf ein Verhandlungsergebnis geeinigt. Beide habe dies in getrennten Pressekonferenzen verkündet. Die Verhandlungen waren begleitet von Sreiks und Protesten von über 100.000 Arbeiterinnen und Arbeiter.
Es waren die längsten Tarifgespräche, die je in Deutschland stattgefunden haben. Der VW-Vorstand hatte sich zum Ziel gesetzt, seinen Generalangriff knallhart durchzusetzen. Die langen Gespräche, die hinter verschlossenen Türen geführt wurden, zeigten, dass die Angst groß ist vor der kämpferischen Belegschaft, die noch nie so streikbereit war, wie jetzt. „Bundesweit streikbereit“ war eine unübersehbar und unüberhörbare Losung. In vielfältigen kleineren und selbständigen Aktionen und Versammlungen zeigten die Belegschaften ihre Entschlossenheit. Es ist offensichtlich auch ein Kalkül gewesen, die Ergebnisse jetzt zu Beginn des Wochenendes und der Weihnachtsferien zu präsentieren, wo die Werke meist stillstehen.
Für den Vorstand erklärte VW-Chef Oliver Blume das Ziel, die Produktionskapazität zu senken, mit 700 000 Einheiten erreicht zu haben. De facto könnte dies das Aus für Osnabrück und Dresden bedeuten. Aber auch andere Werke sind dadurch nicht sicher. Die Vernichtung von 35 000 Arbeitsplätzen führt zu einer massiven Reduzierung in anderen Werken und damit zur Gefahr eines Sterbens auf Raten!
Der Vorstand musste jedoch vor seinem erklärten Ziel offener Werksschließung und Entlassung Tausender Beschäftigter zurückweichen. Die kämpferisch eingestellte Belegschaft, die gewerkschaftlichen und selbständigen Streikaktionen haben ihn in die Defensive gebracht. Immer wieder waren Pläne durchgesickert, dass Werk in Emden schließen zu wollen oder große Kapazitäten aus Zwickau oder Wolfsburg zu verlegen. Jedes mal ging ein Sturm der Entrüstung durch die Werke. Dies muss, auch nach Verkündung eines Verhandlungsergebnisses, ausgenutzt werden.
Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die veröffentlichten Vereinbarungen ein Schlag ins Gesicht der Belegschaften und ihrer Anliegen und Forderungen ihres Kampfes sind:
Neben der Vernichtung von Arbeitsplätzen soll in Wolfsburg die Zahl der Ausbildungsplätze halbiert werden.
Auch das Ziel, die „Arbeitskosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken“, sieht der VW-Vorstand erfüllt. Dazu hat die IG Metall-Verhandlungsführung dem Verzicht auf eine Lohnerhöhung von fünf Jahren (!) bis 31.12.2030 zugestimmt.
Nicht genug: Auch soll das Urlaubsgeld in Höhe von 1 200 Euro in den nächsten zwei Jahren entfallen. Das gilt auch für die Bonuszahlung, die anschließend massiv reduziert werden soll.
Außerdem wird für die Masse der Produktionsarbeiter die Arbeitszeit von 33 auf 35 Stunden pro Woche bei gleichem Grundgehalt erhöht.
Alles zusammen summiert sich das auf einen Verlust von mehreren Hundert Euro im Monat. Damit ist die angebliche „rote Linie“ der Verhandlungsführung der IG Metall, keinen Lohnverzicht zu akzeptieren, massiv überschritten!
Für den VW-Vorstand bringt das vereinbarte Paket dagegen mindestens 4 Milliarden Euro!
Als Plus wertet die IG Metall-Verhandlungsführung den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 31.12.2030. Was das Wert ist, haben die Beschäftigten gerade erst erfahren.
Dieses Verhandlungsergebnis ist ein Schlag ins Gesicht der VW-Beschäftigten, worauf es nur eine Antwort geben kann:
- Nein zu dem Kniefall vor VW!
- Die Beschäftigten müssen entscheiden. Abstimmung der IG Metall-Mitglieder über das Ergebnis!
- Machen wir unsere eigene Rechnung auf und geben VW die richtige Antwort!
- „Bundesweit streikbereit!“ gilt es jetzt in die Tat umzusetzen!
- Stellen wir unsere eigenen Forderungen auf!