USA/Brian Thompson

USA/Brian Thompson

Anarchistische Tötung eines "kapitalistischen Parasiten"

Der Multimillionär Brian Thompson, Chef eines der größten Krankenversicherungsunternehmen, wurde auf offener Straße in New York erschossen. Der mutaßliche Täter, Luigi Mangione, stammt aus dem Kleinbürgertum und hatte scheinbar keine persönlichen, sondern eher politische Motive.

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Anarchistische Tötung eines "kapitalistischen Parasiten"
Für viele ist er wie ein neuer Robin Hood: Der mutmaßliche Thompson-Mörder Luigi Mangione (Bild: gemeinfrei)

In den USA entfaltet sich Kritik: Zum einen sind viele Menschen zurecht erbost, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um den Mörder von Brian Thompson zu finden; für den Staatsapparat unbedeutende – also weniger vermögende Opfer können keinesfalls auf so viel Einsatz des US Sicherheitsapparats setzen. In den USA tritt die Klassenjustiz sehr offen zu Tage. Und ganz nebenbei zeigte sich wieder einmal, wie stark die Überwachung alleine durch Kameras, die zur Überführung von Luigi Mangione geführt haben sollen, auch in der westlichen Welt ausgebaut ist und wie sie genutzt wird.

 

Zum anderen aber wird der nur fünf Tage später verhaftete Tatverdächtige von vielen sogar als Held und für seinen Mut gefeiert. Als einer, der etwas gegen die unmenschlichen Machenschaften von Krankenversicherungskonzernen unternimmt. (siehe hier über "Die Machenschaften von Thompson und UnitedHealthcare")

 

Objektiv ein anarchistischer Mord an einem kapitalistischen Parasiten

Man kann danach nur zu dem Schluss kommen, dass Thompson ein Verbrecher war, der seinen Reichtum auf dem Leid und Tod anderer Menschen aufbaute. Der angebliche Täter nennt in seinem mutmaßlichen Manifest Thompson einen Parasiten, der es verdient habe. Sein Motiv mag Gerechtigkeit gewesen sein. Der Mord zeigt jedenfalls an der verbreiteten Sympathiebekundung für den Täter und nicht für das Opfer, wie sehr die Massen in den USA kapitalistische Konzernvertreter verachten, die für ihre Gewinnmaximierung über Menschenleben hinweg gehen. Dass sich der berechtigte Klassenhass zeigt, ist für sich genommen erfrischend und gerecht. Deswegen kreischen Trump und seine Anhänger entsetzt auf.

 

Gleichzeitig hat die Tat einen anarchistischen Charakter. Die Faschisten werden sie als Vorwand für den weiteren Abbau demokratischer Rechte und Freiheiten ausnutzen und als Wasser auf die Mühlen des Antikommunismus. Es ist die Aktion eines Einzelnen mit am Ende rein symbolischem Charakter, die für sich genommen rein gar nichts an den kapitalistischen Verhältnissen und Machtstrukturen in den USA ändern wird. Dieses System kann man nicht symbolisch überwinden, sondern nur durch eine revolutionäre Veränderung. Das ist im heute zutiefst krisengeschüttelten imperialistischen Weltsystem keine hoffnungslose Sache. Auch unter den Massen in Amerika wächst die Suche nach einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung.

 

Aber eine revolutionäre Veränderung setzt genau das voraus, was Mangione wohl fehlte: Organisiertheit und Vertrauen in die Massen.