Mussolini bleibt Ehrenbürger

Mussolini ist seit 1924 Ehrenbürger von Gorizia. In der Sitzung des Stadtrats am 11. November diesen Jahres wurde der Antrag gestellt, seine Ehrenbürgerschaft zu widerrufen. Der Antrag wurde abgelehnt und die Ehrenbürgerschaft somit von der Stadtratsmehrheit objektiv bejaht.

Bürgermeister Rodolfo Ziberna sprach sich ebenfalls gegen die Aberkennung aus und erklärte, der Antrag sei ein Vorwand und ein „Versuch der Linken“, „den großen Zusammenhalt und die Zusammenarbeit zwischen Nova Gorica und Gorizia im Hinblick auf die Kulturhauptstadt Europas im nächsten Jahr zu untergraben“. Dieser absurde Vorwurf wendete sich umgehend gegen seinen Urheber: Die Entscheidung des Stadtrats hat zu einer Welle der Empörung unter ethnischen Minderheiten in Italien geführt und einen Eklat mit Slovenien provoziert, dessen Außenminister die Entscheidung des Stadtrats in ziemlich scharfen Worten öffentlich verurteilte.

Alles nur Geschichtspflege?

Ziberna bezeichnet sich übrigens selbst als Antifaschist. Ursprünglich in der sozialdemokratischen Partei PSDI, positionierte er sich nach deren Niedergang „Mitte-Rechts". Der italienischen Nachrichtenagentur ANSA sagte er: „Die Geschichte, insbesondere ihre dunkelsten und verwerflichsten Seiten, darf nicht ausgelöscht werden; im Gegenteil, sie muss bekannt gemacht werden, vor allem bei den jüngeren Generationen, damit sie sich nie wiederholt." Dieses schamlose Argument ist nicht neu: Wir hörten es andauernd in den USA zur Verteidigung der Denkmäler der sklavenhaltenden Konföderierten Staaten von Amerika, die im Süden nach dem Bürgerkrieg errichtet wurden. Die Ehrung von Verbrechern und ihren Verbrechen ist einfach nur eine Verklärung, keine Aufklärung!

Gorizia ist in Italien kein Einzelfall. Rund 6.700 Gemeinden hatten Mussolini während der faschistischen Ära zum Ehrenbürger ernannt; mehrere hundert haben diese Entscheidung bis heute nicht zurück genommen.