VW
Kein Ergebnis ohne Abstimmung der Kolleginnen und Kollegen!
Noch bevor auch nur eine Kollegin oder ein Kollege Informationen über den Gegenstand der Geheimverhandlungen zwischen VW-Vorstand, IG-Metall-Führung und Gesamtbetriebsrat hat, meldet das "Handelsblatt" heute Vormittag „Kompromiss für Umbau bei Volkswagen steht“.
Vom Verteilen der Kollegenzeitung "Vorwärtsgang" berichten Korrespondentinnen und Korrespondenten:
Wolfsburg
Ungefähr 50 Prozent der Kolleginnen und Kollegen nahmen das Flugblatt. Die Stimmung war insgesamt freundlich. Die meisten hatten noch nichts gehört von den Zugeständnissen zum Verzicht, die in der Diskussion sind. „Die Medien bringen ja nichts.“ Wenn wir in kurze Gespräche kamen, gab es viel Interesse. Eine Minderheit sagte „Hört sich nicht gut an, was da durchsickerte.“ Eine Argumentation von uns „Warum jetzt so schnell abschließen? Die Kampfkraft ist doch da. Deshalb Urabstimmung einleiten.“ „Kennst doch den Laden hier. Kann man doch vergessen.“ „Urabstimmung? Auf jeden Fall! Wir streiken!“ So klare Zustimmung gab es nur selten.
Aus einem VW Werk
Das Flugblatt wurde breit ausgelegt, in Waschkauen mit Klebeband und an Infobrettern massenhaft aufgehängt. Unglaube, Skepsis, aber auch Wut und Enttäuschung prägen die Gespräche. Ob es so kommt? Das fragen sich viele. Die meisten sagen: „Wenn das nur annähernd in die Richtung geht wie der Vorwärtsgang schreibt, dann ist das ein Hammer.“ Ein Kollege meinte: „Auch bei VW muss die Angst die Seiten wechseln. Ich habe in den letzten Tagen richtig meine Skepsis und einen Kleinmut überwunden. Wir sind am Zug!“
Große Wut auf VW: „Hier geht die Menschlichkeit total verloren“, „Wer will denn in drei Jahren noch hier arbeiten?“. Enttäuschung über die Verhandler, wenn das das Ergebnis sein soll: „Unsere Betriebsräte sind schwach geworden.“ „Wenn das so kommt, dann sollen die ihren Job niederlegen.“ Große Zustimmung, dass wir Urabstimmung und Vollstreik brauchen. „Wir müssen zeigen, was wir können“, „Das Werk mal zwei Wochen still legen, dann merken die was!“
Zwickau
Heute morgen ploppte kurz nach 6 Uhr in VL-Chatgruppen der neue „Vorwärtsgang“ auf mit Kommentaren wie „ob da was dran ist?“, „die sind wieder vor dem Tor“, „können die mehr wissen als wir?“, das ist von der MLPD – aber weitgehend OHNE antikommunistische Häme. 12 weitere Kommentare, die sich mit der miesen Information aus den Verhandlungen und den zu erwarteten Verzichtsorgien befassen. Der Vorwärtsgang hat heute einen Volltreffer gelandet und wurde für die Kollegen zu einem ernstzunehmenden Orientierungspunkt, während die Reformisten in die Defensive kommen.
Ansonsten aufgewühlte Stimmung und zugleich Übergang in den Weihnachtsurlaub. Konkret ist im Gespräch, dass alle E-VW_Modelle aus Zwickau weg kommen und dafür windige Versprechen für Audi-Modelle und Auto-Recycling bei Belegschaftstärke von 6000 (d.h. rd. 3000 weniger!!) unterzeichnet werden sollen – und dann noch zzgl. ein ganzes Horror-Sparpaket.
Während bürgerlichen Medien wie Handelsblatt, Bloomberg oder BILD Informationen über den Verhandlungsstand und angebliche abgeschlossene Kompromisse berichten, werden die Kolleginnen und Kollegen von der IG-Metall-Führung im Ungewissen gelassen. Ja es wird sogar von einige IG-Metall-Funktionären gegen Enthüllungen der Kollegenzeitung „Vorwärtsgang“ gehetzt.