Anna Schneider predigt blanken Egoismus
"Ich Zuerst": Die Weltanschauung der reaktionären Wende
Ende 2022 erschien im dtv-Verlag in dritter Auflage ein dünnes Büchlein mit dem verräterischen Titel "Freiheit beginnt beim Ich".
Am Ende der Corona-Pandemie und angesichts des Wunsches vieler Menschen nach der Aufhebung behördlicher Einschränkungen wurde die Autorin Anna Schneider aus Wien zum willkommenen Paradiesvogel in Talkshows.
Von Reaktionären als "Buch des Jahres" gefeiert
Als "Buch des Jahres" feiert Merz-Anhänger Wolfgang Weimar (Herausgeber The Europeean) das Buch. Für Alexander Grau (Cicero) (1) ist es "eine erfrischende Kampfschrift einer radikalen Liberalen und Individualistin", und für Rainer Zitzelmann (FDP) "ein Muntermacher-Buch". Muntermacher Zitzelmann entdeckt im übrigen im Hitler-"Faschismus auch progressive und moderne Aspekte".
Anna Schneider ist als Chefreporterin die Nachfolgerin von Ulf Poschard (inzwischen Herausgeber der WELT-Gruppe). Der bekennende Porsche-Fahrer hat sich als reaktionärer Wortführer gegen Tempo 130 profiliert: Kein Tempolimit ist die "Bedingung für individuelles Freiheitsdenken". Mit ihrer Weltanschauung des "individualistischen Freiheitsbegriffs" wurde Anna Schneider zur Propagandistin der Rechtsentwicklung im reaktionären Kampfblatt WELT.
Dekadenz der Herrschenden
Die Reihe Revolutionärer Weg der MLPD mit dem aktuellen Band "Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur" entlarvt die Dekadenz der Herrschenden mit ihrer individualistischen und egoistischen Lebens- und Denkweise: "Jede Gesellschaft würde sofort zusammenbrechen, würde sich die Masse der Menschen tatsächlich derart egoistisch und individualistisch verhalten. Solche Leitlinien spiegeln höchstens die dekadente Lebens- und Denkweise der Herrschenden wider, die aus ihrer bürgerlichen oder kleinbürgerlichen Klassenlage und ihren bürgerlichen oder kleinbürgerlichen Idealen erwächst." (Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur", Seite 80).
Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur
202 Seiten
19 €
Kronzeugin für die reaktionäre Freiheitsideologie ist die US-Philosophin Ayn Rand, die "Hohepriesterin des Individualismus". Ihre Karriere machte sie mit dem 1936 erschienenen Roman "We The living", wo sie in klassischer antikommunistischer Demagogie über die "Unterdrückung des Individuums" als Grundübel des Kommunismus phantasiert. Gefeiert von Donald Trump und der Tea Party gilt Rand als "ultimative Einstiegsdroge für die politische Rechte".
Statt Individualismus und Subjektivismus - Arbeiteroffensive und "Make Socialism Great Again"
Anna Schneider vertritt, dass "das eigene Glück der höchste moralische Zweck des Menschen sei" (Die Tugend des Egoismus 2017). Der tugendhafte US-Präsident Donald Trump wird mit "America First" zum Moralapostel. Olaf Scholz beansprucht mit "Deutschland zuerst" die Führung in Europa. Beansprucht allerdings ein Flüchtling das Recht auf sein eigenes Glück, endet diese Moral am Stacheldraht vor Ungarn, wenn er nicht im Mittelmeer ins Reich der Glückseligen fand.
Anna Schneider lehnt die Definition von Rosa Luxemburg ab: "Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt." Entscheidend sei das subjektive eigene Ziel. Wenn die Freiheit eines anderen dabei begrenzt werde, sei das nur "ein unschöner Nebeneffekt". Mit diesem menschenverachtenden Freiheitsbegriff beruft sich Israels Präsident Netanjahu bei dem Völkermord in Gaza darauf, dass die Ermordung von Frauen und Kindern nur ein "unschöner Nebeneffekt" seien.
Zur Verbreitung der bürgerlichen Ideologie entwickelt Anna Schneider die kleinbürgerliche Denkweise des "Ich Zuerst". Die VW, Ford und Stahlarbeiter sollen alle Verantwortung für die Zukunft der Jugend aufgeben, wenn sie sich individuell für ihr „Glück“ entscheiden und den Arbeitsplatz kampflos aufgeben. Die Leugnung des gesellschaftlichen Charakters jedes menschlichen Lebens ("Leben heißt Ich-Sein") kennzeichnet einen ausgeprägten Subjektivismus. Die reale Teilung der Gesellschaft in Klassen wird einfach ignoriert: "Man muss ganz generell davon ablassen, einen Menschen aufgrund seiner Gruppenzugehörigkeit zu beurteilen". Und so das Credo auf verlorenem Posten: "Kollektives Denken und Handeln - und somit kollektive Freiheit gibt es nicht".
Die Automobil- und die Stahlarbeiter werden ihnen den Gefallen nicht tun. Die MLPD wird unter der Losung "Make Socialism Great Again" die kollektive Freiheit der Masse der Bevölkerung im echten Sozialismus massenhaft verbreiten.