Interview mit Ex-Betriebsrat Volker Kraft

Interview mit Ex-Betriebsrat Volker Kraft

"Das letzte Wort haben wir Arbeiter"

Die Rote Fahne Redaktion sprach mit dem langjährigen Betriebsrat bei Daimler / Mercedes, Volker Kraft

Rote Fahne: „Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden“, beklagt sich Mercedes-Chef Ola Källenius öffentlich und fordert eine „Reform des deutschen Systems der Krankenmeldungen“.¹ Was sagst Du dazu als ehemaliger und langjähriger Betriebsrat und Schwerbehindertenvertreter bei Daimler im Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim?

 

Volker Kraft: Das ist eine ungeheure Provokation und ein Angriff auf die Belegschaft; zumal der Krankenstand mit 10 Prozent nicht ungewöhnlich hoch ist. Es sind die Arbeitsbedingungen in den Fabrikhallen und Büros, die immer belastender für die Gesundheit der Arbeiter und Angestellten werden. Statt diese zu verbessern, will Källenius den Druck auf die Beschäftigten erhöhen, damit sie möglichst noch krank zur Arbeit kommen. So soll die Ausbeutung unserer Arbeitskraft für die Maximalprofite auf die Spitze getrieben werden. Das ist die Zielsetzung des Vorstandes. Und im Interesse der Monopolverbände, die letztlich die 1956 / 57 im über hunderttägigen Streik der Metallerinnen und Metaller erkämpfte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall angreifen wollen.

 


Das erinnert an 1996, als der damalige Daimler-Chef Schrempp den Rambo für die Umsetzung der von der Kohl-Regierung beschlossenen Absenkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall machte.

Damit ist er ja krachend gescheitert. Daimler-Arbeiter und Marxisten-Leninisten hier haben mit einem selbständigen Streik den Anfang für eine bundesweite Streikbewegung in wichtigen Großbetrieben gemacht. Darauf sind wir stolz! Das Gesetz konnte also nicht angewendet werden. Die spätere Schröder-Fischer-Regierung nahm deshalb das Gesetz zurück.


Aktuell will Källenius mithilfe der Medien die Metaller weichkochen. Er hat die gleichen Pläne wie die seiner Vorstandskollegen bei VW oder Thyssenkrupp: Zehntausende Arbeitsplätze zu vernichten, ganze Werke zu schließen, Löhne zu drücken und erkämpfte soziale Rechte zu schleifen. Die öffentliche Stimmungsmache von Källenius und anderen soll verhindern, dass wir gegen ihre reaktionäre Wende kämpfen und streiken. Diesen Herren sei gesagt: Das letzte Wort haben wir Arbeiter!