Argument
Der kapitalistische Irrsinn der Überkapazitäten und warum es für Autoarbeiter viel zu tun gibt
Alle Autokonzerne begründen ihre Arbeitsplatzvernichtung derzeit mit Überkapazitäten. Auch die IGM-Führung und die DKP redet dieser Argumentation das Wort.
Überkapazitäten einerseits und Unterkonsumtion andererseits sind ein systemimmanentes Problem des Kapitalismus. Jedes Automonopol spekuliert darauf, Weltmarktführer zu werden – und will deswegen Autos in entsprechendem Umfang produzieren. Während VW beispielsweise in Deutschland drei Werke schließen will, bauen sie ein neues Werk in den USA. Unter Umgehung der Zölle wollen sie dortige maximale Profite und den US-Markt sichern.
"Volkswirtschaftlich", dass heißt vom Standpunkt der Massen aus gesehen, ist die Logik der Überkapazitäten Schwachsinn. 1,25 Milliarden Autos mit Verbrennungsmotor befahren die Straßen der Welt. Um das Überleben der Menschheit zu retten, ist eine gigantische Verkehrswende notwendig: von der Hauptseite Individualverkehr zur Hauptseite öffentlichen Nahverkehr. Vom Verbrennermotor zu umweltschützenden Antrieben. Vom Güterverkehr auf den Straßen zum Güterverkehr auf den Schienen.
Das ist eine so große gesellschaftliche Aufgabe, dass es einen riesigen Arbeitskräftebedarf braucht. So wäre es jedenfalls in einer sozialistischen Planwirtschaft! Die Rosa Luxemburg Stiftung hat in einer Studie von 2022 beispielsweise errechnet, dass eine Mobilitätswende mit einer Steigerung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr um den Faktor 2,5 bis zu 314.000 neue Arbeitsplätze entstehen würden. Arbeitsplätze würden gebraucht im Bau von Zügen, Bussen, Schienen, Oberleitungen und Stellsystemen. Würde dann noch die Arbeitszeit reduziert auf eine 30-Stunden-Woche – natürlich bei vollem Lohnausgleich – würden bis zu 436.000 Arbeitskräfte benötigt.
Ausgehend vom Arbeiterstandpunkt darf man sich vom kapitalistischen Gerede der Überkapazitäten nicht den Kopf vernebeln lassen! Der Arbeiter ist weder eine Überkapazität noch ein Kostenfaktor, sondern eine Produktivkraft, die dringend benötigt wird. Der Kampf um jeden Arbeitsplatz und Ausbildungsplatz heute muss deswegen auch die Rechnung aufmachen, dass der Kampf um eine andere Gesellschaftsordnung notwendig ist: wo das produziert wird und so produziert wird, dass es der menschlichen Gesellschaft in Einheit mit seiner natürlichen Umwelt dient. Und nicht für den maximalen Profit einer dekadenten Schicht von Monopolkapitalisten.
Das Buch: „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ stellt als Forderung auf:
„Öffentlicher Personennahverkehr zum Nulltarif. Ersetzung aller mit fossilen Energien betriebenen Verkehrsmittel durch Elektro-, Wasserstoff-, Oberleitungs- und Schienenfahrzeuge; vorrangiger Ausbau des öffentlichen Schienenverkehrs. Reduzierung des Neubaus von Autobahnen und vierspurigen Schnellstraßen. Güterverkehr auf Schienen und Wasserwegen auf Grundlage regenerativer Energien. Verbot von Kurzstreckenflügen außer in Notfällen. Förderung eines umweltverträglichen Tourismus.“ (S.451)