Ford Köln - Potenzial für selbständigen Streik wächst

Ford Köln - Potenzial für selbständigen Streik wächst

Betriebsversammlung: „Olaf, ohne Wahl - wär'n wir dir egal!“

Heute fand mit rund 8000 Kolleginnen und Kollegen die Betriebsversammlung bei Ford Köln statt. Die Stimmung war kämpferisch. Das Potenzial für einen selbständigen Streik ist da und deutlich gewachsen. Das markiert einen wichtigen Verarbeitungsprozess seit der letzten, der außerordentlichen Betriebsversammlung am 27. November. Vor zwei Wochen hat Ford angekündigt, erneut Arbeitsplätze zu vernichten - diesmal 2900 Arbeitsplätze bei Ford Köln und 4000 insgesamt in Europa.

Betriebsversammlung: „Olaf, ohne Wahl - wär'n wir dir egal!“
Ford-Zentrale in Köln-Niehl (rf-foto)

Am Tor waren viele Kolleginnen und Kollegen nachdenklich und insgesamt sehr aufgeschlossen. Es wird ernsthaft und massenhaft über „wilden“, also selbständigen Streik diskutiert. Und vielen ist bekannt, dass die Kräfte dafür im Betrieb da sind. „Wir müssten die ganze Mühle mal zum stoppen bringen. Die nächsten fünf Jahre sind entscheidend, wie es überhaupt weitergeht“, so ein Kollege mit Blick auf ganz Deutschland.


Zu Beginn der Frühschicht war bereits eine Extra-Ausgabe der Kollegenzeitung "Scheinwerfer" verteilt worden. Sie stellte klar: "Wir nehmen die Kraftprobe an: Bereiten wir Scholz und Wassenberg den gebührenden Empfang!". Weiter war darin zu lesen: "Von den beiden haben wir nichts zu erwarten. Bereiten wir ihnen also einen gebührenden Empfang und toppen wir unsere letzte Betriebsversammlung: kämpferische Demos durch die Hallen zur Versammlung, Schilder, Transparente, Pfeifkonzert, Aussprache nutzen! ... Unsere Antwort muss ein selbstständiger Streik sein, bis die Konzernpläne vom Tisch sind! ... Die VW-Kollegen haben den Slogan: Bundesweit streikbereit! Machen wir das auch zu unserer Losung. Gemeinsamer Kampf der Auto-, Stahl- und Zulieferbelegschaften!"


Bundeskanzler Olaf Scholz wurde mit gemischten Gefühlen erwartet. Auf die Frage „Was erwartest du dir von Scholz?“, kamen Antworten wie „Halb, halb“ bis „Viel Bla-Bla...“. Im Wesentlichen versprach Scholz, sich um eine EU-weite Kaufprämie zu kümmern und die deutsche Autoindustrie gegen die chinesische aufzustellen. Purer Sozialchauvinismus, wenn er sagte: Keine deutschen Steuergelder sollen chinesische Arbeitsplätze subventionieren. Das befördert die unter einem Teil der Kolleginnen und Kollegen wirkende Meinung „Die Politik müsste jetzt schon mal was liefern...“. Zugleich gab es viel Häme für viele leere Worte. Aber sicher hat Scholz auch bei manchen Hoffnungen geschürt.


Scholz und Ford-Chef Marcus Wassenberg, der einen ähnlich kläglichen Auftritt ablieferte wie beim letzten Mal, wurden gebührend empfangen: Demonstrationen der Bereiche Schmiede, Druckguss, Werkzeugbau, Getriebewerk, Lehrwerkstatt, Fahrzeugfertigung – teils selbständig organisiert, Schilder „Kampf um jeden Arbeitsplatz!“ oder „VW, Thyssen, Ford – gemeinsam streikbereit!“, Parolen „Olaf, ohne Wahl - wär'n wir dir egal!“ und Zwischenrufe während Scholz’ Rede und zu Herrn Wassenberg, als dieser auf die Absatzprobleme bei E-Autos hinwies: „Die Belegschaft hat nicht verkackt!“. Sechs Kollegen sprachen bei der Aussprache – die allerdings so spät war, dass Scholz längst über alle Berge war. Warum soll sich ein Kanzler auch Zeit für das „einfache Volk“ nehmen?


Soweit unser erster Bericht im "Scheinwerfer"-Licht. Es war ein erfolgreicher Tag und wir freuen uns auf die weiteren Entwicklungen.