Internationalistische Liste / MLPD zur Bundestagswahl

Internationalistische Liste / MLPD zur Bundestagswahl

Zu allem bereit: Unterschriftensammeln am Nordpol

Gut gelaunt machte sich unser Dreierteam bei Sonnenschein und frostigen Temperaturen auf ins Rheinland-Pfälzische Neuwied. Am Eingang zum Weihnachtsmarkt war unser Stehtisch mit heißem Kaffee direkt neben dem Nordpol bestens platziert (siehe Foto).

Von einem Korrespondenten aus Köln
Zu allem bereit: Unterschriftensammeln am Nordpol
Unterschriften werden sogar am Nordpol gesammelt... (rf-foto)

Wir hatten über fünf Stunden sehr interessante Gespräche, mit dem Ergebnis von 65 Unterschriften, sieben weitergegebenen Parteiprogrammen gegen Spende, mehreren Rote-Fahne-Magazinen und vor allem einigen Kontakten für den Parteiaufbau. Bei Ablehnungen war die große Mehrheit freundlich, oftmals wünschten sie viel Erfolg. Gründe waren, ungern persönliche Daten herauszugeben, der Wunsch, sich erst mit der MLPD zu befassen oder vereinzelt eine so große Wut auf „die Politik“, dass keine Diskussion gewünscht war. 


Die Gespräche waren sehr vielseitig: vom Beginn der globalen Umweltkatastrophe, Sorgen angesichts der wachsenden Kriegsgefahr – hier überzeugte unser differenzierter Standpunkt zum Ukraine- und Gaza-Krieg. Wir stellten manchen die ihnen noch unbekannte MLPD als die Arbeiterpartei für den echten Sozialismus vor, die aus den großen Errungenschaften, aber auch Fehlern im Sozialismus und aus dem Verrat am Sozialismus Schlussfolgerungen gezogen hat. Hier überzeugte, dass die Mitgliedschaft mehrheitlich aus Arbeiterinnen, Arbeitern und einfachen Angestellten besteht, dass in Theorie und Praxis „Arbeiterpolitik“ Programm ist, dass es ein Parteimaximum gibt und Kandidatengrundsätze, die verhindern, dass sich jemand persönlich bereichern kann. 


Die Frage der proletarischen Denkweise, selbstlos für die Sache einzustehen, überzeugte ebenso wie die Rolle der MLPD in den Arbeiterkämpfen. Nicht wenige wollten aber auch gar nicht mit uns diskutieren – so können kleinbürgerlich-antikommunistische Zerrbilder noch nicht aufgebrochen werden. Umso besser, dass die Einsätze in der Fußgängerzone wöchentlich stattfinden und die Menschen Genossen aus Düsseldorf und Köln wieder antreffen, um die Auseinandersetzung vertiefen zu können. Das bewährt sich, um wieder vorbeizukommen, neu aufgetretene Fragen zu stellen. So haben sich bei den Düsseldorfer Genossen und am 30. November bei uns Kölner so viele Kontakte mit Interesse am Parteiaufbau gemeldet, dass eine Gesprächsrunde am kommenden Samstag, 7. Dezember, von 18 Uhr bis 20 Uhr in der Kneipe „Nette Quelle“ in der Fußgängerzone ausgemacht wurde, um die große Offenheit in organisierte Form zu bringen.


Natürlich war auch die AfD Thema – einige bewog zur Unterschrift, dass wir für das Verbot aller faschistischen Organisationen stehen. Wir trafen auf eine Minderheit an AfD-Wählern, von denen manche nicht mit uns ins Gespräch einstiegen, bei anderen rüttelten wir an ihrer Überzeugung. Einer lehnte die Unterschrift ab, mit dem Hinweis: „Ich bin AfD-Mitglied“ – sprach’s mit einer nicht unerheblichen Alkoholfahne und weg war er. Blau... .


Einen wachsenden Raum nehmen unserer Erfahrung nach die sozialen Fragen ein, um die sich viele sorgen: drohende Kürzungen bei der Rente, ungelöste Probleme in der Kinderbetreuung, Sparen auf Kosten der Massen. Das Plakat „Für die Befreiung der Frau!“ führte zu spannenden Gesprächen und wurde von zwei jungen Frauen abfotografiert.


Selbstkritisch stellten wir fest, dass wir während des Einsatzes einen Einfluss überwinden mussten, spontan Menschen nicht anzusprechen, die womöglich keine deutsche Staatsangehörigkeit haben könnten – und somit eh nicht unterschreiben dürften. Das widerspricht unserem Motto „Internationale Solidarität“ und setzt einseitig auf die Unterschrift, statt auch neue Mitstreiter zu gewinnen. Im Übrigen haben viele syrische und afghanische Geflüchtete mittlerweile einen deutschen Pass, sodass einer stolz sein Recht auf Wahlzulassungsunterschrift ausübte. Der Döner-Buden-Besitzer unterschrieb sofort, als er hörte, dass wir „Internationalisten“ sind.

 

Unsere Überlegungen zum Schlussspurt für die Effektivität: Fußgängerzone mit Weihnachtsmarkt war eher morgens geeignet, weil samstagnachmittags die Stimmung zu gemütlicher Freizeit mit Familie tendierte. Vor Supermärkten ist gut, weil die Leute beim Reingehen den Flyer mitnehmen und sich während des Einkaufs Gedanken machen können – nicht wenige unterschreiben dann beim Rausgehen oder stellen gezielt Fragen. Eigene Körpersprache ist auch wichtig: Die Menschen spüren, ob unsere optimistische Freundlichkeit mit „Erfolgsdruck“ durchzogen ist oder vom ehrlichen Interesse an den Menschen und ihren Gedanken. Bei letzterem bekommt auch das „Nachhaken“ bei spontaner erster Ablehnung kein „Geschmäckle“, sondern überzeugt viele doch zur Unterschrift. Nicht verkehrt ist ein „Vertrauensvorschuss“ unsererseits mit der Ansprache: „Einen wunderschönen guten Tag, ich bin die … aus … und wir sind von der MLPD …“.