Busan/Südkorea
UN-Plastikgipfel gescheitert: Frappierende Parallele zum Weltklimagipfel in Baku
Vom 25. November bis 1. Dezember fand der UN-Plastikgipfel in Busan, Südkorea, statt. Wie beim COP 29 in Baku bestimmten Monopolvertreter über den Verlauf, Scheinlösungen wurden angepriesen und verbindliche Lösungen blockiert. Hauptsächlich Öl-produzierende Länder hintertrieben eine Einigung der 170 Länder. Das ist ein weiterer Beleg für die offene Krise und Unfähigkeit des imperialistischen Weltsystems, die grundlegenden Probleme der Menschheit zu lösen.
Offiziell wurde die Tagung in Busan nicht geschlossen, sondern vertagt, erfährt man von der Nachrichtenagentur Reuters. Sie soll 2025 fortgesetzt werden. Von Greenpeace wurde begrüßt, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden, statt sich unter Zeitdruck auf einen schwachen Abschluss zu einigen. "Ein wirksames Abkommen muss verbindliche globale Ziele und Maßnahmen zur Sekung der Plastikproduktion enthalten", sagte Greenpeace-Experte Moritz Jäger-Roschko. Es bestünde weiterhin die historische Chance auf ein Plastikabkommen. Welch windelweiche Stellungnahme für eine Umweltorganisation! Keinerlei grundlegende Kritik, sondern Akzeptanz des umweltpolitischen Desasters.
Gigantische Müllberge
„Manipulative Werbung, Überproduktion und bewusste Begrenzung der Haltbarkeit fördern mutwillig den gewaltigen Anstieg von Müll“ kritisiert das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ [1] Das gilt auch für die Verwendung von Plastik. Laut der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) werden weltweit 460 Millionen Tonnen Kunststoffe pro Jahr hergestellt. Doppelt soviel wie im Jahr 2000 und bis 2060 könnte sich die Menge verdreifachen. Etwa 22 Prozent der Kunststoffabfälle landen laut OECD in Flüssen, Seen und Meeren. Dort verrotten sie nicht, sondern zerfallen in immer kleinere Teile, die sich überall befinden, selbst an den entlegensten Orten der Welt und in Körpern von Mensch und Tier. Dies ist nur schwer rückgängig zu machen. Eine Einschränkung der Kunststoffproduktion im Interesse der menschlichen Gesundheit und des Schutzes der Natur ist dringend geboten!
Verbot giftiger Zusatzstoffe notwendig!
Etwa 16 000 verschiedene Zusatzstoffe werden derzeit in der Plastikproduktion eingesetzt. Ein Drittel davon gilt als gefährlich, bei rund 10 000 ist noch nicht bekannt, wie und ob sie Mensch und Natur schädigen. Diese Vielzahl, oft auch Betriebsgeheimnis, verhindert eine hohe Recyclingquote. „Denn wenn man diese Produkte im Recyclingprozess zusammenbringt, weiß man oft gar nicht, was drin ist“, so Melanie Bergmann, Meeresbiologin am Alfred-Wegener-Institut. Die "Leitlinien für ein erweitertes Kampfprogramm der Sofort- und Schutzmaßnahmen gegen die globale Umweltkatastrophe" im Ergänzungsband "Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen" enthalten u.a. die Forderung nach einem Verbot giftiger Zusatzstoffe.
Reduktion der Produktion und mehr Recycling sind notwendig!
Ein Schwarm von 220 Vertretern der Monopole, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten, und der Chemiemonopole setzten alles dran, eine Begrenzung der Plastikproduktion zu verhindern. Diese könnte beispielsweise durch eine längere Haltbarkeit der Produkte oder Vermeidung von Einwegplastik erreicht werden. Umweltorganisationen und Wissenschaftler fordern eine Reduzierung der energie-intensiven Produktion um 75 Prozent bis 2040, auch zum Schutz des Klimas. Das widerspricht den Profitinteressen der Öl- und Gasmonopole, da Plastik auf fossilen Brennstoffen basiert. Mehr als 20 Länder, darunter China, Indien, Rußland und Saudi-Arabien lehnten jede Maßnahme ab, ebenso Chemiemonopole wie Dow, BASF, Lanxess und Covestro, die Plastik herstellen. Sie reiten auf mehr Recycling und besseren Abfallsammelsystemen als „Alternative“ herum. Zweifelsohne ist das notwendig. Sie werfen damit nur Nebelkerzen, weil sie an einem konsequenten Recycling gar nicht interessiert sind, da das genauso ihre Profite schmälert.
Kreislaufwirtschaft sieht anders aus!
Zwar gibt es seit Jahren Recyclingprogramme, aber es werden nur 10 Prozent recycelt. Deutlich mehr landet in der Natur, wird verbrannt oder auf Halden gelagert. Mit EU-Geldern bauen viele EU-Länder ihre Verbrennungskapazitäten aus. Recyclebares Plastik landet immer häufiger im Feuer, wodurch Kohlendioxid und Giftstoffe in die Atmosphäre gelangen. Längst gibt es Kryo-Recycling-Verfahren zur Verwertung von Kunststoffen und Altelektronik, doch unter kapitalistischen Bedingung gelten sie als „unwirtschaftlich“ und der rücksichtslose Raubbau an der Natur wird auf die Spitze getrieben. Billiges Primärplastik aus China kippte so die Recyclinganlagen in Rostock und im britischen Bristol. Umweltschutz, nur wenn er Profite bringt! Ein solches System kann sich die Menschheit nicht mehr leisten!
Einspruch im Minutentakt
Mit einem Strom von Falsch- und Desinformationen und Einsprüchen im Minutentakt blockierten die Monopole die fünfte und als letzte geplante Verhandlungsrunde für ein globales Abkommen, das in 2025 in Kraft treten sollte. Allein der Entwurf enthielt 3.500 Klammern, die auf Grund von Einsprüchen einen fehlenden Konsens markierten. Wenn sich jetzt die EU und Umweltministerin Steffi Lemke als Teil der sogenannten „High-Ambition-Coalition“ outen, eine Allianz von Staaten, die ein weitreichendes Abkommen fordern, dann ist Wachsamkeit angesagt. Zu mehr als einem eher kosmetischen Plastiktüten- und Plastikstrohhalmverbot hat es bisher nämlich nicht gereicht. Auch sie kuschen vor den Monopolinteressen. Greenwashing statt konsequente Maßnahmen, das ist ihr Credo! Angesichts der Dimension der Problematik ein einziges Desaster!
Im Ergänzungsband zum Buch "Katastrophenalarm!" heißt es im Sofort- und Kampfprogramm:
Wirksame Maßnahmen müssen gegen die Verursacher auf Kosten ihrer Profite erkämpft werden. Dazu muss das Thema noch mehr in die Öffentlichkeit gebracht werden. Eine umfassende Kreislaufwirtschaft gibt es erst im Sozialismus!