Vor 100 Jahren erschienen
Thomas Manns "Zauberberg"
Der Roman spiegelt den Verfall der kapitalistischen Gesellschaft und den Wettlauf zwischen den reaktionären faschistischen und fortschrittlichen sozialistischen Kräften wider. Er wurde ein Welterfolg und wurde in 27 Sprachen übersetzt. Die Handlung spielt in einem Schweizer Sanatorium.
Suzanne Cords | Ulrike Bornhak schreiben in der Deutschen Welle vom 22. November: „Eine gespaltene Gesellschaft, Existenzängste und das Gespenst des Krieges: Thomas Manns Roman "Der Zauberberg“ ist auch 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung erschreckend aktuell … . Das völlig abgeschottete Sanatorium ist ein Mikrokosmos, der die Krise einer sich wandelnden Gesellschaft offenbart. Die Wende zum 20. Jahrhundert ist eine Epoche radikaler Umwälzungen. Die Industrialisierung hat das Leben grundlegend verändert, religiöse Gewissheiten werden zunehmend von der Wissenschaft infrage gestellt, nationalistische und sozialistische Bewegungen sind gleichermaßen auf dem Vormarsch.“¹
Der aus dem Großbürgertum stammende Thomas Mann hat den Roman 1912 noch als kriegsbegeisterter Nationalist begonnen. Seine Absicht war, eine humoristische Kurzgeschichte aus dem Sanatorium zu schreiben. Daraus wurde ein Roman von tausend Seiten als Ergebnis seiner Selbstveränderung mit der Bereitschaft, seine weltanschauliche und politische Einstellung immer wieder kritisch infrage zu stellen. Er wandelte sich nach dem Ersten Weltkrieg - vom Grauen des Krieges erschüttert - zum bürgerlichen Pazifisten und Demokraten. Er wurde ab den 1930er Jahren einer der sprachgewaltigsten Kämpfer gegen den Faschismus in der deutschen Literatur und entwickelte Sympathie für den Sozialismus. Der Zauberberg und sein Autor gehören in die Reihe bedeutender fortschrittlicher Kulturschaffender in Deutschland, wie Heinrich Heine, Gerhard Hauptmann, Käthe Kollwitz, Bertolt Brecht usw.