Braunschweig und Wolfsburg
Eindrücke von den VW-Toren an den letzten beiden Tagen
Unter den Kollegen läuft eine intensive Auseinandersetzung. Das Interesse für die Kollegenzeitung Vorwärtsgang ist groß, so berichten Kollegen. Am Tor erleben wir auch viel Interesse an Veröffentlichungen der MLPD. Deutlich mehr werden Flugblätter genommen als sonst. Eine Menge wichtiger Fragen werfen die Kolleginnen und Kollegen auf. Sie werden hier nicht alle beantwortet. Rote-Fahne-News-Leserinnen und -Leser, beteiligt auch an der Diskussion!
Für das Streik aktuell der MLPD gab es Daumen hoch. Wie findest du das Forderungsprogramm? „Steht alles drin!“
Nur eine Minderheit lehnt den Streik ab. Es gibt große Zustimmung bei der Masse der Kollegen. Es wachsen die Fragen, wie man einen solchen Streik führt und organisiert. Hier O-Töne aus den letzten beiden Tagen aus Braunschweig und Wolfsburg. Verteiler berichten: „Die Leute sind alle bei mir stehen geblieben. Ich hätte auch eine Gesprächsrunde machen können, so viel Diskussionsbedarf gab es.“ Ein Kollege: „Ach du Scheiße, wie sollen wir einen Streik organisieren!“
Älterer Kollege, der in Kürze in Rente geht: „Hab nur den ersten Absatz vom „Vorwärtsgang“ gelesen. (mit dem Titel: Genug gewarnt! Ab heute selbständiger unbefristeter Streik, bis die Vorstandspläne vom Tisch sind“). Ich lese nicht so schnell, der Rest kommt später. Aber der Absatz ist kräftig! Und angreifend! Genau gut so. Die Überschrift ist auch gut, mit dem Streik. Das finde ich voll richtig. Ich gehe bald in Rente, ich hab nichts mehr zu verlieren! Meine Tochter arbeitet hier, die hat bestimmt noch 20 Jahre.“
Kollege, ca. 40 J.: „Streik ist richtig. Ich dachte, VW sei ein sozialer Arbeitgeber, der auf uns zugeht. Aber das ist nicht so. Man muss etwas tun.“
Kollege: „Der VW-Chef kriegt 28.000 am Tag und sagt uns, wir seien zu teuer. Wir machen Autos, der macht nichts. Wenn einer anfängt, würde ich mitmachen – auf jeden Fall.“
Leiharbeiter: „Ich war früher bei SITEC. Wir müssen zusammenhalten, dann kann man was erreichen.“
Betriebsrätin: „Es herrscht eine kämpferische Stimmung. Viele sind für den Streik, ich sehe das ähnlich wie ihr.“
Eine größere Gruppe zu einem Verteiler: „Danke, die MLPD kann gerne wiederkommen.“
Ein Verteiler berichtet: „Es gibt bei den Kolleginnen und Kollegen auch Angst vor Repressionen mit der Frage: Kommt der Werkschutz? Und was machen wir dann?“
Einer sagt: „War klar, dass die MLPD für Streik ist!“ Wir: „Und, ist es richtig?“ „Na klar ist es richtig!“
„Streik? Oh! Richtig. Aber das ist hart, das ist wirklich hart! Das gabs noch nie. Aber es ist richtig.“
Die Angestellten haben sich in Wolfsburg am Warnstreik so stark wie nie beteiligt. Sie wollten auf keinen Fall zu denen gehören, die später gefragt werden: „Wo wart ihr denn?“ Bei einem ersten Einsatz beim Tor „Forschung und Entwicklung“, gab es Aufgeschlossenheit. Der Werkschutz - völlig aufgeregt – regelte hektisch den Fahrzeugverkehr so, dass die Autos umgeleitet wurden und so möglichst wenig Kontakt zu den MLPD-Verteilern hergestellt werden sollte. Wovor haben sie Angst?
Für viele ist Streik ganz ungewohnt. Einer war ganz verdutzt, als er auf einen Streik angesprochen wurde, noch am selben Tag, in seiner Schicht. „Streik? Da hab ich leider keine Zeit, ich muss doch arbeiten!“ Das war kein Witz, sondern sein ernst gemeinter Einwand. An den Gedanken eines Streiks muss man sich erst mal gewöhnen!
"Ich gehe bald in Rente, das ist mir völlig egal."
„Stimmung für Streik ist ready!“
„Wäre es VW nicht recht, wenn wir streiken und sie dann keine Löhne zahlen müssen?“
„Streiks organisiert aber die Gewerkschaft. Aber ich finde schon gut, was ihr macht.“ Er holte 10€ Spende raus.
"Marxismus? Nee, das hatte ich schon!" (sehr vereinzelt)
Ein Faschist zischte am Tor zum MLPD-Verteiler: „Euch müsste man vergasen.“ Nach einem Konter drohte er mit Schlägen. Da sieht man, wo die braunen Brüder stehen!
Viele: Ich bin für Streik. Aber wie und wer? „Wie geht das? Und dann? Oha, das trau ich mich nicht! Aber es ist richtig.“ „Ja das mit dem Streikrecht wusste ich nicht, das ist heftig.“
„Gibt es doch noch einen Weg, dass der Betriebsrat den Streik organisieren kann?“
Kollege zur Arbeitsplatzvernichtung: „Das betrifft mich nicht, ich finde anderswo auch was.“
Ein anderer: „Die Abfindungen sollten nicht mit einem Schlag ausgezahlt werden, sondern wegen der Steuer in drei Jahren gestaffelt.“