Braunschweig
DKP Braunschweig greift Streik-Flugblatt an
Folgendes Ereignis konnte ich bei VW in Braunschweig beobachten: Eine Zeitung von Kollegen für Kollegen wurde am Tor unter die Leute gebracht mit dem Namen "Vorwärtsgang". Mit dem Titel: "Genug gewarnt! Ab heute selbstständiger unbefristeter Streit, bis die Vorstandspläne vom Tisch sind!" Klar und deutlich.
Auch die DKP war vor Ort mit einem kleinen Zettel und verteilte ihn an die VW-Arbeiter. Die Verteiler der Kollegenzeitung hatten die Kollegen von der DKP zunächst freundlich begrüßt. Solidarität für die VW-Arbeiter ist in jedem Fall zu begrüßen.
Doch die zwei Braunschweiger Mitglieder der DKP sahen das anders: Direkt am Tor unter den Kameras von VW gingen sie die Verteiler plötzlich an: "Für wen sammelt ihr denn Spenden?" Der Verteiler antwortete: "Na für die kollegenzeitung! Steht ja auf der Dose auch drauf, immerhin ist die Zeitung unabhängig und soll es auch bleiben." "Nein, du nimmst das Geld für dich!" Behauptete der DKP-ler frech. "Wie bitte?!" entgegnete der Verteiler entsetzt über diesen ungeheuerlichen Vorwurf. "Wie kannst du so etwas behaupten?!" Der Braunschweiger DKPler: "Ihr habt keinen Verantwortlichen im Sinne des Presserechts angegeben!" Das war im übrigen unwahr, wie man unter folgendem Link auf dem Faksimile sehen kann - siehe hier.
Ein kurzes ungläubiges Grinsen huschte dem Verteiler über das Gesicht: "Sag mal, hast du schon mal zu einem Streik aufgerufen? Wie naiv bist du!" Doch die DKP Braunschweig war sich sicher: "Das ist Betrug, was ihr hier macht!" "Sag mal, eigentlich sollte man meinen, in so einer Situation gegen VW zusammenzustehen. Wie kannst du dich so verhalten? Und dich dann Kommunist nennen!" Mit einem solchen Verhalten diskreditiert sich die DKP in Braunschweig. Hier ist eine Entschuldigung fällig!
Erst im Lauf weiterer Gespräche verstand ich, was sich hinter diesem obskuren Verhalten versteckte: Zum einen war das heutige Bundesvorstandsmitglied der DKP Uwe Fritsch jahrelang Betriebsratsvorsitzender bei VW in Braunschweig. Als solcher hat er das Co-Management von VW voll mitgetragen. Ein Hintergrund ist, dass es in der Vergangenheit eine Art Gentlemans Agreement gab zwischen DKP und den SPD-Funktionären in der IG Metall. Nach dem Radikalenerlass bekamen einige DKPler mit Berufsverbot Funktionen in der IG Metall. Einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegen die DKP gab es noch nie in der IG Metall.
Nicht ein Wort war von der DKP Braunschweig jemals gegen die Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen die MLPD zu hören. Als Gegenleistung führte DKP-Vorstandsmitglied Fritsch keine Kritik an der reformistischen Klassenzusammenarbeitspolitik. Entsprechend reformistisch war der Handzettel der DKP Braunschweig – doch dazu an anderer Stelle mehr.
Offensichtlich störte die beiden von der DKP auch, dass sie in so gut wie kein Gespräch mit einem Arbeiter kamen. Bei den Verteilern der KollegenZeitung konnte ich dagegen rege Betriebsamkeit, lange Gespräche, Spenden und Kontaktaufnahme beobachten. Das Spenden sammeln schien den Verteiler nach diesem Eklat umso mehr Freude zu bereiten.