Kampf um jeden Arbeitsplatz
Kämpferische Aktivitäten an mehreren ThyssenKrupp-Standorten
Am Montag hat der ThyssenKrupp-Vorstand ein Eckpunktepapier vorgelegt. Die Kahlschlagpläne des Vorstands sehen die Vernichtung von insgesamt 14 000 Arbeitsplätzen – 11 000 bei TKSE und zusätzlich 3000 bei HKM - und die Schließung von Standorten vor – zunächst in Kreuztal-Eichen mit 600 Beschäftigten. Unverschämt ist die Forderung des Vorstands nach einer Lohnkürzung von 10 Prozent durch Kürzung des Weihnachtsgeldes, von Sonderzahlungen usw.!
Die Pläne von Lopez und Russwurm sind ein massiver Angriff auf die soziale Lage unserer Familien und Kinder. Sie sind auch ein Kahlschlag für die Kommunen und Regionen.
Gestern haben an verschiedenen Standorten die Kolleginnen und Kollegen sofort reagiert und teilweise die Arbeit niedergelegt. Ein Korrespondent berichtet aus Duisburg: „Um 7:00 fand eine Vertrauensleute-Vollversammlung statt, mit der die gewerkschaftlichen Strukturen mobilisiert wurden. An den Toren sollte die Belegschaft informiert und gleichzeitig mit Torblockaden ein kämpferisches Zeichen gesetzt werden. In einzelnen Abteilungen streikten die Kolleginnen und Kollegen wie z. B. im Warmbandwerk 2, Kaltwalzwerk 2 und beim EBA 2 die still gesetzt wurden.
Bei den Infos an den Toren 1, 3, 4, 6 erfuhren die Kollegen zum Teil mehr als in den Medien durchgesickert ist. So wurde deutlich, dass es nicht bei den angekündigten 11000 Arbeitsplätzen, die vernichtet werden sollen, bleiben wird. Denn schließlich ist die Forderung von ThyssenKrupp Chef Miguel Lopez noch auf dem Tisch, die Kapazitäten auf 6 Mio. Jahrestonnen zu reduzieren. ‚Wenn das, was die hier zumachen wollen, so durchkommt, dann brauchen wir hier auch keine Kokerei und keine Sinteranlage mehr. Und auch die Schließung eines Stahlwerks ist nicht ausgeschlossen.‘ Die Dimension wird also klarer und damit auch die Frage, dass und wie gekämpft werden muss. An Tor 3 und 6 wurden die Blockaden mehrere Stunden durchgeführt, mit dem Effekt, dass keiner und vor alle auch die LKW’s nicht ins Werk kamen und sich hunderte Meter zurückstauten.“
In Kreuztal-Eichen hatte der Betriebsrat bereits um 9 Uhr zur Betriebsversammlung eingeladen. Alle 600 Kolleginnen und Kollegen waren gekommen. Aus dem Thyssenkrupp-Werk aus Finnentrop war eine Delegation da, die sich mit den Eichenern solidarisierten. Die Stimmung war „aufgeladen“. „Wir haben zwar mit Einschnitten gerechnet, aber die Stilllegungspläne haben uns doch umgehauen. Vor allem bleibt es nicht bei den 600 Arbeitsplätzen. Da kommt auch was auf die 30 000 Einwohner in Eichen zu,“ so ein Kollege. Der Kreuztaler Betriebsratschef, Helmut Renk, erklärt entschlossen: „Wir lassen uns hier nicht vorführen."
Auch in Dortmund versammelten sich Kolleginnen und Kollegen am Tor 1. Der Betriebsrat hatte zu einer Informationsveranstaltung aufgerufen. Wer sich von den Kolleginnen und Kollegen noch Hoffnungen gemacht hatte, „mit einem blauen Auge“ davonzukommen, musste ernüchtert feststellen, dass auch in Dortmund hunderte Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
In einer Korrespondenz aus Bochum heißt es: „Protestversammlung um 13 Uhr am Tor. Die meisten Kollegen der Frühschicht haben die Arbeit niedergelegt und sind zum Tor gekommen.“
Ein Sprecher der MLPD führte u.a. aus: „Die Opelaner standen 2004 vor einer ähnlichen Situation wie ihr heute: Die Hälfte der Bochumer Belegschaft sollte rausfliegen. Monopole dürfen Zehntausende entlassen, aber wenn wir dagegen streiken, ist das in Deutschland verboten. Daher kann die IG Metall oder der Betriebsrat nicht offiziell zu einem solchen Streik auffordern. Die Opelaner entschieden sich, es dann selbständig zu machen. Aufgrund der Solidarität im Werk, aber auch der ganzen Region und sogar Solidaritätsstreiks in anderen Ländern, wagten sie es nicht, mit Polizei gegen die Streikenden vorzugehen. Die Opelaner konnten die Arbeitsplätze für zehn Jahre verteidigen. Vor allem sind sie stolz, dass sie einem der größten Monopole der Welt die Stirn geboten haben. In diesem Sinne – unsere Solidarität habt ihr!“ In Duisburg wurde an einem Tor diskutiert, dass eine neue Qualität von Kampf notwendig ist und dass es dafür auch auf jeden im Betrieb ankommt.
Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen?
Einen anderen Standpunkt vertreten der Gesamtbetriebsrat & die Betriebsrätearbeitsgemeinschaft von ThyssenKrupp. In einer „Duisburger Erklärung“ erklären sie sich bereit, mit dem Vorstand unter der Voraussetzung eines Verzichts auf betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen. Und sie fordern eine „sozialverträgliche Restruktierung“. Es fängt schon bei der Begrifflichkeit an, indem der Inhalt der Pläne mit Restruktierung verheimlicht wird. Es gibt aber weder eine sozialverträgliche Arbeitsplatzvernichtung noch eine sozialverträgliche Lohnkürzung. Das ist eine Kapitulation vor den Kahlschlägen des Vorstands. Dazu haben die Betriebsräte kein Mandat von den Belegschaften.
Über Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatzvernichtung und Lohnkürzungen gibt es nichts zu verhandeln!
- Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz – keine Standortschließung
- Für einen selbständigen Streik an allen Stahlstandorten, bis die Kahlschlagpläne vom Tisch sind!
- Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!
- Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
- Vorwärts zur Arbeiteroffensive!