Unterschriftensammlung in Thüringen
Über welche Politik schimpfen?
Eine Bereicherung der besonderen Art für meinen Novemberurlaub in Thüringen war ein Einsatz mit Genossinnen und Genossen in Erfurt zum Unterschriften-Sammeln für die Wahlzulassung der Internationalistischen Liste/MLPD.
Wie schön, dass mehrheitlich REBELLEN an diesem Tag zu unserem Team gehörten!
In allen Reaktionen war spürbar, wie aufgewühlt die Menschen sind, aber auch wie unterschiedlich sie die politischen Entwicklungen verarbeiten. „Ich will von Politik nichts mehr wissen", schimpften viele. Wenn es gelang, ins Gespräch zu kommen, stellte sich nicht selten heraus, dass viele mit „Politik" die bürgerliche Politik der Herrschenden meinten. Was ist bei der MLPD anders? Ist das eine zukunftsfähige Alternative?
Da ist viel zu klären. „Haben wir nicht schon zu viele Parteien?" fragten mehrere. Stutzig wurden einige, wenn wir die angebliche Vielfalt der Berliner Parteien ansprachen: Sie sind sich einig, Kapitalinteressen zu vertreten und die Krisenlasten auf die Massen und die Familien abzuwälzen. Da ist eine grundlegende andere Politik gefragt. Dafür steht die MLPD als revolutionäre Arbeiterpartei. Neugier erregte die Information, dass die MLPD in wesentlichen Arbeitskämpfen der Nachkriegszeit eine entscheidende Rolle gespielt hat und heute spielt. Und die Info, dass die MLPD in den Massenmedien zensiert wird und dass auch diese Unterschriftensammlung eine Schikane und Bevormundung der Wähler ist.
„Ich hab Euch aber schon auf dem Stimmzettel gesehen?" Dass das bei der Landtagswahl in Thüringen der Fall war und wir jetzt für die Bundestagswahl neu 60 000 Unterschriften sammeln müssen, empörte regelrecht und war mehrfach ein Grund für die Unterschrift.
Hartes Brot war es, mit AfD-Anhängern überhaupt ins Gespräch zu kommen. Im Team bestärkten wir uns gegenseitig, dass wir hier am Ball bleiben wollen. Nicht nur einer hatte die Vorstellung, dass vor allem Ausländer nicht arbeiten und Bürgergeld kassieren. Dass die Konzerne gerade massiv Arbeitsplätze abbauen und nicht die Migranten und Flüchtlinge, brachte manchen ins Nachdenken und weckte Interesse für die Vorschläge der MLPD. Auch warnten wir davor, die faschistische Gefahr einer AfD zu unterschätzen. Die Art und Weise wie Trump in den USA bereits vor Amtsübernahme den Staatsapparat ultrareaktionär durchorganisiert, war vielen schon übel aufgestoßen.
An dem einen Tag sammelten wir insgesamt fast 90 Unterschriften für die Landesliste.