Automobilarbeiter & Friends Düsseldorf
Solidarität mit Kolleginnen und Kollegen bei VW
Die folgende Solidaritätsadresse von Kolleginnen und Kollegen des Mercedes-Benz-„Sprinter“- Transporterwerks in Düsseldorf an die Belegschaften bei VW wurde am 9. November einstimmig beschlossen:
An alle Kolleginnen und Kollegen von VW
Wir sind Kolleginnen und Kollegen des größten Mercedes-Benz-„Sprinter“-Transporterwerks der Welt in Düsseldorf, d.h. wir sind ca. 5500 Beschäftigte. Zusammen mit unseren Familien, Kollegen, Freundinnen und Freunden aus vielen verschiedenen Bereichen des Düsseldorfer Lebens treffen wir uns regelmäßig. Gemeinsam ist uns, dass wir die Industriearbeiterschaft als die wichtigste gesellschaftliche Kraft sehen, die viel mehr die Führung übernehmen muss.
Wir bereiten langfristig die internationale Automobilarbeiterkonferenz 2025 in Indien vor, organisieren die Solidarität mit dem Kampf in Düsseldorf, aber auch mit Autoarbeitern in den Philippinen oder dem aktiven Widerstand in Serbien, der sich gegen den Raubbau der Natur im Zuge des Lithium-Abbaus für die E-Auto-Akku-Produktion, auch unter anderem von Mercedes-Benz, richtet.
Wir haben hier in Düsseldorf von Beginn an des Generalangriffs – zuerst auf euch VW-Arbeiter – die Kolleginnen und Kollegen dazu aufgerufen, sich die Situation bewusst zu machen und einen langen Atem zu entwickeln, denn wir müssen uns erst mal warm laufen gegen diese neue Marschrichtung, die VW hier für alle Monopole vorgibt. Jeden Tag kommen seitdem neue Hiobsbotschaften, und die Medien sind besonders darauf ausgerichtet, die „News“ jeden Tag aufs neue durchzukauen, auch um uns weichzukochen - nach dem Motto „... Welches Werk wird es treffen und an wem geht der Kelch vorbei....?!“ Drehen wir den Spieß um: Wenn sie auf breiter Front angreifen, dann schließen wir uns auf breiter Front zusammen – über Konzern- und Landesgrenzen hinweg!
Wir sind zu oft bitter enttäuscht worden, als dass wir jetzt Mitleid mit den schrumpfenden Gewinnen haben. Wir arbeiten in einem der profitabelsten Bereiche von Mercedes-Benz - mit einer Profitrate von 15 Prozent, und trotzdem – oder gerade weil (!) - haben wir gelernt, dass jede Investition nur mit steigender Produktivität und Arbeitsplatzabbau verbunden ist, bei uns wurden erst zum 30. September 1200 Leiharbeiter entlassen und die Schichten wurden von drei auf zwei Schichten zurückgefahren.
Einen Tag nachdem die Gefahr vom Tisch war, dass sich ein gemeinsamer Kampf von Leih- und Stammbelegschaft entwickelt, wurde ein neuer Angriff auf uns gestartet, und ein Vertrag der erst eineinhalb Jahre jung war und eigentlich bis 2035 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, wurde unverfroren gebrochen - die Belegschaft erpresst. Die Belegschaft hat dies Stück für Stück begriffen, und wir setzten eine außerordentliche Betriebsversammlung mit 2500 Leuten und zwei Warnstreiks mit zusammen 2000 Teilnehmern durch. Und jetzt sollen wir die Härte von betriebsbedingten Kündigungen als „unausweichlich“ schlucken. Nein!
Sollen uns etwa die Tränen kullern, dass VW nur 1,58 Milliarden Euro Gewinn im III. Quartal gemacht hat? Zu wenig, sagt VW. Es reicht, sagen wir, wir müssen für uns und die Zukunft unserer Kinder eine Grenze ziehen, und lernen Streiks auch allseitig selbständig zu organisieren! In diesem Sinne, solidarische kämpferische Grüße und Glück auf!