Verallia
Kündigung verhindert, aber erzwungen? Und jetzt fehlen Leute! Was für ein Chaos!
In der „Karnaper Flaschenpost“, Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Verallia in Essen-Karnap, steht:
Hat sich der Vorstand nicht getraut, Leute zu kündigen? Hatten sie Angst vor dem wachsenden Unmut oder der Kampfbereitschaft? Seit bald einem halben Jahr wird das angekündigt und die Arbeiter und ihre Familien in Unsicherheit gelassen.
Lieber wurde Druck ausgeübt und erreicht, dass viele freiwillig gehen. Miese Masche. Kein Wunder, wer macht die Maloche bei 50 Grad am heißen Ende und dieses Schichtsystem noch mit. Viele Ältere haben unterschrieben und sehen das als Solidarität mit Jüngeren, die sonst die Arbeit verloren hätten. Gut gemeint. Aber es wird gedroht, dass trotzdem noch Entlassungen ausgesprochen werden.
Als Arbeiter lässt man sich einen Arbeitsplatz nicht abkaufen! Damit sind die Arbeitsplätze weg, fehlen zukünftig. Und sieht jetzt alles so rosig aus? Rentenabschläge, Inflation, Steuern auf die Rente werden manche kalt erwischen. Alternativlos? Nein, ein offensiver Kampf um jeden Arbeitsplatz wäre eine neue, gute Option gewesen. So wie ihn gerade Belegschaften wie bei Stahl führen. Gewerkschaftliche und selbständige Streiks nehmen wieder zu. Richtig so. Dafür ist es auch bei Verallia nicht zu spät.
Man muss weiterdenken – wenn sich jeder selbst der Nächste ist, wird sich nichts ändern. Die Zeiten werden härter. Da ist Egoismus out. Zusammenhalt ist Trumpf. Wenn sich die Arbeiter immer mehr unterordnen, das kleinere Übel suchen, geht es noch weiter abwärts. Politiker und Monopole planen einen harten Rechtskurs. Schon wird diskutiert: Rente mit 70, Einschränkung des Streikrechts, längere Arbeitszeiten, Streichung des Wohngelds für Hunderttausende, Massenentlassungen.
Und wie geht es jetzt bei Verallia weiter? Steht das ganze Werk auf dem Spiel? Was hat es mit der Neuausrichtung auf ein Zwei-Wannen-Werk auf sich …? Warum kritisiert der Betriebsrat erst jetzt die Hinhaltetaktik der Werksleitung, statt schon vor Monaten gestützt auf die Belegschaft den Druck zu erhöhen? Stattdessen fordert er, die Neuausrichtung des Werkes doch bitte mitbestimmen zu dürfen, obwohl das ein Projekt ist, das zu unseren Lasten geht. Dieser Weg ist doch längst gescheitert und wird keinen Arbeitsplatz erhalten.
Verallia gehört „Apollo Global Management“, einem der weltgrößten „Private Equity“-Konzerne (auch als „Heuschrecken“ bekannt). Dieses internationale Finanzkapital rechnet knallhart: Da zählen nicht sinnvolle Produkte, gute Arbeit oder schwarze Zahlen. Da zählt nur, wer die höchste Profitrate macht. Dann werden Direktiven ausgegeben, wie viele Leute entlassen werden müssen, wo gespart und geschlossen werden muss. Das kann man denen nicht durchgehen lassen. Das ist Kapitalismus und der treibt die Menschheit ins Chaos. Das Gegenteil von Kapitalismus ist übrigens Sozialismus, nicht Faschismus!
Im Werk bricht an immer mehr Maschinen Chaos aus. Es fehlen Leute – und zwar die gut ausgebildeten, die man rausgedrängt hat. ...
Der Vorstand kann ja mal helfen, die vielen Schäden und Stillstände zu beheben. Er hat ja dieses Chaos angerichtet!