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Kämpferisches „Ausläuten der Friedenspflicht“

Angeregt durch eine Besuchsankündigung der Stahlkollegen von tkSE Duisburg in Wolfsburg wurde am Samstag Abend feierlich die Friedenspflicht in der laufenden VW-Tarifrunde beendet.

Korrespondenz
Kämpferisches „Ausläuten der Friedenspflicht“
Wolfsburg gestern Abend: Kollegen an der Feuertonne (rf-foto)

Die Empörung über den Generalangriff von VW ist riesengroß. Ca. 200 Metaller und ihre Familien kamen in Wolfsburg zum Parkplatz beim Gewerkschaftshaus, wo die Kollegen der IG Metall einen Empfang mit Punsch, Erbsensuppe und Würstchen bereiteten. Feuertonnen mit IG-Metall-Logo sorgten für eine schöne Atmosphäre und angesichts der frostigen Temperatur für willkommene Wärme. Der sehr späten Bekanntgabe in Wolfsburg ist es geschuldet, dass nicht viel mehr Kollegen, sondern vor allem Funktionäre anwesend waren.

 

Aus Duisburg war ein Bus mit Stahlkollegen von tkSE gekommen. Auch Kollegen von Tesla hatten den weiten Weg nicht gescheut. Weitere Delegationen kamen von Bosch Hildesheim, Salzgitter Stahl, Daimler Sindelfingen, VW Hannover, Braunschweig und Kassel. Die MLPD war selbstverständlich dabei, u.a. mit einem Plakat „Arbeiter in die Offensive“. Diese Zusammensetzung war was Neues und machte deutlich, dass es sich um einen Generalangriff auf alle Arbeiter handelt. Er kann nur gemeinsam und kämpferisch zurückgeschlagen werden. Leider durften nicht alle sprechen.

 

Die Stimmung wurde zunehmend kämpferischer. „Bundesweit – Streikbereit!“ wurde immer  lauter skandiert und: „Kein Kniefall - keine Verzicht - richtig streiken, das ist Pflicht!“. Wir haben mit vielen Anwesenden gesprochen. Die Wirksamkeit der angekündigten Warnstreiks in der kommenden Woche und „Frühschlussaktionen“  wurde von einigen kritisch betrachtet. „Jetzt müssen wir richtig streiken!“ oder „Es muss VW wehtun!“. Ein Kollege aus Wolfsburg meinte: “Wenn wir richtig streiken, dann beim Tiguan – da läuft noch voll die Produktion, da tut es VW am  meisten weh“.

 

Eine langjährige Betriebsrätin aus Wolfsburg war sehr emotional – für sie ging bisher die VW-Familie über alles, ihre ganze Familie habe über Generationen „VW-Blut in den Adern“ und was jetzt passiert, mache sie sehr traurig. Ein Angestellter aus der technischen Entwicklung Wolfsburg berichtete, dass auch bei den Entwicklern und IT’lern die Stimmung aufgewühlt ist und VW dort bewusst die Arbeitsbedingungen und das Klima verschlechtert, um die Kollegen zur Kündigung bewegen. Z.B. wird die Homeoffice-Regelung willkürlich verschlechtert. Nach seiner Einschätzung sind ca. 50 % der Entwickler für Streik. Wir sprachen auch mit einer Friseurin, die aus Solidarität gekommen war und betonte, dass ein Abbau bei VW die ganze Region betrifft.

 

Ab morgen wird bei Volkswagen gestreikt. Die IG Metall hat zu flächendeckenden Warnstreiks für die Forderung nach einer zehnprozentigen Lohnerhöhung in der Tarifrunde.