VW-Aktionstag in Wolfsburg
Ob VW, Ford, Thyssenkrupp, ZF … nehmen wir die Machtprobe an!
Über 6000 Kolleginnen und Kollegen waren dem Aufruf der IG Metall und des Gesamtbetriebsrates von VW zu einer Protestkundgebung vor der Wolfsburger Arena gefolgt.
Eine Korrespondenz berichtet:
„Aus Chemnitz, Zwickau, Kassel, Emden, Hannover, Braunschweig und Salzgitter waren Kolleginnen und Kollegen mit Bussen gekommen. Allein 14 aus Braunschweig. Die marschierten zum Kundgebungsplatz, mit Transparenten und meist sehr lautstark, mit Rufparolen, Megafon, Tröten und Trommeln. Eine der häufigsten Parolen war 'Bundesweit streikbereit'.
Die Internationalistische Liste / MLPD begrüßte die Ankommenden mit dem offenen Mikrofon. Die Stimmung war noch kämpferischer als beim letzten Aktionstag. In den Gesprächen auf dem Platz sagten nur einzelne, ‚mal abwarten, was jetzt rauskommt‘. Die Mehrheit war der Meinung:'Verzicht bringt nichts – Kampf um jeden Arbeitsplatz ist richtig'. Die meisten hoffen aber noch, dass die IG-Metall-Führung das macht. Viele stimmten im Gespräch auch zu, dass das Problem nicht der einzelne Manager ist, sondern der Kapitalismus. Wir sammelten am Rande unter anderem ca. 40 Unterschriften zur Wahlzulassung für Landeslisten der Internationalen nationalen Liste / MLPD. Die Betriebsgruppen der MLPD sind Aktivposten bei Arbeiterkämpfen.“.
IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger und die Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Daniela Cavallo, drohten dem Vorstand mit einer „Eskalation der Auseinandersetzung“ und gewerkschaftlichen Streiks mit dem Ende der Friedenspflicht am 1. Dezember. Dafür bekamen sie viel Beifall. Sie orientierten in ihren Reden auf die „VW-Familie“. Dafür bekamen sie auch viel Beifall.
Darunter verstehen aber viele nicht das Gekuschel mit dem Vorstand, sondern die Einheit der Belegschaft, wie es auf einem Transparent hieß: „Die VW-Familie sind wir!“ Ein Teil der Kolleginnen und Kollegen sind die zwei grundsätzlich verschiedenen Wege noch nicht richtig bewusst: Sich mit dem Vorstand auf einen faulen Kompromiss einlassen oder konsequent die Arbeiterinteressen gegen den Vorstand durchsetzen.
Viele Konzerne, vor allem der Auto- und Zuliefererindustrie haben die Vernichtung Tausender Arbeitsplätze angekündigt. Zuletzt kündigte Ford gestern die Vernichtung von 4000 Arbeitsplätzen an, 2900 davon in Deutschland. Vor diesem Hintergrund wachsen der Wunsch und der Gedanke nach einem gemeinsamen Kampf gegen den Generalangriff der Monopole auf die Arbeiterklasse und die breiten Massen.
Die Monopolherren stellen sich alle als unschuldige Opfer dar: zu hohe Energiepreise und Unternehmersteuern, zu viel Bürokratie, zu hohe Löhne und Gehälter, zu hohe Sozialausgaben des Staates, eine schlechte Regierungspolitik usw. Dazu heißt es im Extra der Betriebszeitung von Kollegen für Kollegen Scheinwerfer bei Ford: „Natürlich ist Scholz als Kanzler eine Niete. Natürlich gibt es schlechte Manager. Aber das ist alles nicht der Grund. Alle Pläne scheitern am Kapitalismus, der seine selbstgemachten Krisen nicht in den Griff bekommt. Dieses Wirtschaftssystem ist das Problem.“. Dem kann man nur zustimmen!
Anders sehen das offensichtlich die IG-Metall-Führung und der Gesamtbetriebsrat von VW mit ihrem „Zukunftsplan“. Ausgangspunkt ist die Übereinstimmung mit dem Vorstand, dass „auch die IG Metall und Gesamtbetriebsrat Handlungsbedarf“ sehen. Ziel des Plans sei, den „Konzern technologisch wieder an die Spitze (zu) bringen. … Und alles, was am Ende nicht relevant ist für unsere (!) Technologieführerschaft und somit nicht kaufentscheidend für unsere (!) Kundschaft, das muss überdacht werden.“. Oder mit Worten des Vorstands: Alles, was keinen Maximalprofit verspricht, muss abgestoßen werden! Das ist Verrat an den Interessen der VW-Beschäftigten. (Mehr dazu hier.)
Dieser „Zukunftsplan“ ist nur eine Light-Ausgabe der Kahlschlagspläne des Vorstandes. Und was solch eine Vereinbarung wert ist, hat der VW-Vorstand gerade vorgeführt. Es ist der fromme Wunsch der Reformisten zur Rückkehr zur Politik der Klassenzusammenarbeit.
„Nehmen wir die Machtprobe an“
… lautet die Überschrift der Extra-Ausgabe der Kollegenzeitung Vorwärtsgang für alle deutschen VW-, Audi-, Porsche- und MAN-Werke.
Selbständiger Streik an allen Standorten von Arbeitsplatzvernichtung bedrohter Betriebe und Konzerne ist das Gebot der Stunde!
Bei VW gilt außerdem: Sofortige Einleitung der Urabstimmung und Vorbereitung eines Vollstreiks, was den Haustarifvertrag betrifft.
Die Kolleginnen und Kollegen können sich der Unterstützung und Solidarität sicher sein.
- Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz!
- Kein Verzicht zugunsten der Profitmaximierung der Konzerne!
- Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
- Unbefristete Übernahme aller Azubis und Festeinstellung der Leiharbeiter!
- Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!
- Vorwärts zur Arbeiteroffensive!
Anmerkung der Redaktion:
Die IG Metall und die Betriebsratsführung haben nach Redaktionsschluss die Tarifverhandlungen für abgebrochen erklärt und bereiten nach eigenen Angaben Warnstreiks vor.