Leserbrief

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„Maden im Speck hocken in Vorständen“

Der folgende Leserbrief von Tobias Knapp, dem Vorsitzenden des Vereins Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz aus Sindelfingen, ist im „Gäuboten“ vom 21. Oktober erschienen:

Aus dem „Gäubote“

In seinem Leserbrief schimpft Herr Nolte über unsere Lohnforderung von 7 Prozent in der Metall-Tarifrunde und macht unsere Gewerkschaften für „steigende Arbeitslosigkeit“ und „Preistreiberei“ verantwortlich. Ich arbeite seit 35 Jahren bei einem großen hiesigen Autohersteller in Wechselschicht im Akkord und engagiere mich ehrenamtlich in der IG Metall, um die Arbeits- und Lebensbedingungen von uns Arbeitern und Angestellten zu verbessern.

 

Die letzten Jahre hatten wir trotz stetiger Arbeitsverdichtung und Produktivitätsfortschritten deutlichen Reallohnverlust in den Geldbeuteln – das ist Fakt, nicht Fake. Wenn Herr Nolte uns Schmarotzertum andichtet, muss er mit Kritik von ehrlich arbeitenden Gewerkschaftern wie Herrn Hampejs rechnen. Das letzte Woche für IG-Metaller eine Erhöhung von ca. 2,x Prozent für 2025 durchgesetzt wurde und freitags die durchschnittlichen Rekord-Erhöhungen der Vorstände der DAX-Konzerne mit 11 Prozent veröffentlicht werden, zeigt doch jedem Schulbuben deutlich: Die Maden im Speck hocken in den Vorständen und Chefetagen.

 

Besonders krass: Rekorderhöhung bekommt ausgerechnet der Vorstandschef von VW, der gerade die „Beschäftigungssicherung 2030“ gekündigt hat, der beabsichtigt, 30.000 Arbeitsplätze zu vernichten und drei VW-Werke in Deutschland zu schließen. In wessen Interesse also beschimpft Herr Nolte uns Arbeiter und Gewerkschafter? Im Interesse der Kapitalisten, die natürlich am liebsten ohne organisierte Arbeiterschaft ihre Profite – auch in Krisenzeiten – sichern wollen.