Zeiss in Jena
Verarbeitung des "Pilotabschlusses"und Solidarität mit gekündigter CATL-Kollegin
Am Montag fand bei Zeiss in Jena ein zweistündiger Warnstreik statt. Etwa 250 Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich daran, was bei ca. 3.000 Kollegen im Werk noch recht wenig war. Viele Kolleginnen und Kollegen hatten Angst vor Repressionen oder davor, dass ein höherer Lohn auch Jobverlust bedeuten würde. Hier gibt es also noch einiges zu klären.
Auffällig war, dass die Meister, mit Lügen ausgerichtet, gegen den Streik gehetzt haben. So wurde behauptet, man müsse sich für den Streik abmelden. Kollegen, die dies richtig stellten, wurden teilweise bedroht. So viel Angst hat der Zeiss-Konzern vor seiner Belegschaft!
Die Kolleginnen und Kollegen, die rausgekommen sind, haben dies aber ganz bewusst getan und waren in der Mehrzahl auch kämpferisch eingestellt. Es haben sich auffällig viele Azubis am Streik beteiligt, einer ist sogar aus seinem Urlaub extra dafür angereist. Hier zeigt sich ein wachsendes gewerkschaftliches Bewusstsein unter den Zeiss-Azubis. Ein Facharbeiter prangerte am offenen Mikrofon an, dass Zeiss im letzten Jahr 1,7 Milliarden Euro Rekord-Gewinn gemacht hat und jetzt für die Arbeiter gar nichts mehr übrig bleiben soll. Ein anderer Facharbeiter hatte ein Schild dabei, auf dem stand: „Nein zum Union-Busting bei CATL – Solidarität mit Louisa!“ Er machte den einmaligen Vorgang, dass eine IG Metall - Betriebsratskandidatin fristlos gekündigt wurde, auch am offenen Mikrofon bekannt. Viele Kolleginnen und Kollegen hatten noch nichts davon gehört, solidarisierten sich aber direkt. Es gab auch viel Solidarität mit den 300 von angedrohter Kündigung betroffenen Kollegen bei Zeiss in Aalen.
Im Gegensatz zur kämpferischen Stimmung bei den Teilnehmern hatte die Ortsverwaltung den Streik defensiv vorbereitet. Eine Torblockade wurde nicht organisiert, der Gewerkschaftssekretär rief öfter am Mikrofon: „Lasst mal die LKWs durch.“ Aber Produktionsstillstand ist doch der Sinn von Streik! Eine Handvoll Kollegen und kämpferische Betriebsräte organisierten dann selbstständig eine Torblockade für etwa zehn Minuten.
Heute schlug die Meldung vom Pilotabschluss ein wie eine Bombe. Ganze Teams scharten sich um die Produktions-PCs, um den Livestream der IG Metall zu sehen. Die Ergebnisse haben gemischte Gefühle hervorgerufen. Besonders das höhere Lohn für Azubis wurde positiv aufgenommen, aber die niedrige tabellenwirksame Lohnerhöhung hat viele enttäuscht. Gleich flammten Diskussionen auf. „Die Gewerkschaft verrät uns, ich trete aus!“ Im Laufe der Diskussion konnten wir klären, dass ein Austritt der falsche Schritt ist, aber die Kritik ist berechtigt! Jetzt gilt es die Kolleginnen und Kollegen für einen selbstständigen Streik zu gewinnen.
Später am Tag traf sich der Aktivenkreis der IG Metall in der Carl Zeiss Jena GmbH. Er verabschiedete folgende Solidaritätserklärung mit Louisa von Freytag-Löringhoff:
Liebe Louisa,
wir, der Aktivenkreis der IG Metall in der Carl Zeiss Jena GmbH, wünschen dir viel Mut und Durchhaltevermögen im Kampf gegen deine Kündigung. Wir sind voll solidarisch mit dir und akzeptieren kein Union-Busting oder Mobbing gegen Gewerkschafterinnen. Wir werden deinen Fall unter der Belegschaft bekannt machen und dich weiter unterstützten. Wer eine von uns angreift, greift alle an!
Solidarische Grüße
Der Aktivenkreis der IG Metall in der Carl Zeiss Jena GmbH