VW-Aktionstag
Für Arbeits- und Ausbildungsplätze, für höhere Löhne und Gehälter und gegen den Sozialkahlschlag
In den Metallbetrieben diskutieren die Kolleginnen und Kollegen das vorliegende Verhandlungsergebnis der Tarifverhandlungen zwischen Gesamtmetall und IG-Metall-Vorstand vom 12. November.
Die Bandbreite der Reaktionen reicht von „Hauptsache mein Arbeitsplatz ist sicher“, „nichts anderes erwartet, das war vorher schon klar“, „voll die Verarschung“, „viel zu wenig“ bis zur heftigen Kritik, dass die gewerkschaftliche Kampfkraft nicht eingesetzt wurde. „Dabei haben wir uns gerade erst warm gelaufen. Das Verhandlungsergebnis ist meilenweit von unserer eh zu niedrigen Forderung nach 7 Prozent weg.“ Eine Kollegin bringt ein: „Wenn das so ist, müssen wir eben selbständig für mehr Lohn und Gehalt streiken.“ Noch ist viel Überzeugungsarbeit notwendig, bis sich dieser Gedanke durchsetzt.
Das Verhandlungsergebnis vom 12. November entspricht bei einer Laufzeit von 25 Monaten gerade mal in der Summe einer tariflichen Erhöhung von 2,3 Prozent brutto.
Es bedeutet nach dem erheblichem Kaufkraftverlust in letzten drei Jahren für die Beschäftigten und ihre Familien zwei weitere Jahre Reallohnverluste. Daran ändert auch die Einmalzahlung von 600 Euro bis Februar 2025 und die Erhöhung des tariflichen Zusatzgeldes von rund 270 Euro ab 2026 nichts!
Die 2,3 Prozent mehr Tariflohn sind brutto. Davon gehen dann aber noch Steuern und Sozialabgaben ab. Die Kosten für Miete, Lebensmittel, Ausgaben für Bildung und Erziehung aber sind netto! Als Argument dient die aktuelle niedrige Inflationsrate von 2 Prozent. Diese offizielle Inflationsrate spiegelt aber nicht annähernd die reale Inflation wider. Die ist für Alleinerziehende, Arbeiterfamilien erheblich höher. Allein die Lebensmittelpreise haben sich von 2021 bis Mitte 2024 um fast 33 Prozent erhöht.1
Auch massive Lohnkürzungen bei VW geplant
VW plant nicht nur die Vernichtung von rund 30 000 Arbeitsplätze, sondern auch massive Lohnkürzungen. Unter anderem zwei Jahre Nullrunden, dann eine zehnprozentige Lohnkürzung und Streichung weiterer Leistungen. Ein Kollege aus der Endmontage in Hannover rechnet nach: „Bei 4107 Euro Brutto in Lohngruppe 8 in der Endmontage bedeutet allein das 577,70 Euro weniger.“
Die massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen bei Stahl, VW, Autozulieferern usw. in Verbindung mit realen und tatsächlichen Lohnkürzungen verschärft die soziale Lage der Arbeiterfamilien und breiten Massen. „Ich weiß nicht, wie wir den Schulausflug unseres Sohnes bezahlen sollen. Dazu wächst unser Kleiner ständig aus den Kleidern raus. Und dazu kommt die Sorge um den Arbeitsplatz meines Manns“, so eine Frau eines Stahlarbeiters aus Duisburg. Auch die Kommunen wälzen die Krisenlasten ab. Die Schließung von Schwimmbädern, Jugendhäusern usw. oder die geplante Kürzung der Ausgaben für Soziales wie durch die schwarz-grüne Landesregierung in NRW sind massive Eingriffe in die Lebensverhältnisse der Massen. Zurecht haben dagegen gestern über 30.000 Kolleginnen und Kollegen in Düsseldorf protestiert.
Jetzt ist Arbeiterpolitik gefragt!
Am 21. November findet in Hannover die nächste Verhandlungsrunde der VW-Tarifrunde statt. Eine gute Gelegenheit, dort gemeinsam mit anderen Standorten einen kämpferischen Aktionstag durchzuführen – gegen die geplante Arbeitsplatzvernichtung und Lohnkürzungen! Die "Friedenspflicht" für die VW-Tarifrunde läuft zum 1. Dezember aus.
Die IG Metall Duisburg-Dinslaken und die Vertrauenskörperleitung bei TKSE Duisburg-Hamborn ruft zu einer "Solidaritätstour zu VW nach Wolfsburg am 30.11.24" auf. Der Gedanke, gemeinsam für höhere Löhne und Gehälter, für jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz zu kämpfen, wird in den Betrieben von Kolleginnen und Kollegen aufgegriffen. Die Beteiligung von Delegationen anderer Konzerne der Auto-, Zulieferer-, Stahlindustrie, sowohl zum 21. November als auch zum 30. November ist zu begrüßen. Ein gemeinsamer Aktionstag mit entsprechenden Arbeitsniederlegungen greift um sich und es gilt, ihn weiter zu verbreiten.
Entscheidend ist dabei, dass der Kampf um Arbeitsplätze sowie um höhere Löhne und Gehälter außerhalb von Tarifrunden selbständig geführt werden muss. Arbeiterkämpfe sind gerade auch jetzt, im begonnenen Wahlkampf, sehr bedeutend. Dafür gilt es, die volle Initiative zu entfalten. Solche kämpferischen Entwicklungen wollen die Monopole, ihre Geschäftsführungen in den Regierungen und die Vertreter der Klassenzusammenarbeitspolitik verhindern und fürchten sie. Darum auch der Versuch eines schnellen Abschlusses in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie.
Der Übergang zu konzernweiten Kämpfen und über Konzerne hinaus, verbunden mit Demonstrationen und dem Kampf der breiten Massen ist der Weg der Arbeiteroffensive. Diese Entwicklung zu fördern ist wesentlicher Bestandteil des Wahlkampfs der Internationalistischen Liste/MLPD. Eine Unterschrift für die Wahlzulassung dieser Liste ist nicht nur ein Protest gegen die undemokratische Wahlbehinderung, sondern auch ein Protest gegen die arbeiterfeindliche Politik.
Jetzt ist Arbeiterpolitik gefragt!