Palma de Mallorca
Für die Wahlzulassung unterwegs am Ballermann
Leider erst spontan auf dem Urlaubsrückweg zum Flughafen in Palma de Mallorca kam uns die Idee, am Ballermann noch ein wenig Unterschriften für die Wahlzulassung der MLPD zu sammeln.
"Hola, habt ihr zwei Minuten für Politik?" "Immer doch!" antwortete eine sechsköpfige Gruppe Arbeiter. "Wir sind von der MLPD und sammeln Unterschriften für unsere Zulassung zur Bundestagswahl!" Einige wenige wollten im Urlaub ihre Ruhe davon haben, die meisten aber fingen gleich an zu politisieren.
"MLPD? Wer ist das?" - fragte ein Fortuna-Fan – um von seinem Club-Kollegen aufgeklärt zu werden: "Das sind die Marxisten-Leninisten, die echten Hardcore-Kommunisten! Ich hatte zwar nur eine Drei in Politik, aber das weiß man ja wohl."
Ein Ehepaar mit Schwiegermutter flanierte an uns vorbei. Der Mann hörte sich unsere Vorstellung an, nickte zustimmend und begann sofort, zu unterschreiben. Leider zum Missfallen von Ehefrau und Schwiegermutter, woraufhin ein etwas heftiger Streit ausbrach. Doch der Herr (er war wohlgemerkt nüchtern) unterschrieb in aller Seelenruhe. Zum Schluss wusste ich nur zu sagen, dass es mir leid täte, er aber das richtige getan habe. Toitoitoi.
Auch aus Bayern, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen erhielten wir Unterschriften. "MLPD? Das sind doch die mit dem Sozialismus, oder?" Für den einen Grund zu unterschreiben, für die anderen Grund für unentschlossenes Hin-und-hergerissen-sein oder auch für ein klares Nein.
Ein Pärchen fuhr uns an: "Bei uns seid ihr falsch – wir wählen AFD!" Da zogen sie auch schon von dannen, um sich in der spanischen Sonne von nordafrikanischen Servicemitarbeitern bedienen zu lassen.
Bei der jetzigen Regierung winkten alle nur ab. Eine gemischte Gruppe Senioren aus Hamburg schimpfte gleich wie die Kesselflicker auf die Ampel. Doch - MLPD? Nee, das ist zu extrem ... "Marianne, noch einen Aperol?", unterbricht eine Seniorin von hinten das Gespräch. "Nee, mir reicht's erst mal", antwortet Marianne und erklärt mir: "Wir hatten doch schon vier Sekt – und das aus Weingläsern!" Ich schaue auf meine Uhr: Es ist 11 Uhr morgens. Respekt! Nun ja, in diesem Zustand wollte ich Marianne keine Unterschrift abluchsen. Zumal ihr Mann gerade anfing, über die faulen Hafenarbeiter vom Burchardkai zu schimpfen. Nach einer kurzen Ansage zur Verteidigung der ebenso hart arbeitenden wie kämpfenden Kollegen vom Hamburger Hafen ging ich zum nächsten Tisch.
Leider empfing mich dort ein sehr schrill gekleideter Guru der Schinkenstraße, der sich als Geschäftsführer vorstellte und mich entschieden aufforderte, doch bitte zu gehen. Nunja, wir mussten sowieso zum Flughafen.
Am Flughafen hatte ich Glück: Gleich am ersten Tisch eine Gruppe Arbeiter aus Neuss. Der Wortführer entgegnete sofort: "Natürlich, da unterschreibe ich. Ich bin zwar kein Kommunist, aber ich verstehe den Gedanken von Karl Marx und der gehört auf den Wahlzettel. Außerdem: Je mehr kleine draufstehen, desto besser." Alle unterschrieben ohne Ausnahme in der fein säuberlichsten Normschrift. Gelernt ist gelernt! Doch, eine Ausnahme gab es: Zu unserer Schande hatten wir keine Liste aus Rheinland-Pfalz dabei!
Eine Gruppe Jugendliche erklärten sich als links, aber die MLPD sei ihnen dann doch zuuuuu links. Doch wie zur Versöhnung boten sie mir an: "Willst du vielleicht noch ein Radler? Wir haben viel zu viel gekauft und noch übrig!"
Ein paar weitere Gespräche z.B. mit einem Flüchtlingsgegner und Merz-Fan seien hier nur erwähnt. Ein Däne hätte sehr gerne mal für Marxisten-Leninisten unterschrieben, durfte aber leider nicht. Für eine Hamburgerin hatten wir leider auch keine Liste dabei.
Keiner widersprach, viele nickten, viele wogen nachdenklich ab, wenn wir sagten: "Marx hat Recht behalten! Wir sind die Kapitalismuskritiker im Original. Und diese Position gehört auf den Wahlzettel!"
Ein schöner Übergang vom Urlaub in den Wahlkampf!