Griechenland

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Athen gedenkt des Aufstands, der 1973 die faschistische Junta zu Fall brachte

Am 17. November jährt sich zum 51. Mal die mutige Revolte am Polytechnion, die das Ende der brutalen Obristendiktatur besiegelte.

Von gis
Athen gedenkt des Aufstands, der 1973 die faschistische Junta zu Fall brachte
Das blumengeschmückte Denkmal am Athener Polytechnion am gestrigen 15. November (rf-foto)

Das griechische Volk, vor allem die Arbeiterklasse und die Kommunisten, hatten sechs Jahre lang gegen die Militärdiktatur gekämpft. "Die Volksfront ruft zum Widerstand, kein Grieche für die Junta!" heißt es in einem berühmten Lied. In den Novembertagen vor 51 Jahren revoltierten die Studentinnen und Studenten am Athener Polytechnion gegen die Junta, gegen die politische Unterdrückung an den Universitäten, gegen den Faschismus. Eine ihrer Kampflosungen war: "Sechs Jahre sind zu lang. Sieben werden es nicht. Jetzt oder nie: Heute Nacht stirbt der Faschismus!"

 

Der Aufstand verband sich mit anderen Jugendrevolten in Griechenland und vor allem mit den Arbeitern und den breiten Massen, die in den wichtigsten Zentren der Großstädte demonstrierten. Das war der entscheidende Anstoß für den Sturz der Papadopoulos-Diktatur. Die Arbeiterkämpfe brachten sie zu Fall. Vorher setzte sie noch mit aller Brutalität den staatlichen Gewaltapparat ein. Am Polytechnion starben Studentinnen und Studenten durch Polizeikugeln. Ein Denkmal im Hof der Universitätsgebäude gemahnt daran. 1200 Menschen wurden verhaftet, die Hälfte waren Arbeiterinnen und Arbeiter.

 

In den Tagen um den 17. November 2024 ist das Denkmal über und über mit Blumen, roten Nelken, Kränzen und Bannern geschmückt. Tausende Studierende, Schüler, Jugendliche, ganze Familien, Arbeiter und Gewerkschafter versammeln sich in den Höfen des Polytechnions. Schulklassen kommen mit ihren Lehrerinnen und legen Blumen nieder. In den Straßen rund um die Universität reiht sich ein politischer Infostand an den anderen. 51 Jahre nach dem Aufstand ist er lebendig wie damals und tief in den Herzen und Köpfen des griechischen Volks verankert. Das wurde auch durch Rechtsentwicklung und faschistische Tendenz heute nicht ausgerottet.

 

Es ist kein rückwärtsgerichtetes Gedenken. Brennende aktuelle Anliegen prägen die Demonstrationen, Kundgebungen und Veranstaltungen. Die Solidarität mit dem Kampf des palästinensischen Volkes gegen Völkermord und Vertreibung und um seine Befreiung spielt eine Hauptrolle. Undenkbar, so sagt uns der Betreiber eines linken Buchladens, dass die Palästinasolidarität kriminalisiert und als "Antisemitismus" verunglimpft wird wie in Deutschland. Weitere Themen und Losungen snd "Brot, Bildung, Frieden, Freiheit".Am Sonntag wird es eine große Demonstration geben. Und landauf, landab mobilisieren Gewerkschaften und fortschrittliche Parteien für den Generalstreik am 20. November. Auch Verbände und Organisationen der Studierenden machen sich dafür stark.