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Was verdienen VW-Arbeiter?

Zum aktuellen Flugblatt "Tarif Aktuell 1" erreichte uns eine berechtigte Kritik eines Korrespondenten: „Ihr habt die Löhne viel zu niedrig angesetzt."

Von gg

Im Flugblatt heißt es: "Die BILD-Zeitung hetzt über angebliche 'Privilegien' der VW-Arbeiter: Ein VW-Montage-Arbeiter erhält durchschnittlich inklusive Zulagen 3.000 bis 4.000 Euro im Monat – brutto. Bei einem Durchschnitt von 3.650 Euro bleiben bei Steuerklasse Eins 2.370 Euro. Und das bei Schichtarbeit. Die gesamten sogenannten Personalkosten von VW liegen bei 15% am Umsatz – hier sind auch Manager eingerechnet. Allein die 10 Vorstandsmitglieder sacken sich 40 Millionen Euro im Jahr ein." Wie viel verdienen VW-Arbeiter also?

 

In dem kritischen Beitrag heißt es: "Wenn der Kollege Dreischicht mit gleichmäßig vielen Früh-, Spät- und Nachtschichten arbeitet, kommen auf das Brutto noch ca. 15 Prozent weitgehend steuer- und sozialabgabenfreie Schichtzulagen (ohne Sonn- und Feiertagsarbeit). Beispiel: Montagewerker nach Einarbeitung, Steuerklasse 1, keine Kirchensteuer: EG 8: 4107,00 Euro, Zulagen: 616,00 Euro, Netto: 2659,73 Euro + 616,00 Euro = 3275,78 Euro. Das sind 900 Euro mehr, als ihr ausgerechnet habt; es ist aber auch nicht einzusehen, dass wir uns mit weniger zufrieden geben“.

 

Die Aussage beruhte auf zwei Oberflächlichkeiten: Statt die Höhe der Löhne aus der Tabelle zum VW-Haustarif zu entnehmen, sind die Informationen über die Höhe der Löhne aus der Tabelle der "Volkswagen Group“. Diese bezieht sich in erster Linie auf Löhne der Leiharbeiter. Schockierend, dieser Niedrigstlohn, bei dem dann netto grade noch knapp 2.370 übrig bleiben. Allerdings ist das ohne Schicht- und andere Zulagen, während das im Argument fälschlicherweise behauptet wird, wenn es heißt "inklusive Zulagen".


Der Großteil der Kolleginnen und Kollegen bei VW, v.a. in den Montagewerken, arbeitet in Lohngruppe sieben bis neun und geht mit dem Bruttolohn von 3.914 bzw. 4.304 Euro nach Hause. Bei VW Kassel sind ca. 40-50 Prozent der gewerblichen Arbeiter in Lohngruppe 7 und 8. Das sind Montage- und Lagerarbeiter. Wir hätten deswegen den Bezug zur Lohngruppe 8 (4.107 Euro) zugrunde legen sollen.


Wir haben es überhaupt nicht nötig, bei den Löhnen tiefer zu stapeln, als sie wirklich sind. Für die harte Arbeit sind die Bezüge, die die Arbeiterinnen und Arbeiter im Monat netto auf der Hand haben, wirklich nicht üppig. Das sind bei Lohngruppe acht, gerade mal 2660 Euro und das bei den heutigen Miet- und Lebenshaltungskosten!

 

Sicherlich bekommen VW-Arbeiter in der Regel mehr Lohn als Beschäftigte nach normalem IG-Metall-Tarifvertrag. Sie sind aber auch besonders produktiv und werden besonders ausgebeutet. Im Flugblatt heißt es richtig: "Bei VW Baunatal liegt der Lohnanteil am Umsatz bei 1,5 Prozent. Gerade einmal 5 bis 10 Minuten von einer Stunde arbeitet ein VW-Arbeiter, um seinen Lohn zu erwirtschaften. Das zeigt, wie man bei VW ausgebeutet wird." Wir dürfen allerdings nicht mit künstlich niedrig behaupteten Löhnen die Situation überzeichnen, wie es bei dem Beispiel im Tarif Aktuell 1 der Fall war.

 

Im VW-Haustarifvertrag gibt es 22 (!) Entgeltstufen. Damit wird bewusste Spaltung betrieben: Warum soll ein Leiharbeiter, der dieselbe Arbeit macht wie ein Stammwerker 400 bis 500 Euro weniger Lohn bekommen? Und wie ist es gerechtfertigt, dass führende Angestellte bis zu 4000 Euro mehr bekommen als die Malocher in der Produktion und die Manageretagen das Hundertfache?


Das Ganze schreit danach, was bereits Karl Marx gefordert hat: "Nieder mit dem Lohnsystem".