Tarifrunde

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So tief können die Löhne niemals sinken …

So tief können die Löhne niemals sinken, wie es die Monopolverbände in den laufenden Tarifverhandlungen mit Mini-Angeboten oder Nullrunden provokativ fordern. In der Stahlindustrie sollen die für Februar vereinbarten Sonderzahlungen von 633 Euro mittels Zwangsfreizeit faktisch gestrichen werden.

Von kw

Durch Senkung der Löhne solle - so in allen Verhandlungsrunden gleichlautend - die internationale Wettbewerbsfähigkeit hergestellt werden. Das belegt bei Thyssenkrupp Steel angeblich auch der inzwischen abgeschlossene Verkauf des Elektrobandstahlwerkes in Nashik (Indien). Dieses Stahlwerk wurde 2018 als erster Produzent von kornorientiertem Elektroband (für Transformatoren) in Indien eröffnet. Der expandierende Stromnetz-Markt erfüllte sofort alle Erwartungen, aber der Sprung auf den indischen Subkontinent scheiterte.

 

Thyssenkrupp Steel nennt als Grund die hohen Lohn- und Transportkosten. Weil nämlich das Vormaterial von den Duisburger Stahlwerken über die Ozeane verschifft wurde. Als ob Indien nicht selbst über riesige Eisenerzvorkommen verfüge. Wie tief müssten denn die Löhne in Duisburg sinken, um mit indischen Stahlkonzernen, an die jetzt verkauft wurde, mithalten zu können?

 

Welch aberwitzige Folgen die kapitalistische Produktionsweise hervorbringt, zeigt folgendes Beispiel: Brasilianische Stahlproduzenten verschiffen ihr Eisenerz nach China, von wo es als Rohstahl wieder zurückkommt, weil die Verhüttung in China billiger ist als in Brasilien! Können die deutschen Löhne niemals mit denen in Brasilien oder China mithalten, so ist das immer noch nicht das Ende der Fahnenstange. Denn die Löhne in Indien betragen wiederum nur ein Viertel der Löhne in China.

 

Daran wird die ganze Absurdität und Fäulnis der kapitalistischen Art und Weise der internationalisierten Produktion deutlich. Statt den Stahl dort umweltschonend zu produzieren, wo die vorhandenen Rohstoffe abgebaut und verarbeitet werden können, wird er aus Profitgründen mehrfach rund um den Globus verschifft.

 

Würden die Arbeiterinnen und Arbeiter sich auf das Argument mit den zu hohen Lohnkosten einlassen, wäre das der Beginn eines spalterischen Unterbietungswettbewerbs zwischen den Arbeitern verschiedener Länder. Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

 

Dem Raubbau der Rohstoffe, der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen und der Vergeudung von Ressourcen durch unsinnige Transporte kann nur mit der sozialistischen Revolution ein Ende gesetzt werden. Denn im echten Sozialismus wird in Einklang von Mensch und Natur produziert. Die beste Vorbereitung dazu ist, wenn die Stahlarbeiter in Brasilien, China, Deutschland und Indien den Kampf für höhere Löhne und Gehälter in ihren Ländern mit dem Zusammenschluss für die internationale Arbeitereinheit für den echten Sozialismus verbinden.