Afghanistan
Moralministerium verbreitet Verbot von Bildern „lebender Dinge“
Der folgende Artikel (Auszüge) ist auf der Homepage der Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (RAWA) erschienen. Wir danken einem Korrespondenten aus Hagen für die Übersetzung:
Das afghanische Moralministerium hat Journalisten darüber informiert, dass ein Verbot der Aufnahme und Veröffentlichung von Bildern von Lebewesen schrittweise umgesetzt werden soll.
Das afghanische Moralministerium führt schrittweise ein Verbot für die Abbildung von Lebewesen in den Medien ein. Mehrere Provinzen haben entsprechende Beschränkungen angekündigt und einige Taliban-Funktionäre weigern sich, fotografiert oder gefilmt zu werden, erklärten Journalisten im ganzen Land gegenüber AFP.
Seit Mitte Oktober hat das Ministerium für die Verbreitung der Tugend und die Verhinderung des Lasters (PVPV) in einer Provinz nach der anderen Treffen mit Journalisten abgehalten.
Sie informierten Medienschaffende darüber, dass ein in einem kürzlich erlassenen Gesetz zu „Laster und Tugend“ verankertes Verbot der Aufnahme und Veröffentlichung von Bildern lebender Dinge – nämlich Menschen und Tieren – schrittweise umgesetzt werden würde.
Während der vorherigen Machtperiode der Taliban von 1996 bis 2001 war das Fernsehen völlig verboten. Seit dem Sturz der vom Westen unterstützten Regierung vor drei Jahren war jedoch kein vergleichbares Verbot mehr erlassen worden.
Viele Artikel des Gesetzes über „Laster und Tugend“, das die strikte Auslegung des islamischen Rechts durch die Taliban-Regierung festlegt und umfassende Verhaltensregeln enthält, werden unterschiedlich durchgesetzt.
Journalisten äußerten jedoch ihre Besorgnis über die Möglichkeit eines flächendeckenden Durchgreifens. Afghanistan wäre dann das einzige Land mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit, das derartige Verbote verhängen würde.
„Ich habe ein sehr ungutes Gefühl dabei – das Aufnehmen von Fotos und Bildern ist ein untrennbarer Teil des Journalismus“, sagte ein Journalist in der zentralen Provinz Daikundi gegenüber AFP und bat aus Angst vor Repressalien darum, anonym zu bleiben.