Leserbrief
Gedanken zum Buch „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftwissenschaften, der Religion und der Kultur“
In dem Interview mit Stefan Engel steht ganz zu Beginn bezogen auf die Neuerscheinung die Frage: „(…) Sind das wirklich die brennenden Themen der Zeit, wie es die Reihe Revolutionärer Weg beansprucht?" Stefan Engel beantwortet die Frage überzeugend und annähernd allseitig.
Ja, Kultur ist ein brennendes Thema der Zeit. Einerseits, was „Kultur im engeren Sinne“, also Musik, Literatur, Theater, Film etc. betrifft, aber auch, und da ganz besonders, Kultur im allumfassenden Sinne. Kultur, das Wort beschreibt und umfasst die gesamten Lebensfragen der Menschen, der Völker. Dabei ist zu beachten: Kultur ist nicht klassenneutral. Aber gerade die „Kultur im engeren Sinne“ hat das Potential, Klassenunterschiede, Klassenwidersprüche zu verwischen. Das wird in dem Interview von Stefan Engel am Beispiel Fußball-Fanclubs verdeutlicht.
Vom proletarischen Klassenstandpunkt ausgehend wird in dem Buch von einer „Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur“ gesprochen. Demgegenüber steht natürlich die proletarische Kultur, bzw. stehen die Kulturen der ausgebeuteten und unterdrückten Menschen, Bevölkerungsschichten, Nationen, Völker – als positives Gegenstück.
Wenn wir uns mit dem Gesamtthema beschäftigen, gehört dazu auch, dass es bei verschiedenen Völkern natürlich unterschiedliche Kulturen gibt - bzw. deren Ausdruck, zunächst mal offensichtlich und augenscheinlich sichtbar in Sprache, Kleidung, Musik, Essensgewohnheiten … Dinge, die von Angehörigen anderer Völker, man sagt auch Kulturkreise, als anders, manchmal als seltsam wahrgenommen werden.
Wenn dann Angehörige unterschiedlicher Kulturkreise zusammentreffen, hat das das riesengroße Potential der kulturellen Bereicherung aller Beteiligten. Das ist hier die positive Seite.Doch hier haben wir auch ein negatives Gegenstück: die Ablehnung der Kultur der einen durch die anderen. Etwas, was wir leider täglich zu beobachten haben: in Fremdenhass, in Rassismus. In Gewalt gegen Ausländer, sei diese verbal oder körperlich.
Sich auch damit auseinanderzusetzen, auch mit diesem Buch neue, weitere Argumente für Diskussionen, Rüstzeug zu erhalten im Kampf gegen die zu beobachtende Rechtsentwicklung in vielen Staaten, gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus – das ist eine meiner Erwartungshaltungen an das Buch. Das Buch ist – vor allem, wenn sich diese meine Erwartungshaltung erfüllt – gerade in unserer heutigen Zeit sehr wichtig, womit wir am Beginn dieses Beitrags, und der Eingangsfrage des Interviews wieder angekommen wären.